In der DNA programmiert

Von Christian Bernhard
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© Getty

München - 23 Monate nach dem Triumph bei der WM in Deutschland greift Italien in Österreich und der Schweiz nach dem EM-Titel.

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Dafür müssen die Azzurri allerdings den Negativtrend bei Europameisterschaften stoppen. Bei den letzten vier kontinentalen Titelkämpfen überstand die Squadra Azzurra nämlich nur einmal die Vorrunde.

Das vorzeitige Aus bei der EM 2004 in Portugal kostete Nationaltrainer Giovanni Trapattoni den Job. Seitdem hat sich aber einiges geändert. Bei der WM 2006 war keine Mannschaft besser als Italien. "Die Azzurri werden auch diesmal nur schwer zu schlagen sein. Sie wissen, wie man gewinnt", sagt Amedeo Carboni (43).

Zusammen mit dem ehemaligen Nationalspieler, der unter anderem bei AS Rom und beim FC Valencia unter Vertrag stand, stellt SPOX.com Italien vor.

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Die Stärken:

Die Defensive ist seit jeher das Prunkstück der Azzurri und im Mittelfeld kann Trainer Roberto Donadoni auf jede Menge laufstarke und einsatzfreudige Spieler a la Gennaro Gattuso bauen. Das Spiel nach vorne wird vom glänzenden Strategen Andrea Pirlo organisiert und im Angriff vollendet Luca Toni. Die Achse Buffon-Cannavaro-Pirlo-Toni sucht in Europa seinesgleichen. 

Die größte Stärke sieht Carboni aber im psychologischen Bereich. "Andere Teams mögen vielleicht bessere Einzelspieler im Kader haben, in Sachen Charakter kann den Azzurri aber niemand das Wasser reichen. Die Mannschaft ist gewohnt zu leiden und kann mit dem Druck perfekt umgehen. Außerdem kann sie sich im Verlauf eines Turniers immer steigern."

Die Schwächen:

Die Defensiv-Stärke hin oder her: "Die italienischen Abwehrspieler sind technisch nicht so stark wie die Niederländer oder Spanier, die auch von hinten heraus das Spiel öffnen können", sagt Carboni. "Wenn die Gegner die ballführenden Verteidiger früh angreifen und Druck auf sie ausüben, bekommen sie Probleme."

In der Sturmmitte gibt es zu Luca Toni keine Alternative. Der Bayern-Stürmer ist für das 4-3-3-System unverzichtbar. Sein designierter Ersatz Marco Borriello traf zwar in der abgelaufenen Serie-A-Saison 19 Mal, weist allerdings keine internationale Erfahrung vor.

Der Trainer:

Roberto Donadoni übernahm das schwere Erbe von WM-Trainer Marcello Lippi. Schlussendlich führte er die Squadra Azzurra aber relativ sicher zur EM und wurde dafür mit einem neuen Vertrag bis 2010 belohnt.

"Donadoni war vor nicht allzu langer Zeit selbst noch ein Topspieler und weiß deshalb, was in den Köpfen seiner Spieler vorgeht. Das Team vertraut ihm, da er mit großem Einfühlungsvermögen sehr fair mit seinen Spielern umgeht", lobt Carboni den Comissario tecnico.

Donadoni hat in der EM-Qualifikation mit Ausnahme des Heimspiels gegen Frankreich konsequent im 4-3-3-System gespielt. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Roberto dieses System beibehält. Mit Spielertypen wie Antonio Di Natale, Fabio Quagliarella und Mauro Camoranesi bietet es sich ja auch an", sagt Carboni.

Der Spieler im Fokus:

"Es ist zu einfach, Luca Toni eine gute EM zu prognostizieren", sagt Carboni.

Sein Geheimtipp: Sampdoria Genuas Enfant terrible Antonio Cassano. "Er kann zur Überraschungsfigur werden. Wenn er sich psychisch im Griff hat, kann er zum entscheidenden Mann werden. Denn technisch gehört er zum Besten, was es gibt."

Die Prognose:

Als amtierender Weltmeister kann das Ziel der Azzurri nur der EM-Titel sein. Allerdings müssen sich die Italiener erst in der "Todesgruppe" gegen Frankreich, die Niederlande und Rumänien durchsetzen.

"Ein realistisches Ziel ist das Halbfinale. Dann wird es auf die Tagesform ankommen", glaubt Carboni. "Bei so vielen Topmannschaften wie Italien, Frankreich, Deutschland oder Portugal wird es so oder so einige Enttäuschungen geben."

 

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