FC Augsburg - Borussia Dortmund 0:3: BVB besteht Prüfung in Augsburg und ist auf Meisterkurs

Von SID
bvb-jubel-12001
© getty

Goldener Matchball für Borussia Dortmund im dramatischen Meisterkrimi: Die Mannschaft von Edin Terzic hat die Steilvorlage von Bayern München dank Sebastien Haller gnadenlos ausgenutzt und durch ein 3:0 (0:0) beim FC Augsburg vor dem Saisonfinale die Tabellenführung übernommen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit einem Sieg am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Mainz wäre der BVB zum neunten Mal deutscher Meister, zum ersten Mal seit 2012.

Inmitten der schwarz-gelben Ekstase lachte Sebastien Haller bis über beide Ohren, dann lief er zum wilden Siegestanz vor der BVB-Kurve. Der ivorische Stürmer von Borussia Dortmund schreibt zehn Monate nach der Entdeckung seiner Krebserkrankung die schönste Geschichte dieser verrückten Bundesliga-Saison - und nur noch 90 Minuten fehlen nach dem 3:0 (0:0) beim FC Augsburg zum märchenhaften Meister-Ende.

Die sonst so wankelmütigen Dortmunder biegen im dramatischen Titelrennen gegen Bayern München tatsächlich in Führung auf die Zielgerade ein. "Es ist unglaublich. Niemals hätte ich vor sechs Monaten gedacht, dass ich in dieser Situation sein würde", sagte der überglückliche Doppeltorschütze. "Jetzt wollen wir das Allergrößte erreichen. Ich bin einfach nur stolz."

Kehl bremst: "Brauchen noch einmal 90 Minuten

Ein Sieg am Samstag gegen den FSV Mainz 05, dann ist vollbracht, worauf Millionen Fußballfans schon eine halbe Ewigkeit warten: Der Serienmeister aus München wäre nach zehn Jahren entthront. "Wir haben einen Riesenschritt gemacht", sagte Sebastian Kehl im DAZN-Interview. "Die Euphorie wird riesig sein, wir werden sie aufsaugen und mitnehmen."

Zu sehr wollte sich der Sportdirektor jedoch nicht mitreißen lassen: "Wir brauchen noch einmal 90 Minuten. Das dürfen wir uns jetzt nicht mehr nehmen lassen!"

Wer sah, wie groß die Erleichterung der Borussen war, wie Mats Hummels mit seinem Sohn Ludwig über den Rasen tollte und Edin Terzic einen Zeigefinger in die Luft stach, kann keine großen Zweifel mehr haben. "Ich will das wirklich nicht bremsen", sagte Kehl im Interview, "aber bitte lassen Sie uns das Fazit nächste Woche ziehen. Es ist noch nicht vorbei."

BVB nach Platzverweis lange in Überzahl

Die klar überlegene Borussia nutzte nach dem 1:3 der Bayern gegen Leipzig die Gunst der Stunde zum "goldenen Matchball": Vor 30.660 Zuschauern erzielte Torjäger Haller in der 59. Minute die Führung - und sechs Minuten vor dem Ende auch das zweite Tor. Julian Brandt (90.+3) traf zum Endstand. Der FCA spielte ab der 38. Minute in Unterzahl, nachdem Felix Uduokhai wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte.

Der BVB beendete auch seinen seit drei Monaten anhaltenden Auswärtsfluch. Seit dem 1:0 in Hoffenheim am 25. Februar hatte die Borussia in sechs Spielen auswärts nicht mehr gewonnen. Für den FCA, der nur in einem der letzten zehn Spiele erfolgreich war, wird es im Abstiegskampf nun noch einmal eng.

Die Dortmunder Fans waren schon vor dem Anpfiff meisterlich gestimmt. "Deutscher Meister wird nur der BVB", sangen sie lautstark. Die Zuversicht konnte selbst der Ausfall von Jude Bellingham nicht trüben. Der Jungstar fehlte wie erwartet wegen anhaltender Knieprobleme, er hofft aber auf ein Comeback gegen Mainz.

Haller erlöst Dortmund - Kobel rettet gegen Cardona

Auch ohne den Engländer übernahm die wild entschlossene Borussia die Initiative. Der FCA konnte sich vom Druck der Gäste kaum befreien. Brandt, Marius Wolf und Karim Adeyemi sorgten für Gefahr.

Es war ein Spiel auf ein Tor. Haller (20.) und Brandt (33.) scheiterten am stark reagierenden Tomas Koubek, dann traf Niklas Süle per Kopf nur den Pfosten (40.). Kurz davor war Uduokhai wegen einer Notbremse an Donyell Malen nach Videobeweis des Feldes verwiesen worden. Es war zumindest eine diskutable Entscheidung. Der FCA geriet fortan noch mehr in Bedrängnis. Bis zur Pause hielt das Bollwerk.

Auch nach dem Wechsel das gleiche Bild: ein BVB-Sturmlauf, bei dem Emre Can (54.) nur den Pfosten traf, ehe Haller die Borussia erlöste. Sein Schuss prallte aus vom Innenpfosten ins Tor. Die Freude hätte beinahe nur Sekunden gedauert, doch der eingewechselte Cardona fand bei der bis dahin einzigen FCA-Chance in Gregor Kobel seinen Meister.

Das Spiel änderte sich - der BVB zeigte Nerven, die Haller schließlich beruhigte.

FC Augsburg - Borussia Dortmund: Die Stimmen zum Spiel

Enrico Maaßen (Trainer FC Augsburg): "Meine Mannschaft hat alles gegeben. Die Schlüsselszene war natürlich die Rote Karte. Sie war sehr hart, auch wenn man sie geben kann. Das ist ärgerlich. Am Ende war es gegen diese individuelle Klasse nicht möglich, einen Punkt zu holen. Jetzt kommt in Gladbach natürlich noch mehr Druck dazu."

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Der Sieg war extrem wichtig. Als Augsburg müde wurde, waren die Jungs da. Das war richtig gut. Ich bin mit der Leistung und der Tabellenkonstellation sehr zufrieden. Es freut uns, dass wir überhaupt in dieser Situation sind. Dieses Jahr sind wir so nah dran wie lange nicht mehr. Aber wir sind noch nicht fertig."

FC Augsburg - Borussia Dortmund: Die Daten zum Spiel

Augsburg: Koubek - Pedersen (46. Colina), Gouweleeuw, Uduokhai, Veiga - Dorsch, Rexhbecaj (62. Cardona) - Engels, Demirovic (84. Arne Maier) - Yeboah (40. Bauer), Beljo (61. Berisha). - Trainer: Maaßen

Dortmund: Kobel - Wolf, Süle, Hummels (90.+1 Schlotterbeck), Ryerson - Can - Brandt, Guerreiro (80. Reus) - Malen (90.+2 Reyna), Adeyemi (72. Salih Özcan) - Haller. - Trainer: Terzic

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)

Tore: 0:1 Haller (58.), 0:2 Haller (84.), 0:3 Brandt (90.+3)

Zuschauer: 30.660 (ausverkauft)

Rote Karten: Uduokhai nach einer Notbremse (38.) -

Gelbe Karten: Beljo (2), Gouweleeuw (12), Demirovic (7) - Can (8), Adeyemi (9), Wolf (2)

Artikel und Videos zum Thema