Oranje zerlegt den Weltmeister

Von Florian Bogner / Daniel Börlein
Niederlande, Buffon, Sneijder
© Getty

München/Bern - Paukenschlag in Gruppe C! Im ersten Spitzenspiel der EM haben die Niederlande Weltmeister Italien verdient mit 3:0 (2:0) besiegt und für ein erstes Ausrufezeichen gesorgt.

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Vor 32.000 Zuschauern im ausverkauften Berner Stade de Suisse erzielten Ruud van Nistelrooy (26.), Wesley Sneijder (31.) und Giovanni van Bronckhorst (79.) die Treffer für das Team von Bondscoach Marco van Basten.

Italien, das den Ausfall des verletzten Innenverteidigers Fabio Cannavaro nicht kompensieren konnte, steht damit schon mit dem Rücken zur Wand. 

Die Elftal übernimmt durch den ersten Sieg über Italien seit 30 Jahren die Tabellenführung vor Frankreich und Rumänien, die sich zuvor 0:0 getrennt hatten.

Der SPOX-Spielfilm:

12.: Toni kommt links im Strafraum zum Kopfball. Der Ball segelt zwei Meter am langen Pfosten vorbei. Di Natale wäre in der Mitte vollkommen frei gewesen.

18.: Kuyt schickt van Nistelrooy allein auf Buffon zu. Van Nistelrooy umspielt den Keeper und wird leicht touchiert, hält sich aber auf den Beinen. Der Ball springt dann zu weit weg.

26., 1:0, van Nistelrooy: Nach einer Ecke zieht Sneijder von der Strafraumgrenze ab, van Nistelrooy hält den Fuß rein und der Ball schlägt unhaltbar für Buffon im Kasten der Azzurri ein. Panucci hebt, im Aus liegend, das Abseits auf. Knifflig!

31., 2:0, Sneijder: Nach einer Italien-Ecke klärt van Bronckhorst auf der Linie und startet dann durch. Langer Diagonalball auf Kuyt. Kuyt legt mit dem Kopf auf Sneijder ab, der setzt den Ball volley an Buffon vorbei ins Netz.

43.: Van Nistelrooy spaziert leicht abseitsverdächtig nach einem Pass von van der Vaart allein auf Buffon zu. Der Keeper bleibt lange stehen und lenkt den Ball mit den Beinen über das Tor.

64.: Freistoß Italien, linke Seite. Pirlo guckt van der Sar aus und zirkelt den Ball auf die kurze Ecke - knapp vorbei.

70.: Pirlo steckt auf den eingewechselten Del Piero durch. Dessen Schuss von der Strafraumgrenze saust über den Querbalken.

76.: Toni nach einem Pass des eingewechselten Cassano frei vor van der Sar, doch sein Heber geht weit übers Tor.

78.: Zunächst vergibt Grosso frei vor van der Sar, dann angelt der Torhüter der Niederländer einen Pirlo-Freistoß aus dem bedrohten Eck.

79., 3:0, van Bronckhorst: Holland kontert Italien aus. Zunächst scheitert Kuyt an Buffon, bekommt aber den zweiten Ball. Seine Flanke drückt van Bronckhorst per Kopf über die Linie.

89.: Beinahe noch das 4:0. Der eingewechselte van Persie setzt sich gegen drei Mann durch und schießt nur knapp am langen Pfosten vorbei. 

So lief das Spiel: Das bislang beste EM-Spiel! Kaum Abspielfehler auf beiden Seiten, Hollands Offensiv-Trio Sneijder/van der Vaart/Kuyt brachte Italiens neu formierte Verteidigung immer wieder durcheinander. Van Nistelrooy vorne sehr beweglich, riss viele Löcher in Italiens Abwehr. Folgerichtig fielen die Tore. Italien in Durchgang eins zu behäbig im Spielaufbau, einzig Di Natale sorgte vorne für Betrieb. Toni nahm kaum am Spiel teil.

In der zweiten Halbzeit zog sich Holland etwas zurück und wurde prompt eingeschnürt. Bei Italien sorgten die eingewechselten Del Piero und Grosso für Belebung, Chancen wurden jedoch teils kläglich vergeben. Ein blitzsauber vorgetragener Konter brachte die Entscheidung.

Der Star des Spiels: Hollands Offensiv-Trio hinter den Spitzen. Wer sagte noch mal, Sneijder und van der Vaart würden zusammen nicht funktionieren? Sneijder ließ auf der ungeliebten linken Seite den Ausfall von Ryan Babel und Arjen Robben vollkommen vergessen, van der Vaart bestach mit starken Anspielen in die Spitze.

Die Gurke des Spiels: Italiens Innenverteidigung. Barzagli ohne Cannavaro neben sich zwei Klassen schlechter, Nebenmann Materazzi mit einigen Stellungsfehlern und unerklärlichen Schwächen bei hohen Bällen. Fazit: Der etatmäßige Kapitän fehlte an allen Ecken und Enden.

Die Lehren des Spiels: Hollands Mittelfeld ist in dieser Form das beste der EM: de Jong und Engelaar als starke Abräumer und Ballverteiler, davor ein dreiköpfiger Wirbelsturm, der kaum zu stoppen ist. Van Nistelrooy als Sturmspitze sowohl Prellbock als auch Vollstrecker. Italien auf der anderen Seite zu zaghaft über die Außen, vor allem von Panucci und Zambrotta kam viel zu wenig. Das Spiel nach vorne in dieser Form viel zu abhängig von Tonis Killerqualitäten und Pirlos Auge. Erwischen beide einen Durchschnittstag, geht nicht viel.

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