Elftal mit weißer Weste

Von Daniel Börlein / Jochen Tittmar
em 2008, niederlande, rumänien
© Getty

München/Bern - Im mit 30.777 Zuschauern ausverkauften Stade de Suisse in Bern hat die Niederlande auch ihr drittes Gruppenspiel gewonnen. Gegen Rumänien setzte sich die Elftal mit 2:0 (0:0) durch.

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Nach torloser erster Hälfte erzielten Klaas-Jan Huntelaar in der 54. Minute und Robin van Persie (87.) die Tore für die Niederländer, die im Vergleich zum 4:1-Sieg gegen Frankreich ihre Startformation auf neun Positionen veränderten.

Die Niederlande qualifiziert sich damit ungeschlagen mit neun Punkten für das Viertelfinale und trifft dort am Samstag in Basel auf Russland oder Schweden.

Für Rumänien ist das Turnier mit zwei Punkten und dem dritten Platz vorzeitig beendet.

Der SPOX-Spielfilm: 

Vor dem Anpfiff: Marco van Basten hat seine Mannschaft auf neun Positionen verändert. Aus der eigentlichen Stammelf sind nur noch Khalid Boulahrouz und Orlando Engelaar dabei.

4.: Flanke von der linken Seite von Mutu auf Niculae. Der dreht sich und schießt knapp rechts am Tor vorbei.

24.: Nach einem Einwurf kommt Mutu am Fünfmeterraum an den Ball und zieht aus der Drehung ab. Der Schuss wird von Bouma noch abgefälscht und geht am Tor vorbei.

31.: Mutu hat viel Platz und zieht aus zentraler Position 20 Meter vor dem Tor ab. Sein Schuss geht ganz knapp am rechten Pfosten vorbei.

33.: Pass in die Tiefe auf Boulahrouz. Der bringt den Ball an den Fünfmeterraum zu Huntelaar, doch der Ajax-Stürmer jagt die Kugel über die Querlatte.

37.: De Zeeuw setzt Huntelaar ein, der den Ball auf Robben abtropfen lässt. Der steht allein vor Lobont und schiebt die Kugel hauchdünn am linken Pfosten vorbei.

44.: Mutu mit dem Steilpass auf Rat, der links im Strafraum auftaucht. Rat passt in den Rücken der Abwehr, Codrea stürmt heran und schlenzt den Ball mit links über das Tor.

49.: Langer Ball von Heitinga auf van Persie, der den Ball wunderschön aus der Luft pflückt und nur noch Tamas gegen sich hat. Van Persie dreht sich um die eigene Achse und schießt mit rechts auf rechte untere Eck. Lobont ist unten und holt den Ball raus.

54., 1:0, Huntelaar: Afellay kommt auf der rechten Seite zur Flanke. Die verpasst Engelaar, aber Huntelaar hält den Fuß hin und trifft aus sieben Metern.

87., 2:0, van Persie: Engelaar spielt einen Diagonalpass auf van Persie, der links im Strafraum den Ball annimmt und die Kugel trocken mit links in den Winkel haut.

So lief das Spiel: Die Elftal von Beginn an mit mehr Ballbesitz und um Spielkontrolle bemüht, allerdings ohne den gewohnten Zug nach vorne. Vor allem die Außen wurden zu selten in Szene gesetzt. Rumänien, wie in den beiden vorherigen Partien, kompakt gestaffelt und bei Ballgewinn mit schnellen Gegenstößen. Gefährlich wurde die Piturca-Elf jedoch nur durch Weitschüsse. Insgesamt leichte Vorteile für die Niederlande.

Nach der Pause dominierte die Elftal das Spiel eindeutiger. Rumänien mit großen Problemen, den Ball zu behaupten und sich aus der eigenen Hälfte zu befreien. Folgerichtig fiel der Treffer durch Huntelaar. Auch nach dem Rückstand war Rumänien nicht in der Lage, Chancen zu erzeugen. Die Niederländer wirkten bei ihren Kontern weitaus gefährlicher und machten kurz vor Schluss durch van Persie alles klar.

Der Star des Spiels: Das Selbstbewusstsein der Niederländer. Ganz leicht hätte man sich aus Oranje-Sicht eines weiteren Mit-Favoriten um den EM-Titel entledigen können, hätte man die Rumänen gewinnen lassen. Doch weit gefehlt. Die Elftal dominierte den Gegner auch mit der vermeintlichen B-Elf, fuhr den dritten verdienten Sieg ein und gab damit eine klare Botschaft an die Konkurrenz ab: Es kann auch in den nächsten Partien kommen wer will, wir fürchten niemanden!

Die Gurke des Spiels: Die Angst der Rumänen. Die Piturca-Elf hatte die große Möglichkeit, für eine Sensation zu sorgen und in der Todesgruppe Italien und Frankreich aus dem Turnier zu werfen. Doch dafür präsentierten sich die Rumänen gegen die Niederlande zu ängstlich, zu harmlos. Selbst nach der Führung der Italiener im anderen Spiel trauten sich Mutu und Co. nicht weiter in die Offensive. Fazit: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Die Lehren des Spiels: Die B-Elf der Niederlande trat couragiert und motiviert auf, keine Anzeichen für Wettbewerbsverzerrung. Allerdings fehlte es doch häufig an der Feinabstimmung. Vor allem das Zusammenspiel von Außenverteidiger und Außenstürmer funktionierte links wie rechts nur mangelhaft, wodurch Huntelaar im Zentrum meist in der Luft hing.

In der Mittelfeldzentrale nahm de Zeeuw den Platz von de Jong ohne Qualitätsverlust ein. Auch Heitinga empfahl sich mit glänzendem Stellungsspiel und gutem Spielaufbau für weitere Aufgaben.

Rumänien trat wie immer defensiv gut organisiert auf, dieses Mal mit Kapitän Chivu zentral vor dem Abwehr. Allerdings hatten die Rumänen vor allem auf den Außenbahnen Probleme bei Pässen in die Tiefe. Zudem ist das Offensivspiel doch äußerst limitiert. Der erste Ball nach vorne geht eigentlich immer an Mutu, der es dann meist auf eigene Faust versucht. Auf Dauer ist das zu wenig.

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