Katar gegen den Rest Kataloniens

Josep Maria Bartomeu (l.) und Joan Laporta (r.) sind die beiden Hauptkandidaten
© getty

Der FC Barcelona wählt am 18. Juli einen neuen Präsidenten. Die Entscheidung reicht weit, bis mindestens 2021 bleibt der gewählte Mann im Amt. Macht Josep Maria Bartomeu das Rennen oder doch Herausforderer Joan Laporta? SPOX stellt beide Favoriten und die Underdogs vor.

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Josep Maria Bartomeu

Das Personal: Bartomeu ist seit dem Rücktritt von Sandro Rosell Präsident des FC Barcelona. Er übernahm das Amt ohne gewählt zu sein. Nach der Niederlage in der abgelaufenen Saison gegen Real Sociedad im Januar und dem damit verbundenen Aufruhr rief er jedoch Neuwahlen aus.

Sein Team ist schnell gefunden, es sind die Männer, die ihn bereits jetzt bei der Leitung des Vereins unterstützen. Im Hintergrund steht Ex-Präsident Rosell weiter wie ein dunkler Schatten, viele Katalanen sehen Bartomeu nur als dessen verlängerten Arm. Das Ass im Ärmel ist Luis Enrique, denn den Triple-Trainer holte sein Team ins Boot.

Das Programm: Spricht Bartomeu über das Barca der Zukunft fällt immer und immer wieder der Ausdruck "Espai Barca". Das rund 600 Millionen Euro schwere Programm boxten er und Vorgänger Rosell durch. Der Plan beinhaltet den modernsten und vielleicht sogar größten Sportpark Europas mitten in der Innenstadt Barcelonas.

Das Camp Nou soll in mehreren Schritten ausgebaut und renoviert werden, dazu kommen neue Einrichtungen rundherum. Die Mitglieder durften abstimmen: Renovierung oder Neubau und entschieden sich deutlich für die Renovation. Dazu steht Bartomeu wie kein anderer für die Zusammenarbeit mit Katar.

Wird er wiedergewählt, wird auch der Vertrag mit Qatar Airways um weitere fünf Jahre verlängert, weitere Kooperationen scheinen nicht unwahrscheinlich. Der 52-Jährige steht so oder so für das wirtschaftliche Denken hinter dem Klub, seine Wahlkampagne beschäftigt sich viel mit Ticket-Preisen und dem Ausbau von Umsatz und Gewinn.

Selten bis gar nicht spricht er dagegen über die Nachwuchsarbeit. Bartomeu konzentriert sich auf aktuelle Themen, wie zuletzt den FIFA-Skandal, als er sich offen gegen Sepp Blatter stellte und jegliche Entschuldigungsversuche des Weltverbands aufgrund des verhängten Registrierungsverbots ausschlug.

Möglicher Stolperstein könnte seine Linie in Sachen Politik werden. "Wir wollen einen unabhängigen Klub", twitterte er kürzlich, dabei hausierte der Klub bisher weltweit für die katalanische Unabhängigkeit und ist historisch mit diesem Ziel eng verbunden.

Der Wahlkampf: Bartomeu führt den Wahlkampf nicht so aggressiv wie seine Kollegen, lässt dafür aber Taten sprechen. Seit er die Wahlen ausgerufen hat, hat sich einiges geändert. Nicht nur, dass er den bei Fans unbeliebten Andoni Zubizarreta vor die Tür setzte, er ließ auch sonst keine Gelegenheit aus, die Wünsche der Öffentlichkeit zu erfüllen.

Während der Katalane jede Debatte meidet und auch sonst wenig Kommentare zu seinen Konkurrenten abgibt, hat er - trotz möglicher Abwahl am 18. Juli - dafür gesorgt, dass viele seiner Ansichten und Ideen vorerst bestehen bleiben. Mit Aleix Vidal kam der geforderte Rechtsverteidiger, dazu wurden noch zahlreiche Verträge verlängert: Jordi Alba und vor allem die abwanderungswilligen Alves und Pedro sowie Trainer Luis Enrique unterschrieben neue Arbeitspapiere. Bartomeu holte Arda Turan für 36 Millionen, der neue Präsident kann ihn jedoch mit einem dicken Minusgeschäft zurückverkaufen - sein Mittel gegen den Transfer von Pogba, den er nicht über die Bühne brachte.

In der Jugend etablierte er den bisherigen Coach der katalanischen Nationalmannschaft Gerard Lopez als neuen Trainer der zweiten Mannschaft und bremste damit die Bemühungen des Nachwuchs-Koordinator Jordi Roura aus, den angesehen Garcia Pimienta zu befördern. Dieser steht nun trotz jahrelanger Verdienste in La Masia ohne Mannschaft da.

Die Chancen: Wie die Vorauswahl bis zum 4. Juli bewies, stehen die Chancen extrem gut für Bartomeu. Er bedankte sich bei 9124 Mitgliedern und erreichte damit gut die doppelte Anzahl wie der schärfste Konkurrent Laporta. Bartomeu hat nicht nur die Erfolge in den letzten Jahren als Argumente auf seiner Seite, sondern auch das Triple aus dieser Saison. Dass er zudem Jahr für Jahr bessere Zahlen vermeldet, was die Wirtschaft des Klubs angeht, bringt ihm viele Wählerstimmen.

Es scheint, als wäre besonders der Teil der Fans gegen Bartomeu, die sich bemerkbar machen und laut sprechen. Die jüngeren Mitglieder, die sich über Soziale Medien und kleinere Medien informieren, haben sich schon lange losgesagt vom derzeitigen Präsidenten. Allerdings hält er die Anteile der Mitglieder, die sich klassisch über ihren Klub informieren. Direkt über lokale Zeitschriften wie SPORT oder MundoDeportivo, zu denen Bartomeu beste Beziehungen unterhält.

Des Weiteren erhält er Rückendeckung aus den zahlreichen Fanklubs, den Penyes, wie man sie in Katalonien nennt. Trotz Beteuerung, die Fans zu sich kommen zu lassen und sie nicht von sich überzeugen zu wollen, wurde wenig später bekannt, dass er einige dieser Klubs mit Geschenken bedacht hatte. Die älteren Mitglieder also, die einen Großteil ausmachen, stehen weiter auf der Seite des ungewählten Präsidenten. Obendrein hält sich das Gerücht hartnäckig, Bartomeu habe die Mitgliederlisten genutzt, um sich telefonisch bei diesen zu melden - eine Straftat, sollte es so sein.

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