FC Bayern München - Transfers, Trainer, Salihamidzic: Oliver Kahns Aussagen im Check

Von Max Schrader und Kerry Hau
Oliver Kahn übernimmt zum Jahresende offiziell den Posten von Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef des FC Bayern.
© getty

Oliver Kahn hat in einem Interview mit der Sport Bild Auskünfte über seine Pläne als zukünftiger Vorstandsvorsitzender des FC Bayern gegeben. SPOX und Goal nehmen die Aussagen des 51-Jährigen genauer unter die Lupe.

Cookie-Einstellungen

FC Bayern - Kahn: "Hohe Fluktuation verhindert Entwicklung"

  • Kahn: "In den kommenden Jahren wird viel um die Mannschaft herum passieren. Eine hohe Fluktuation auf der Trainerposition verhindert dabei eine stabile Entwicklung."

Auf der einen Seite die enorm hohe Ablösesumme von bis zu 25 Millionen Euro, auf der anderen Seite die lange Vertragslaufzeit bis 2026 - mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann hat der FC Bayern in zweierlei Hinsicht ein Ausrufezeichen gesetzt.

Einen Fünf-Jahres-Vertrag erhielt in der jüngeren Vergangenheit kein FCB-Trainer. Selbst "Visionär" Jürgen Klinsmann wurde 2008 nur für zwei Spielzeiten verpflichtet. Generell "überlebten" die meisten Bayern-Trainer zuletzt nur zwei bis drei Jahre - obwohl die Verantwortlichen beispielsweise auch schon bei Niko Kovac gehofft hatten, für Kontinuität auf dem Trainerstuhl zu sorgen.

Das Projekt scheiterte bekanntlich nach nur etwas über einem Jahr. Mit seinem ehemaligen Co-Trainer Hansi Flick sollte alles besser werden, was aus sportlicher Hinsicht klappte. Dennoch änderte es nicht an der Fluktuation auf dem Trainerposten.

Mit dem gebürtigen Bayer Nagelsmann soll, so der Wunsch der Bosse, eine neue Ära entstehen. Der 33-Jährige stammt aus dem oberbayrischen Landsberg am Lech, seine Familie lebt im Münchner Umland. Es sei "eine vielleicht einmalige Gelegenheit", so der zukünftige Trainer. Seine bayrische DNA versteckte er jedenfalls in Leipzig nicht, wo er die Spieler oft mit dem an der Isar gebräuchlichem "Griaß di" begrüßte.

"Für andere Klubs hätte ich diesen Vertrag nicht beendet", sagte Nagelsmann bei der Bekanntgabe seiner Verpflichtung. Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff betonte zudem, dass der Klub nur bereit gewesen sei, seinen Trainer gehen zu lassen, da bereits bei seiner Verpflichtung erkannt wurde, dass Nagelsmann eines Tages zum FC Bayern gehen wollen würde.

Um die Verkörperung des Mia-san-Mia-Gefühls muss sich der Verein schon mal keine Sorge machen. Bei "seinem" FC Bayern stehen Nagelsmann allerdings in den kommenden Jahren große Aufgaben bevor. Spieler wie Manuel Neuer (35) oder Robert Lewandowski (32) werden nicht jünger und müssen in Zukunft ersetzt werden. Auch deshalb ist es für den Klub wichtig, an der Seitenlinie langfristig abgesichert zu sein.

FC Bayern: Die Cheftrainer seit Klinsmann im Überblick

NameDauerPunkteschnitt
Louis van Gaal01.07.2009 - 09.04.20111,94
Jupp Heynckes01.07.2011 - 30.06.20132,15 (mit allen Amtszeiten)
Pep Guardiola01.07.2013 - 30.06.20162,52
Carlo Ancelotti01.07.2016 - 28.09.20172,38
Niko Kovac01.07.2017 - 03.11.20192,18
Hansi FlickSeit 03.11.20192,57

FC Bayern - Kahn: "Klose keine Versprechungen machen"

  • Kahn: "Ein neuer Trainer will oft sein Team mitnehmen. Deswegen konnten wir Miro (Klose, Anm. d. Red.) keine Versprechungen machen."

Mit Benjamin Glück (34) und Timmo Hardung (31) folgen Nagelsmann zwei Assistenten aus Leipzig nach München. "Die sind mit mir schon aus Hoffenheim gekommen und ziehen mit mir weiter. Das ist so mit dem Verein abgesprochen", erklärte er.

