BVB - Mats Hummels wird zum Sinnbild von Borussia Dortmunds Sieg in Augsburg: Taten statt Worte

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmund geht als Tabellenführer in den letzten Spieltag. Während sich in dieser Spielzeit einige Spieler als die Gesichter der nur ein Sieg entfernten Meisterschaft feiern lassen dürfen, ist ein anderer in den entscheidenden Wochen zum geheimen Helden avanciert: Mats Hummels.

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Es lief bereits die 90. Minute, als sich Mats Hummels mit einem Cut und dickem Veilchen von zwei Betreuern gestützt Richtung BVB-Bank schleppte und kurz vor dem Ziel die rechte Faust ballte. Er sah, wohl nur mit einem Auge, den umjubelten Treffer von Julian Brandt zum 3:0-Endstand.

Der 34-Jährige war das Sinnbild des so wichtigen Erfolgs von Borussia Dortmund in Augsburg - sein erschöpftes Erscheinungsbild bezeichnend für die wiedererlangte Tabellenführung. Nach hartem Kampf, mit vielen Auf und Abs, befindet sich der BVB vor dem Showdown in der Pole Position auf dem Weg zur Meisterschale.

Hummels selbst diente bei seiner Auswechslung und schon auf dem Platz als fleischgewordene Erinnerung an seine Mitspieler, dass es um viel mehr als "nur" einen Sieg bei einem Verein aus dem Tabellenkeller geht.

Zum Beispiel, als er in der eigenen Hälfte einen hart umkämpfen Zweikampf gegen FCA-Angreifer Ermedin Demirovic gewann und dafür verdienten Szenenapplaus einheimste. Oder als er beim Stand von 1:0 seine Teamkollegen nach einer erneuten Konterchance für die Hausherren lautstark aufrüttelte. Zur ganzen Wahrheit gehört nämlich auch, dass der BVB trotz Überzahl unnötig passiv war, immer wieder den Schlendrian heraushängen ließ und Augsburg phasenweise einlud, doch noch den nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt mitzunehmen.

Die Qualität in der Offensive, Gregor Kobel sowie Hummels' aufopfernde Leistung führten aber letztlich dazu, dass der BVB den neunten Meistertitel am 34. Spieltag vor heimischer Kulisse gegen Mainz 05 aus eigener Kraft gewinnen kann.

BVB: Fans feiern Mats Hummels lautstark

Welchen Anteil Hummels an dem Sieg hatte, erkannten auch die zahlreich mitgereisten BVB-Anhänger. Sie skandierten seinen Namen lautstark und peitschten ihn regelrecht auf die ersehnte Bank, ehe die Rufe in ein Jubelmeer überschwappten. Nach Abpfiff war der schon wieder leicht erholte Hummels dann der erste, der zur Party im Auswärtsblock animierte.

Auf seine Ausstrahlung und Erfahrung kann der BVB auch beim großen Finale bauen. Denn Trainer Edin Terzic gab umgehend Entwarnung. Hummels wurde nach dem heftigen Knietreffer von Maximilian Bauer zwar "am Auge getackert" und habe "ein ganz schönes Veilchen" abbbekommen, aber, er sei "happy und wir uns sicher, dass es nichts ist, was ihn aus der Bahn wirft."

Hummels selbst schwieg hingegen. Mehr als ein "alles okay" in der Mixed Zone ließ er sich nicht entlocken. Er sieht aufgrund seiner unklaren Zukunft schon länger von jeglichen Interviews ab, was im Vergleich zu früher durchaus ungewöhnlich ist. Dafür gab es ein Bild von seinem Auge aus der Kabine mit den Worten "Worth everything" ("es hat sich alles gelohnt"). Mehr Worte waren jedoch auch nicht notwendig. Schließlich hatte er mal wieder Taten sprechen lassen.

Mats Hummels: Ein letztes Hurra im Ausland?

Taten, die auch einem frischgebackenen Meister in der kommenden Saison gut zu Gesicht stehen würden. Der Vertrag von Hummels läuft bekanntlich im Sommer aus. Wie es weitergeht, scheint aber noch völlig offen.

Dem Vernehmen nach liegt eine künftige Zusammenarbeit aber nicht am Verein, sondern an Hummels selbst. Ihm liegt bereits ein Angebot zu etwas geringeren Bezügen vor, er zögert er aber noch. Das hänge auch mit dem Interesse von Klubs aus Spanien und Italien zusammen, berichtet die Bild.

Ein letztes Hurra im Ausland? Es wäre Hummels, der bislang ausschließlich in der Bundesliga gespielt hat, nicht zu verdenken. Zumal er sich zur neuen Saison sehr wahrscheinlich wieder hinter Niklas Süle und Nico Schlotterbeck einreihen müsste. Das war bereits in den ersten Monaten in diesem Jahr der Fall (104 Einsatzminuten zwischen Januar und März), ehe sich das eigentlich gesetzte Innenverteidiger-Duo abwechselnd verletzte.

In den seither sieben Startelf-Einsätzen in Serie glänzte er - abgesehen von kleineren Fehlern, die meist seinem Tempodefizit geschuldet waren - mit ansprechenden Auftritten. Im Schatten des überragenden Offensiv-Trios um Sébastien Haller, Julian Brandt oder von Jude Bellingham könnte Hummels zum heimlichen Helden der Meisterschaft avancieren.

FC Augsburg, Borussia Dortmund
© getty

Mats Hummels: Sebastian Kehl drängt auf Entscheidung

Den daraus resultierenden Konkurrenzkampf wünscht sich Terzic auch weiterhin, wie er auf der Spieltagspressekonferenz erklärte: "Mats ist in dieser Saison der verfügbarste Innenverteidiger. Wir wussten, wir konnten uns immer auf ihn verlassen. Das macht er herausragend gut."

Lange hat Hummels allerdings nicht mehr Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Darauf drängt auch Sportdirektor Sebastian Kehl, der "am besten vor Saisonende" Klarheit haben will.

Ein Treuebekenntnis von Hummels rund um eine Meisterfeier dürfte Kehl aber wahrscheinlich auch nicht stören, auch wenn er an diese noch keinen Gedanken verschwenden will.

BVB an der Spitze der Bundesliga: Die Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Borussia Dortmund3381:423970
2.Bayern München3390:375368
3.RB Leipzig3360:392163
4.Union Berlin3350:381259
5.Freiburg3350:42859
6.Bayer Leverkusen3357:461150
7.Wolfsburg3356:461049
8.Eintracht Frankfurt3356:51547
9.Mainz 053352:53-145
10.Köln3348:52-442
11.Borussia M'gladbach3350:55-540
12.Werder Bremen3351:63-1236
13.Hoffenheim3347:56-935
14.Augsburg3342:61-1934
15.Stuttgart3344:56-1232
16.Bochum3337:72-3532
17.Schalke 043333:67-3431
18.Hertha BSC3340:68-2826
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