Adrian und der seltsame Victor

Von Daniel Börlein
Rumänien, Team
© Getty

München - In den Niederlanden schlug man nach der Auslosung der EM-Gruppen kollektiv die Hände über dem Kopf zusammen.

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Da hatte das "Losglück" dem Team von Trainer Marco van Basten doch tatsächlich die beiden WM-Finalisten Italien und Frankreich beschert. Schlimmer geht es eigentlich nicht, sollte man meinen.

Doch mit Rumänien gesellte sich in Gruppe C auch noch ein Angstgegner der Niederlande dazu. In zwei Qualifikationsspielem verbuchten die Osteuropäer gegen die Elftal vier Punkte und kassierte gegen die Offensivwucht der Oranjes in beiden Partien keinen Treffer. Nicht umsonst gilt Rumänien als EM-Geheimtipp.

Zusammen mit dem früheren Auswahlspieler Florin Raducioiu (38), dem ehemaligen Starstürmer des AC Milan und VfB Stuttgart, stellt SPOX.com Rumänien vor.

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Die Stärken:

Die Hoffnungen ruhen auf der spielstarken Offensivabteilung mit Superstar Adrian Mutu und Stuttgarts Ciprian Marica. "Da haben wir zwei Spitzenspieler", so Raducioiu. "Die technischen Stärken der Mannschaft und die mannschaftliche Geschlossenheit sind in dieser starken Gruppe der Schlüssel zum Weiterkommen."

Eine gepflegte Spielweise ist ohnehin ein Markenzeichen der rumänischen Elf. Vom Rechtsverteidiger bis zur vordersten Spitze kann eigentlich jeder Akteur etwas mit der Kugel anfangen.

Die Schwächen:

Zum einen natürlich die Abhängigkeit von Mutu. Zum anderen, so erklärt Raducioiu, "ist die Mannschaft auf den Außen schwach aufgestellt, sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld. In der Defensive wird vieles davon abhängen, ob Christian Chivu als Innenverteidiger auflaufen darf - oder wo anders aushelfen muss."

Und noch eine weitere Schwachstelle hat Raducioiu ausgemacht: "Ein typisch rumänisches Problem ist auch die mentale Schwäche. Liegen wir einmal zurück, wird meist aufgegeben und sich hängengelassen, anstatt bis zum Ende weiter zu kämpfen."

Der Trainer:

"Victor Piturca ist ein seltsamer Typ. Er spricht nicht gerne und hat deshalb Probleme mit der Presse", so Raducioiu. "Dennoch leistet er sehr gute Arbeit. Taktisch legt er vor allem auf ein kompaktes Auftreten großen Wert."

Die Rumänen bevorzugen ein 4-4-1-1-System, in dem Mutu mit allen Freiheiten ausgestattet ist. Er lässt sich dabei immer wieder weit zurückfallen, schleppt die Bälle und kurbelt das Spiel an. Die Defensive ordnet Inter Mailands Chivu, entweder als Abräumer vor der Abwehr oder in der Viererkette.

Der Spieler im Fokus:

Ohne Frage: Adrian Mutu. "Er kann den Unterschied zugunsten unserer Mannschaft ausmachen. Vieles wird von ihm abhängen. Wenn es bei ihm nicht läuft, läuft es zu 90 Prozent bei der Mannschaft nicht", so Raducioiu.

Auch wenn der Angreifer vom AC Florenz charakterlich nicht immer einwandfrei auftritt, ist er im Team unumstritten.

Die Prognose:

Rumänien ist sicher der krasse Außenseiter in dieser Gruppe. Doch schon in der Quali hat das Team gegen die Niederlande bewiesen, zu was es im Stande ist. "Wir haben nichts zu verlieren und viel zu gewinnen", so Raducioiu.

"In Frankreich beispielsweise wird Rumänien durchgängig unterschätzt und als leichter Gegner betrachtet. Sollte das auch bei den anderen beiden Teams der Fall sein, könnten wir tatsächlich gute Chancen aufs Weiterkommen haben."

 

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