FC Bayern München: Tiefe Sorgenfalten und Hoffnung vor dem Duell mit PSG

Von Tim Ursinus
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Der FC Bayern München hat endlich den ersten Heimsieg des Jahres eingefahren, vor dem Kracher-Duell mit PSG im Champions-League-Achtelfinale schlugen sowohl Trainer Julian Nagelsmann als auch einige Spieler allerdings Alarm. Klar ist: Der FCB hat noch einige Baustellen, die für ein Weiterkommen behoben werden müssen. Positive Aspekte gibt es aber auch.

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Wäre da nicht der Paris-Ausflug von Serge Gnabry oder das brisante Interview von Manuel Neuer würde sich beim FC Bayern vermutlich schon seit Wochen alles um das Achtelfinale in der Champions League gegen PSG drehen. Nun sind es nur noch drei Tage bis zum wegweisenden Hinspiel in der französischen Hauptstadt.

Umso bedenklicher ist es, dass es selbst nach dem 3:0-Sieg gegen den VfL Bochum tiefe Sorgenfalten beim deutschen Rekordmeister gibt. Die Probleme müssen schnell behoben werden.

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FC Bayern München: Das bereitet Sorgen für das PSG-Duell

"Wenn wir so spielen am Dienstag, wird es nicht reichen", sagte Trainer Julian Nagelsmann nach den ersten drei Punkten in der Allianz Arena seit dem Jahreswechsel und kündigte an: "Wir müssen in Paris ein überragendes Spiel machen."

In diese Kerbe schlugen in den Katakomben des Stadions auch Nagelsmanns Spieler. "Von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, reicht es am Dienstag nicht, da müssen wir schon noch eine Schippe drauflegen", erklärte beispielsweise Leon Goretzka. Es sind Worte, die vor dem Spiel gegen das Starensemble von Paris-Saint-Germain Sorgen bereiten, aber durchaus angebracht sind. Sie lassen sich nämlich auf gleich mehrere Baustellen zurückführen.

Da wäre zum einen der über weite Strecken behäbige Spielaufbau gegen einen VfL Bochum, dem das aufreibende Pokalspiel gegen den BVB unter Woche in Sachen Frische durchaus anzumerken war. Zu selten gelang es, die vordersten beiden Reihen der Gäste aus der eigenen Hälfte so zu überspielen, dass die Möglichkeit entstand, eine gefährliche Aktion folgen zu lassen. Das war vor der Winter-WM zum Teil noch nach Belieben gelungen. Zu oft fehlte es an der Breite, Spielverlagerungen auf die Außen wurden schmerzlich vermisst. Das Resultat: Bälle ins Zentrum, die nur sehr schleppend für Raumgewinn sorgten und teilweise in unnötigen Ballverlusten endeten.

"Ich glaube, gegen hohes Pressing, was jetzt nicht so aktiv war, wie es Bochum normal machen kann, weil sie ein anstrengendes Spiel in den Knochen haben und das auch nicht gewöhnt sind, musst du dich einfach aktiver bewegen", mahnte Nagelsmann wohl vorausschauend auf das Spiel in Paris an. Denn es sind genau diese Situationen, auf die PSG lauert. Ein Ballgewinn rund um die Mittellinie oder noch vorher, ein schneller Pass in die Spitze und die gegnerische Abwehr mit den vielen Alleskönnern (auch ohne den wohl verletzten Kylian Mbappé) überfallen. Das zeigten schon die letzten beiden Aufeinandertreffen in der Saison 2020/21, als die Bayern im CL-Viertelfinale an den Franzosen scheiterten, eindrucksvoll.

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FCB: Nagelsmann fehlt "Enthusiasmus", Müller der "Anspruch"

Zum anderen fehlte es den Münchnern häufig an Zielstrebigkeit im Kombinationsspiel, wenn es mal gelungen war, in die Nähe des letzten Drittels zu kommen. Bis auf ein paar wenige Male, wie zum Beispiel in den Anfangsminuten oder beim 2:0 durch Kingsley Coman, gab es temporeiche Passstafetten oder Momente, in denen die VfL-Defensive nicht mehr hinterherkam. "Es war jetzt nicht so, dass Bochum uns keine Räume gegeben hat", merkte Nagelsmann an. Die ersten sechs Minuten seien zwar "sehr gut" gewesen, jedoch fehlte es auch in diesen an der Geradlinigkeit.

Diese habe sein Team schon bei den drei Remis zum Auftakt in die Rückrunde nicht gezeigt, sagte Nagelsmann, der anschließend bis zur 60. "sehr schlechte Minuten" gesehen hatte, ehe es wieder "okay" wurde. In dieser Phase habe es seinem Team an "Enthusiasmus" und "Flow" gefehlt. "Dann kannst du die ersten sechs Minuten fortsetzen und dann steht es hier ganz schnell vier, fünf, sechs null, weil wir schon Räume hatten. Am Ende ist es ein bisschen zu wenig Leben", ergänzte er.