Wie ESPN erfahren haben will, hofft er zudem darauf, Alfred Schreuder ebenfalls von einem Wechsel zu überzeugen. Mit dem ehemaligen Hoffenheim-Coach arbeitete Nagelsmann bereits von 2016 bis 2018 zusammen, Schreuder fungiert seit 2020 als Co-Trainer beim FC Barcelona.

Genau wie Flick soll Klose Differenzen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic haben. "Für mich persönlich ist das überhaupt kein Problem, dass der Verein noch nicht mit mir gesprochen hat. Was mich wirklich nachdenklich macht, ist aber wie hier gerade miteinander kommuniziert wird", klagte er neulich in der Bild: "Respekt voreinander zu haben, auch wenn man nicht immer der gleichen Meinung ist, das muss unbedingt sein! Uli und Kalle haben diesen Verein zu einem Weltverein gemacht, weil es ihnen immer um den FC Bayern ging und nicht um persönliche Eitelkeiten!"

Da Hansi Flick voraussichtlich Joachim Löw als Bundestrainer beerben wird, ist es denkbar, dass Klose ihn zum DFB begleiten wird. Der Vertrag des 42-Jährigen läuft im Sommer aus.

Bei Flicks zweitem Co-Trainer Danny Röhl ist die Situation nach Informationen von SPOX und Goal ähnlich wie beim WM-Rekordtorschützen. Röhl, der das Training auf dem Rasen aktiv mitgestaltet, wartet auf weitere Signale des Klubs. In den kommenden Wochen stehen Gespräche mit dem 32-Jährigen an, dessen Vertrag noch bis Sommer 2023 läuft. Gut möglich, dass er sich Flick und Klose anschließt und den Verein ebenfalls in Richtung DFB verlässt.

"Tiger" Hermann Gerland hingegen wird seinem Herzensklub erhalten bleiben. Ob als Assistent bei den Profis oder als Campus-Mitarbeiter, ist aber noch ungeklärt.

Kahn hat die Arbeit von Sportvorstand Salihamidzic verteidigt.
© getty
Kahn hat die Arbeit von Sportvorstand Salihamidzic verteidigt.

FC Bayern - Kahn: "Das alles trägt Hasans Handschrift"

  • Kahn: "Vieles von dem, was Hasan (Salihamidzic, Anm. d. Red.) beim FC Bayern eingeführt hat, hat dazu geführt, dass unsere Mannschaft heute so erfolgreich dasteht. Die Entwicklung der Spielphilosophie mit den entsprechenden Spielertypen - das alles trägt Hasans Handschrift."

Als der Streit zwischen Flick und Salihamidzic eskalierte, stellten sich viele Bayern-Anhänger hinter ihren Trainer und gegen ihren Sportvorstand. Sogar eine Petition wurde gestartet, um Salihamidzic von seinen Aufgaben zu entbinden. Die Vorstandsetage um Kahn reagierte irritiert und sagte dem Bosnier ihre volle Unterstützung zu.

Bezüglich der Arbeit von Salihamidzic, der "einen großen Anteil an den Titeln" habe, sei laut Kahn ein "falscher Eindruck entstanden". Die vornehmlich im Internet zu lesenden Kommentare gingen "viel zu weit und tief unter die Gürtellinie. Das können wir nicht akzeptieren: Diffamierungen, Anfeindungen, heftige und persönliche Attacken. Das geht so nicht, weder bei Hasan noch bei allen anderen, die so etwas erfahren haben. Wir dürfen als Gesellschaft nicht zulassen, dass so mit Menschen umgegangen wird."

Mit seinen Aussagen hat Kahn verdeutlicht, wie groß das Vertrauen in den Sportvorstand nach wie vor ist. Sicherlich hat durch den Streit mit Flick Salihamidzic etwas an Kredit eingebüßt, doch auch aufgrund der Triple-Saison gibt es aktuell keine Notwendigkeit, etwas auf dem Posten zu ändern.

Die Ansicht einiger Fans, einzig und allein Flick sei für den Erfolg verantwortlich gewesen, teilen die Bosse ohnehin nicht. Denn schon bevor der Erfolgstrainer im Amt war, hatte Salihamidzic den Kader maßgeblich zusammengestellt. Das haben Kahn und Co. nicht vergessen - wohlwissend, dass der 44-Jährige bei so manchem Transfer (Bouna Sarr, Alvaro Odriozola, Douglas Costa) auch daneben lag und sich in den kommenden Monaten weiter beweisen muss.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema