Katar gegen den Rest Kataloniens

Josep Maria Bartomeu (l.) und Joan Laporta (r.) sind die beiden Hauptkandidaten
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Joan Laporta

Das Personal: Laporta war bereits von 2003 bis 2010 Präsident des FC Barcelona und arbeitete zuletzt mehr oder weniger erfolgreich in der Lokalpolitik. Bei seinem Abschied hatte er viele seiner Unterstützer verloren, erneut antreten durfte er nicht. Rosell gewann die anschließenden Wahlen mit einer noch nie da gewesenen Mehrheit.

Für seine nächste Amtszeit hat er sich prominente Unterstützung geholt. Eric Abidal ist der erste, der in diesem Zusammenhang genannt werden muss. Der Franzose wird als neuer Sportdirektor antreten, sollte Laporta die Wahlen gewinnen - die Wirkung dieser Bekanntgabe dürfte unumstritten sein. Dazu baut Laporta auf eine breit gefächterte Unterstützung. Johan Cruyff erklärte seine Sympathie und ließ sich mit dem Kandidaten ablichten, mit Lionel Messi habe Laporta laut eigenen Aussagen eine "sehr gute Beziehung."

Auch diverse Andeutungen von Xavi und Carles Puyol ließen auf Rückendeckung für Laporta schließen. Wirklich entscheidend dürfte hinter den Kulissen Jose Ramon Alexanko werden. Der Baske spielte lange für Barcelona und wird die sportliche Koordination übernehmen, ganz besonders im Jugendbereich.

Das Programm: Eben dieser Jugendbereich ist eine der Säulen, auf die Laporta sein Wahlprogramm aufbaut. Er wird nicht müde zu betonen: "La Masia, Cruyff, UNICEF und Katalonien." Im Grunde will der 53-Jährige zurück zum romantischen Barcelona. Das Barca mit UNICEF auf der Brust und ohne Trikotsponsor. Das Barca, dessen erste Mannschaft sich aus zahlreichen Spielern aus der eigenen Jugend zusammensetzt und dessen Jugendteams Wettbewerb für Wettbewerb dominieren.

Er will die Ideologie von Cruyff weiterführen und Barcelona wieder zu mehr als einem Verein machen. Hierbei beweist er auch Gespür für den Willen der Fans und kündigte an, vierteljährlich Finanzberichte öffentlich zu machen, sowie die Fans bei weniger weitreichenden Entscheidungen abstimmen zu lassen. So soll über das Trikot für die Saison 2016/17 offen diskutiert werden können, Laporta will zwei mögliche Desings zur Wahl stellen.

Allerdings, und das war schon der Schwachpunkt seiner ersten Jahre, spricht Laporta nicht gerne über Finanzen. Er habe Angebote, um Katar vom Trikot zu verdrängen, das machte er klar. Doch wie er plant, den Verein in Sachen Vermarktung und Umsatz in Sphären der Konkurrenz zu halten, verrät er im Gegensatz zu Bartomeu nicht. Nur eines ist klar: Katar muss weg.

"Wir werden die Entscheidung der Fans im Falle Espai Barca akzeptieren", ist er zudem gegenüber dem Großprojekt Stadionrenovation aufgeschlossen. Dennoch habe er noch seine eigenen Pläne in der Schublade, sein 300-Millionen-Vorschlag wurde jedoch vor einigen Jahren abgelehnt - er war Vize Rosell damals zu teuer.

Der Wahlkampf: Laporta ist omnipräsent, seit er seine Kandidatur öffentlich gemacht hat. Hier ein Interview, dort ein Fan-Klub-Besuch. Immer schießt er gegen die derzeitige Führung: "Ich will nicht, dass sie Barca verlassen. Ich will, dass sie endlich aufhören, uns alle anzulügen." Mit der Vorstellung von Abidal als Sportdirektor landete er einen Kracher, wenig später erhielt er Unterstützung von Pep Guardiola, die unglaublich wertvoll ist.

Er wird nicht müde zu betonen, wie gut seine Kontakte sind, wie weit Verhandlungen mit potentiellen Partnern sind und wird dabei auch von seinem Team unterstützt. Alexanko wetterte jüngst gegen das Management im Jugendbereich und hängte sich dabei besonders am Abstieg der B-Mannschaft auf, Abidal verriet, dass er sich bereits per SMS um Paul Pogba bemühe.

Pogba ist ohnehin ein wichtiges Thema in diesem Wahlkampf. Das Angebot des FC Barcelona an Juventus sei "lächerlich" gewesen, so Laporta, der lieber Vitamin B einsetzt und Gespräche mit Juventus derzeit noch meidet. Er verhandelt, beziehungsweise trifft sich regelmäßig mit Berater Mino Raiola und will so das Gefühl vermitteln: Gewinnen wir, kommt Pogba nach Barcelona.

Die Chancen: In der Vorausscheidung sammelte Laporta 4803 Stimmen, momentan noch deutlich zu wenig. Dabei ist er die größte Hoffnung der Bartomeu-Gegner. Laporta hat die Beziehungen, die Erfahrung und vor allem das nötige Gespür, um die richtigen Gesprächsthemen anzugehen. Seine Team-Auswahl zeigt zudem, worauf Laporta setzt. Er ist ein Fußball-Romantiker, das kommt in Katalonien eigentlich gut an.

Das Problem ist und bleibt sein Abgang vor fünf Jahren. Das neue Präsidium hat es geschafft, sicher nicht komplett ohne Grundlage, Laporta in einem schlechten Licht darstehen zu lassen. Er sei für ein Minus von über 70 Millionen Euro verantwortlich gewesen, habe Stars von Privatdetektiven überwachen lassen und seine Stellung mehrfach für dubiose Geschäfte ausgenutzt. Der Usbekistan-Fall hängt ihm noch immer an. Dazu sei das ein oder andere Mal Geld aus den Klubkassen für private Vergnügen draufgegangen.

Er muss darauf hoffen, dass viele Stimmen derer, die es nicht durch die Vorauswahl geschafft haben, bei ihm landen. Der Imageverlust für Bartomeu und Co. nach dem Neymar-Transfer hat noch nicht genug in die Karten Laportas gespielt.

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