Beistand gab es auch von Thomas Müller, der sich ein "bisschen mehr Anspruch" erhofft: "Wir hatten schon Torchancen, es könnte aber einfach erfrischender laufen." Goretzka vermisste das "Engagement" und die "Energie". Da sei es auch nur ein "schwacher Trost", dass es bei vielen anderen Top-Teams - wie auch PSG, das mit einer B-Elf in Monaco (1:3) die zweite Niederlage in Serie kassierte - ebenfalls nicht so richtig läuft.

Umso überraschender war es auch, dass Nagelsmanns Halbzeitansprache lediglich anderthalb Minuten dauerte und er sich die Spielszenen ohne die Bayern-Profis anschaute. Womöglich, um diese nicht zu verunsichern. Dabei gab es auch einige positive Aspekte, die er seinen Spielern hätte zeigen können.

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FC Bayern München: Das macht Hoffnung für das PSG-Duell

An erster Stelle wäre da die seit Wochen gut organisierte Verteidigung zu nennen, egal ob in einer Vierer- oder Dreierkette. Seit der Verpflichtung von João Cancelo ließ Nagelsmann bereits beide Varianten spielen, so auch gegen den VfL Bochum.

Allein die Abstimmung zwischen Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt macht Hoffnung, dass Lionel Messi und Co. am Dienstag weitestgehend im Zaum gehalten werden. Auch Benjamin Pavard, der sich zuletzt sowohl als rechter Part in der Dreierkette als auch als Rechtsverteidiger mehr als solide präsentierte, überzeugte. Einzig der seit Wochen formschwache Alphonso Davies bleibt ein Unsicherheitsfaktor, weshalb es auch keine Überraschung wäre, wenn er in Paris erneut auf der Bank sitzt.

Goretzka, der aufgrund von Kimmichs Gelb-Rot-Sperre als defensiver Sechser agierte und diesen mit viel Disziplin gut ersetzte, hob die gute Arbeit seiner Hintermänner lobend hervor. Insbesondere de Ligt habe ein "starkes Spiel gemacht". Der Niederländer glänzt seit der Weltmeisterschaft in Katar, bei der er kaum eine Rolle gespielt hatte, als Zweikampfmonster und sicherer Passgeber - und avanciert immer mehr zum eigentlichen Abwehrchef und Platzhirsch.

Darüber hinaus gibt es gleich zwei weitere Lichtblicke in der Offensive. Coman traf nach seinem Doppelpack in Wolfsburg erstmals seit knapp einem Jahr in zwei Bundesliga-Spielen in Folge und steht mit den drei Treffern bei genauso vielen Torerfolgen wie in den 24 Partien zuvor. Zudem hat Müller wieder eine unverzichtbare Rolle eingenommen.

Als hängende Spitze zwischen dem ohnehin so wichtigen Eric Maxim Choupo-Moting und den wirbelnden Jamal Musiala sowie Leroy Sané sorgte er für die Impulse und Räume, die Bayerns Angriffsspiel noch in den ersten Spielen des Jahres gefehlt hatten. Folgerichtig war auch sein erzwungener Führungstreffer nach dem Aussetzer von Bochums Saidy Janko, bis zu seiner frühen Auswechslung (Wadenverletzung) in der Pause war er der mit Abstand beste Münchner Offensivspieler. Kaum ein Angriff lief an ihm vorbei, gegen den Ball wirkte das Pressing durch seine klaren Anweisungen viel griffiger. Umso wichtiger, dass es hinterher Entwarnung gab.

Gegen RB Leipzig und den 1. FC Köln hatte Müller jeweils noch nicht in der Startelf gestanden. Gleiches galt auch für Coman - für das Hinspiel gegen PSG ist an beiden kein Vorbeikommen.

Dennoch dürfte allen klar sein, dass das allein nicht reicht, um am Dienstag zumindest für das Rückspiel am 8. März nicht chancenlos an die Säbener Straße zurückzukehren. Goretzka brachte es dahingehend noch ein bisschen besser als Nagelsmann auf den Punkt: "Aufgrund der jüngsten Vergangenheit können wir nicht mehr von uns behaupten, dass wir in den wichtigen Spielen von null auf hundert da sind. Wir müssen uns das alles wieder erarbeiten."

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FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumUhrzeitWettbewerbGegner
14. Februar21 UhrChampions LeagueParis Saint-Germain (A)
18. Februar15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
26. Februar17.30 UhrBundesligaUnion Berlin (H)
04. März18.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (A)