BVB, Erkenntnisse zum Sieg von Borussia Dortmund in Köln: Ian Maatsen ist eine Bereicherung - Gio Reyna muss wechseln

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmund hat deutlich beim 1. FC Köln gewonnen. Während hinterher viele über Jadon Sancho redeten, war der zweite Winter-Neuzugang Ian Maatsen die größere Bereicherung für das Spiel des BVB. Außerdem wurde deutlich, dass Gio Reyna ein Tapetenwechsel guttun würde. Erkenntnisse zum Sieg der Schwarzgelben.

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Dank eines 4:0-Sieges bei Kellerkind Köln ist der BVB wieder ganz nah an den Champions-League-Plätzen dran. Nach 18 Spieltagen ist das Team von Trainer Edin Terzic punktgleich mit dem Tabellenvierten RB Leipzig, der Rückstand auf den VfB Stuttgart (3.) beträgt nur noch einen Zähler.

Die Torschützen waren Doppelpacker Donyell Malen, Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko. Der beste Dortmunder spielte allerdings in der Verteidigung.

Die Noten und Einzelkritiken der BVB-Spieler.

Ian Maatsen ist eine Bereicherung für den BVB

Alle Augen waren erneut auf Jadon Sancho gerichtet, der nach seiner Rückkehr nach Dortmund per Leihe erstmals in der Startelf gestanden hatte. Nach einem durchaus guten Auftritt mit einigen guten Aktionen und einem herausgeholten Elfmeter, den er trotz großer Bemühungen nicht selbst schießen durfte, hat jedoch Ian Maatsen die größte Aufmerksamkeit nach Spielende verdient.

Der zweite Leihspieler, der sich im Winter dem BVB anschloss, spielte wie schon in der vergangenen Woche von Beginn an auf der linken Abwehrseite. Allerdings interpretiert das Talent von Stammklub FC Chelsea die Position anders als in der Hinrunde Ramy Bensebaini oder Julian Ryerson.

Maatsen agierte als inverser Außenverteidiger, der in Ballbesitz immer wieder in das Zentrum rotierte, um für mehr Kontrolle im Spielaufbau zu sorgen. Auffällig waren auch seine vielen kurzen Sprints aus der eigenen Hälfte, die im Umschaltspiel für ordentlich Tempo sorgten. Am Ende hatte der 21-Jährige mit 115 Ballaktionen die meisten auf dem Platz, nur der ebenfalls starke Nico Schlotterbeck kam beim BVB ansonsten noch über 100.

Von seinen 84 Pässen fanden 78 einen Mitspieler, dazu gesellen sich neun Zuspiele im Angriffsdrittel. Einer davon war sein herausragender Ball durch die Schnittstelle, den Malen eiskalt verwertete. Auch an der Entstehung des Treffers zum 4:0 hatte er mit einem raumöffnenden Pass entscheidenden Anteil.

BVB: Ramy Bensebaini muss sich wohl hinter Ian Maatsen anstellen

Maatsens Spielweise gibt dem BVB ganz andere Möglichkeiten bei eigenem Ballbesitz. So konnten beispielsweise auch Marcel Sabitzer und Julian Brandt, die jeweils die Halbräume beackerten, ihre Rollen deutlich offensiver ausführen. Die einzige Sechs, Salih Özcan, wurde durch den Niederländer und die beiden Innenverteidiger im Spielaufbau entlastet und konnte sich in der Theorie auf die Aufgabe des "Zerstörers" konzentrieren.

Zudem überzeugte Maatsen wie schon gegen Darmstadt 98 gegen den Ball. Vier Ballgewinne und fünf von zehn gewonnene Zweikämpfe lassen sich durchaus sehen. Auch wenn von Köln nicht wirklich Gefahr über seine Seite kam.

Klar ist, dass sich Bensebaini, wenn der Algerier vom Afrika Cup zurückkehrt, erstmal hinter Maatsen anstellen muss, wenn dieser seine Form bis dahin hält.

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Gio Reyna muss den BVB noch im Winter verlassen

"Das ist völlig verständlich", sagte USA-Trainer Gregg Berhalter am Freitag bei einer Pressekonferenz über die Gerüchte, dass Giovanni Reyna den BVB noch im Winter verlassen könnte. Berichten zufolge ist der junge Amerikaner mit seiner Situation in Dortmund aktuell unzufrieden.

Schaut man auf die bisherige Spielzeit von Reyna in dieser Saison, wäre ein Abgang tatsächlich nicht überraschend - eigentlich ist dieser aus der Sicht des 21-Jährigen sogar unausweichlich.

