"Der Druck ist kaum auszuhalten": Versandet das Potenzial von Randal Kolo Muani bei PSG?

Von Oliver Maywurm
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Begleitet von vielen Nebengeräuschen und ob der enormen Ablöse auch hohen Erwartungen wechselte Randal Kolo Muani vergangenen Sommer zu Paris Saint-Germain. Seine erste Saison dort verlief ziemlich problematisch.

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Zu konstatieren, dass Randal Kolo Muani bisher noch nicht so wirklich angekommen ist bei Paris Saint-Germain, fühlt sich irgendwie seltsam an. Schließlich ist er ein Junge aus den Banlieues und stammt aus Bondy, nur wenige Kilometer von den Toren der französischen Hauptstadt entfernt. In Bondy erblickte übrigens auch Kylian Mbappé das Licht der Welt, ganz 15 Tage nach dem Ex-Frankfurter.

Für PSG und Kolo Muani schien dessen Transfer nach Paris im vergangenen Sommer daher irgendwie vorgezeichnet. "Es ist meine Heimatstadt, deshalb wollte ich alles tun, um hierherzukommen", betonte der Stürmer.

Nun, da Kolo Muanis erste Saison bei PSG auf ihr Ende zusteuert, muss man festhalten, dass er noch längst nicht den Einfluss haben konnte, den sich beide Seiten erwünscht hatten. Die Umstände des Wechsels inklusive Trainingsstreik bei Eintracht Frankfurt und die enorme Ablösesumme in Höhe von 95 Millionen Euro spielen natürlich - ob das nun fair ist oder nicht - zwangsläufig mit rein in die öffentliche Bewertung von Kolo Muanis bisheriger Zeit im Prinzenpark. Und die hohen Erwartungen konnte der 25-Jährige bis dato sicherlich nicht erfüllen.

Dabei war der Beginn noch vielversprechend verlaufen: Bei seinem zweiten Startelfeinsatz für PSG gelangen Kolo Muani beim 4:0 zuhause gegen Erzrivale Marseille ein Tor und ein Assist. Für einen Jungen aus Paris natürlich eine sehr große Sache.

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Randal Kolo Muani bei PSG: Nach vielversprechendem Start kam nicht mehr viel

Zwei Wochen später ließ er beim 3:1-Auswärtssieg in Rennes seinen zweiten Treffer folgen. Doch seitdem lieferte Kolo Muani nur noch unregelmäßig - natürlich auch, weil er im Star-Ensemble des französischen Meisters keineswegs beständige Stammkraft ist. Eine Situation, mit der ein Spieler, der vergangene Saison in Frankfurt noch der absolute Superstar und Fixpunkt seines Teams war, erst einmal richtig umgehen muss.

Zumal es offensichtlich ist, dass der Wechsel von der Eintracht zu PSG für Kolo Muani auch rein fußballerisch eine große Umstellung war. Im Gegensatz zu Frankfurt muss PSG viel häufiger und fast immer Gegner bespielen, die sich zurückziehen und tief verteidigen. Dass Kolo Muani zwei seiner größten Stärken, sein Tempo und das feine Gespür für die richtigen Laufwege in die Tiefe, dabei deutlich seltener ausspielen kann als noch bei der SGE, ist nur logisch.

"Kolo Muani kommt besser zur Geltung, wenn er in die Tiefe geschickt wird. Dort kann er sein Potenzial bestens ausschöpfen", sagte auch Ex-PSG-Stürmer Mickael Madar. "Bei PSG wartet er sehnsüchtig auf die Bälle und kann mit dem Rücken zum gegnerischen Tor kaum angespielt werden, weil er in diesem Bereich gewisse Defizite aufweist."

Rein zahlenmäßig steht der Vize-Weltmeister aktuell bei neun Toren in 39 Pflichtspielen für PSG. Eine unbefriedigende Bilanz, zumal zwei der neun Treffer aus dem 9:0-Kantersieg beim unterklassigen Klub Revel im Pokal resultierten. Und dann wird eben auch immer wieder die hohe Ablösesumme hervorgeholt, wenn es nicht läuft. Für ein angeknackstes Selbstvertrauen kann das sehr leicht Gift sein.

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Randal Kolo Muani bei PSG: "Der Druck ist kaum auszuhalten"

"Natürlich sind die Erwartungen nicht mehr die gleichen, wenn man Stürmer eines großen europäischen Vereins ist und in die Nationalmannschaft kommt, als wenn man die Farben von Nantes oder Frankfurt trägt", gab der ehemalige französische Nationalstürmer Djibril Cissé schon im November bei Sport1 zu bedenken. "Man trägt einen anderen Anzug, also sind die Leute weniger tolerant und deutlich weniger geduldig dir gegenüber und der Druck ist kaum auszuhalten."

Dass er die veränderten äußeren Einflüsse zunächst einmal richtig kanalisieren muss, gestand auch Kolo Muani selbst ein. "In Deutschland war ich selbstbewusst, deshalb war ich auf dem Spielfeld erfüllt. Ich muss nur glücklich und selbstbewusst sein, dann wird alles wie am Schnürchen laufen. Heute bin ich glücklich, aber ich bin nicht so glücklich wie in Deutschland", sagte er vor mehreren Wochen bei Onze Mondial.

Dabei ist es keineswegs so, dass Kolo Muani irgendwann schlichtweg keine Chancen mehr von Trainer Luis Enrique bekommen hätte. In der Champions-League-Gruppenphase stand er in allen sechs Partien in der Startelf von Paris, konnte jedoch kaum überzeugen und lieferte an Zählbarem lediglich ein Tor.

Randal Kolo Muani: Seine bisherigen Zahlen bei PSG

WettbewerbEinsätzeToreAssists
Ligue 12565
Champions League1010
Coupe de France321

Weil ihm Jungstar Bradley Barcola nach und nach den Rang ablief, kam er in den ersten vier K.o.-Spielen der Königsklasse dann nur zu drei sehr kurzen Joker-Einsätzen. Beim 0:1 im Halbfinalhinspiel bei Borussia Dortmund bekam er dann immerhin 25 Minuten, im Rückspiel am Dienstag wird es aber voraussichtlich wieder nur der Platz auf der Ersatzbank.

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Randal Kolo Muani hat seit Mitte Februar kein Tor mehr erzielt

Seit Mitte Februar, als er beim 3:1-Sieg gegen Lille zum Endstand traf, ist Kolo Muani kein Tor mehr gelungen und das, obwohl er in der Liga doch recht häufig von Begin an ran durfte.

Aus persönlicher Sicht wird der Ex-Frankfurter vermutlich darauf hoffen, kommende Saison, in seinem zweiten Jahr bei PSG, letztlich so richtig durchzustarten. Was ihm dabei zugutekommen könnte, ist ausgerechnet der wohl nahende Abschied seines Kumpels Mbappé in Richtung Real Madrid. Unter Enrique war Mbappé in letzter Zeit meist zentrale Spitze, nach seinem Abgang dürften sich nach aktuellem Stand Kolo Muani und Goncalo Ramos um diese Position duellieren.

Und logischerweise hat Kolo Muani den Anspruch, dem Spiel seines Herzensklubs dann doch noch seinen Stempel aufdrücken zu können. "Ich weiß, dass die Leute im Moment sagen: 90 Millionen für Kolo Muani, was ist das? Ich sage: Sie werden sehen. Ganz einfach", kündigte er bereits selbstbewusst an, dass es sein klares Vorhaben ist, die Erwartungen an ihn nach und nach zu erfüllen.

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