Torloser Auftakt in die Todesgruppe

Von Daniel Börlein / Florian Bogner
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© Getty

München/Zürich - Fehlstart für den Vize-Weltmeister: Der zweimalige Europameister Frankreich ist zum Auftakt der Killer-Gruppe C nicht über ein trostloses 0:0 gegen Rumänien hinaus gekommen und sorgte damit für die erste Nullnummer des Turniers.

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Gegen den vermeintlich schwächsten Vorrundengegner schaffte es die Equipe Tricolore nicht, sich klare Torchancen heraus zu spielen.

Vor 30.000 Zuschauern im ausverkauften Letzigrund in Zürich boten beide Teams über weite Strecken eine enttäuschende Vorstellung. Erst nach dem Wechsel nahm die Partie etwas Fahrt auf. Strafraumszenen gab es allerdings so gut wie keine. Im zweiten Spiel des Tages bezwangen die Niederlande Weltmeister Italien mit 3:0.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Frankreich muss auf den angeschlagenen Thierry Henry verzichten. Für ihn spielt Nicolas Anelka.

17. Traumpass von Makelele mit dem Außenrist auf Malouda. Lobont kommt aus seinem Tor und klärt ziemlich unkonventionell mit dem Knie.

33. Flanke von rechts von Ribery. In der Strafraum-Mitte kommt Anelka relativ frei zum Kopfball, doch der Ball geht einen Meter über das Tor. Immerhin!

43. Doppelpass zwischen Ribery und Benzema im Strafraum. Goian bekommt den Fuß dazwischen und lenkt den Ball aufs eigene Tor. Lobont ist aber zur Stelle.

49. Malouda spielt am linken Strafraumeck Contra schwindlig und sucht aus spitzem Winkel sofort den Abschluss. Der Ball geht aber zwei Meter über das rumänische Gehäuse.

51. Sagnol läuft Mutu nur im Dauerlauf hinterher, um ihn dann kurz vor dem Strafraum von hinten umzugrätschen. Zu Recht Gelb! Den folgenden Freistoß semmelt Mutu in die Mauer.

57. Klasse Aktion von Ribery, der den Ball in den Rücken der Abwehr auf Benzema ablegt. Der Jungstar nimmt den Ball aus 16 Metern direkt, bringt ihn aber nur direkt auf Lobont.

83. Ribery gewinnt das Laufduell gegen Rat und setzt Gomis in Szene. Der verliert den Ball aber leichtfertig.

93. Niculae bringt den Freistoß scharf auf den ersten Pfosten, doch Makelele klärt vor Goian.

So lief das Spiel: Zehn Minuten sah das ganz ordentlich aus. Nicht viel Geplänkel, schnell nach vorne, Torabschluss. Dann war aber die Luft komplett raus. Ballquergeschiebe der aller schlimmsten Art, auf beiden Seiten. Frankreich mit mehr Ballbesitz, allerdings ohne Ideen, wie tief stehende und gut gestaffelte Rumänen zu knacken sind.

Nach der Pause Frankreich deutlich schwungvoller und bemüht, das Tempo hochzuhalten. Rumänien mutiger im Spiel nach vorne, ohne aber wirklich gefährlich zu werden.

Der Star des Spiels: Frankreich enttäuschend, Rumänien okay, mehr nicht - der Star des Spiels deshalb: Schiedsrichter Manuel Mejuto Gonzalez. Umsichtige Spielleitung, gute Auslegung der Vorteilsregel, autoritäres Auftreten, schlichtweg ein absolut tadelloser Auftritt des Spaniers.

Die Gurke des Spiels: Frankreichs Außenverteidiger. Eric Abidal vom FC Barcelona und Willy Sagnol vom FC Bayern - liest sich doch eigentlich ganz gut. Was beide allerdings ablieferten, war einfach nur schlecht. Linksverteidiger Abidal mit leichtsinnigen Ballverlusten im Spiel nach vorne und Nachlässigkeiten im Rückwärtsgang. Sagnol bot null Hilfe für Ribery auf rechts. Die üblichen Halbfeldflanken landeten im Nirvana. Auf dem Weg in die Defensive häufig nur Dauerläufer. Zudem ein dämliches Foul gegen Mutu.

Die Lehren des Spiels: Frankreich hatte zentral zwischen Angriff und Mittelfeld ein ganz großes Loch, was dazu führte, dass sich Benzema die Bälle weit in der eigenen Hälfte holen musste, dafür aber vorne fehlte.

Das Problem: Toulalan und Makelele bewegten sich nur parallel zur eigenen Viererkette, anstatt auch mal vertikal nach vorne zu stoßen. Malouda klebte stur an der Außenlinie. Ribery auf rechts nur halb so wertvoll, da seine Stärke, nach innen zu ziehen, dort nicht zum Tragen kam. Mit dieser Offensivleistung wird's mit dem Weiterkommen schwer.

Bei Rumänien weiß jeder, was er zu tun hat - und tut das dann auch. Links in der Viererkette war Rat ein kleiner Schwachpunkt, vorne fehlte etwas der Mut. Dennoch: Agiert die Piturca-Elf auch in den kommenden beiden Partien derart diszipliniert, wird's auch für Italien und die Niederlande ungemütlich werden.

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