Nachdem Reyna den Saisonstart mit einer Wadenverletzung verpasst hatte, stand er in der Bundesliga noch nicht einmal in der Startelf. Nur in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen die TSG Hoffenheim durfte er länger als eine Halbzeit spielen. Die mickrige Ausbeute: 336 Spielminuten in 13 Einsätzen. Auf seine erste Torbeteiligung muss er noch warten.

Auch gegen den 1. FC Köln reichte es wieder nur zu einem Kurzeinsatz. Immerhin waren es am Ende noch mehr als in der Vorwoche gegen Darmstadt, als er erst in der 88. Minute von der Leine gelassen wurde.

Eindeutig zu wenig für Reyna, dem eigentlich eine große Zukunft vorausgesagt wurde und der nach seinen vielen Verletzungen vor allem Spielpraxis auf hohem Niveau braucht. Das Sancho-Leihgeschäft haben seine Chancen dahingehend noch weiter verschlechtert. Zudem setzt Terzic zunächst eher auf Marco Reus oder Jamie Bynoe-Gittens respektive Sancho, wenn er offensiv wechselt.

BVB: Edin Terzic angeblich kein Fan von Gio Reyna

Einem Bericht von Sky zufolge soll dieser Umstand auch daran liegen, dass Terzic kein großer Fan von der Spielweise des Youngsters ist. Dessen Rückwärtsbewegung und Zweikampfverhalten würden den BVB-Coach stören.

Daher wäre eine Leihe bis zum Saisonende die wohl beste Option für alle Parteien. Sein Wechsel hin zu Cristiano Ronaldos ehemaligem Berater Jorge Mendes unterstützt die These, dass Reyna Abschiedsgedanken hegt. Ihn komplett abgeben sollte und will der BVB dem Vernehmen nach nicht. Dafür ist sein Potenzial schlichtweg zu groß.

Zuletzt war über ein Interesse aus Spanien berichtet worden, angeblich soll insbesondere der FC Sevilla über Reyna nachdenken. Auch Olympique Marseille soll seine Fühler ausgestreckt haben. Klubs, bei denen er durchaus den nächsten Schritt gehen könnte - auf der Bank in Dortmund kann er das in jedem Fall nicht. Dort läuft sein Vertrag noch bis 2025.

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BVB: Die Baustelle in der Innenverteidigung wird immer größer

Trotz des deutlichen Sieges musste der BVB einen großen Dämpfer hinnehmen. Startelf-Rückkehrer Niklas Süle verletzte sich während der ersten Hälfte am Rücken und blieb zur Pause in der Kabine.

Da auch Emre Can aufgrund eines Schlags im Training mit Kniebeschwerden und Mats Hummels, der nach einem Infekt noch immer nicht genesen ist, fehlten, kam es zu einem ungeplanten Debüt. Hendry Blank durfte erstmals Bundesliga-Luft schnuppern.

Der 19-Jährige, der selbst für die U23 in der 3. Liga erst auf 13 Einsätze kommt, machte den Umständen entsprechend einen guten Job. Nur wenige Augenblicke nach dem Wiederanpfiff ließ er Köln-Angreifer Jan Thielmann einmal aus den Augen und musste sich am Ende bei Gregor Kobel bedanken, dass es nicht zum 1:1 kam. Ansonsten wirkte er unaufgeregt in seinen Aktionen.

Dennoch unterstreicht die Einwechslung Blanks erneut, wie es um den Kader des BVB steht - und wie groß das Pech bei Verletzungen ist. Schließlich feierte auch der ebenfalls 19-jährige Stürmer Samuel Bamba bereits sein Debüt in der Hinrunde, der schon seit Monaten als Verkaufskandidat geltende Thomas Meunier ist plötzlich wieder hinten rechts gesetzt und die beiden Winter-Neuzugänge Sancho und Maatsen haben der Mannschaft sofort ihren Stempel aufgedrückt.

Von einer erfolgreichen Kaderplanung kann bei dieser Anhäufung von ursprünglich ungeplanten Maßnahmen nicht die Rede sein.

Immerhin dürfte Can schon bald zur Mannschaft zurückkehren. "Es ist nichts Dramatisches", versicherte Terzic nach dem Spiel: "Wir hoffen, dass sich das in den nächsten Tagen verbessern wird." Auch Hummels soll auf dem Weg der Besserung sein.

BVB: Die nächsten Bundesligaspiele von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegner
28. Januar, 17.30 UhrBundesligaVfL Bochum (H)
02. Februar, 20.30 UhrBundesliga1. FC Heidenheim (A)
09. Februar, 20.30 UhrBundesligaSC Freiburg (H)
17. Februar, 15.30 UhrBundesligaVfL Wolfsburg (A)