Die furchtbare Rache des BVB

Von Max-Jacob Ost
Wieder ein Erfolg für den BVB: Kevin G. definierte Zwölftonmusik neu
© Getty
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Als Belohnung für alle, die es auf Seite zwei geschafft haben

Augsburg: Eigentlich wäre hier Platz genug, um Augsburg zu feiern. Für eine Rückrunde, die jeden Kölner zum Weinen bringt. Doch der FCA tut alles dafür, um uns letztlich doch zu enttäuschen. Erst verzichtet man zur Feier des Nichtabstiegs auf Luhukay-Pornobalken im Fanshop, dann lässt man den Borat der Bundesligatrainer einfach so gehen. Augsburg: Das ist nicht witzig! Wenn ihr jetzt nicht sofort Lothar Matthäus verpflichtet, ist die AL echt sauer!

Hamburg: Lothar Matthäus hat aus irgendeinem Grund nie bei Chelsea gespielt. Nur dieser Tatsache ist es vermutlich zu verdanken, dass der Mann, der so redet wie Boris Becker twittert, nicht längst beim HSV gelandet ist. Dabei hätten wir zu gern gesehen, wie Loddar den guten Paolo "ich wollte ihn doch nur leicht verletzen!" Guerrero im Trinkflaschenweitwurf Sonderschichten einlegen lässt, um ihn zum professionellsten Wasserträger der Liga zu machen. Und allein der Gedanke an die Kombination aus Diagonalbällen von Heiko Westermann und der dazu passenden Mimik auf der Trainerbank (Marke: Lothar sieht einen Splatter-Film) macht uns jetzt schon ganz zappelig.

Aber nein: Der HSV bringt nicht einmal das zustande. So müssen wir uns begnügen mit einer Saison, in der Michael Oenning seinen Meerschweinchen-Blick perfektionierte, bis ihn erst ein heißblütiger Rodolfo und anschließend ein kaltblütiger Thorsten ablöste. Einer Saison, in der Jaroslav Drobny als einer der Wenigen Leistungen über Normalnull ablieferte - und dafür jetzt abgesägt werden soll. Einer Saison mit Neuzugängen, die sich so nachhaltig im Training aufdrängten, dass die meisten von ihnen in der internen Hierarchie nur knapp hinter den Balljungen im Stadion stehen. Na gut, wir geben zu: Es war nicht alles schlecht. Schön, dass ihr noch dabei seid in Liga 1, Hamburg. Niemand liefert Pointen so zuverlässig wie der Zirkus Krone des Nordens.

Mainz:Wo wir schon bei genialen Transfers sind, müssen wir auch den FSV aus Mainz lobend erwähnen. Dort hat man eindeutig den Wintertransfer der Saison getätigt und Mo Zidan an den einzigen Ort zurückgeführt, an dem er ohne sich beide Beine zu brechen mehrmals hintereinander treffen kann. Letztlich war allerdings auch seine Performance irgendwie sinnbildlich für die Saison: Die Leistung war auf einmal weg. Und Zidan sowie der ganze Verein so berechenbar wie ein Fahrschüler auf Ecstasy in einem Lamborghini. Nicht mal die Konstante Tuchel war zu sehen. Wo der Gute in ähnlicher Situation noch vor einem Jahr ganz entspannt seine inneren Organe den Spielern vor Wut auf die Treter geschrien hätte, guckte er heuer nur auf eine Art und Weise beleidigt, die selbst eine Leberwurst nicht toppen könnte. Wir fordern aus humoristischen Gründen für die nächste Saison dringend: Jermaine Jones, Marko Arnautovic oder John Cena - irgendjemand von denen muss schleunigst zum FSV wechseln!

Schalke:Womit wir auch schon bei der Enttäuschung der Spielzeit gelandet wären. Er hat die Volltreffer gesammelt wie Marko Arnautovic Frisuren. Er hat immer alles gegeben, das Ziel fest vor Augen. Seine Serie schien unüberwindbar, niemand in der Liga konnte da mithalten. Doch es hat nicht gereicht. Jermaine Jones hat versagt. Die 15. Gelbe Karte im 20. Spiel blieb ihm gegen Werder verwehrt. So bitter kann Sport sein!

Hannover:Schlauer haben es da die Mannen von Münzfernsprecher Mirko Slomka gemacht: Die haben sich ganz zum Schluss den einzigen Rekord gekrallt, der noch in Reichweite war. Mit 17 Eckbällen im Spiel gegen Kaiserslautern haben sie den Saison-Höchstwert von Wolfsburg eingestellt. Gegen den Rivalen chancenlos war man allerdings in der B-Note: Hannover schaffte es nicht, diese 17 Eckbälle mit 23 verschiedenen Spielern aus 21 Nationen auszuführen.

Stuttgart:Der VfB Stuttgart liegt in der Rückrundentabelle auf Platz 3. Trainer: Bruno Labbadia. Muss reichen.

Gladbach:Einen noch größeren Sprung in der Tabelle hat in dieser Saison nur Borussia Mönchengladbach geschafft. Zum Abschied von dieser Prachtsaison gab es noch einmal ein flottes 3:0 in Mainz. Entdeckung der Saison waren aber weder Reus noch Dante noch Jantschke. Nein, wer am hartnäckigsten an seiner Technik gefeilt hat, ist eindeutig Trainer Lucie Favre. Der kann sich inzwischen so gut mit Körpersprache verständigen, dass er auch die Bestellungen seiner ganzen Mannschaft bei McDonald's durchgeben könnte, ohne den Mund zu öffnen. Am Drive-In.

Bayern:So vieles hat der glorreiche FCB erreicht! Auf das beste Trainingslager der Menschheitsgeschichte folgten: die deftigste Rückrundenauftaktwatschn der Liga, der fairste Elfmeter seit Michael Kutzop und mehr Druck auf Dortmund als jeder Kinderluftballon aushalten würde. Nicht einmal eine Niederlage gegen Leverkusen wollte man sich an der Säbener Straße ersparen. Denn was zählt, ist das Entertainment. Also watschten sich die Spieler fröhlich in der Kabine, gaben kämpferische Interviews und schenkten die Meisterschaft lässig an den Dortmunder ab. Wichtig ist ja nur das Finale dahoam. Das haben die Bayern zwar gegen die Laufstegkundschaft aus Madrid erreicht, trotzdem sollte man sich bei den Bayern schon noch einmal die Tabelle vom 12. Spieltag anschauen und sich fragen, wo es eigentlich hin ist, das Bayern-Gen? Mag der BVB international auch auftreten wie ein Giraffenbaby auf Schlittschuhen - solange es national gegen den FC Bayern reicht, wird sich das Sorgenfalten-Rollo auf der Stirn von Uli Hoeneß kaum lichten. In der Liga waren die Bayern im Grunde wie ein Schülerband-Cover von "Enter Sandman": Man hat den super erfolgreichen Song schon tausend Mal gehört, aber in den entscheidenden Momenten fehlten einfach Power und Präzision.

Dortmund: Ganz anders die Freunde guten Rasens aus Dortmund. Ebenso penetrant wie von den Dortmundern über fremde Plätze gejammert wurde, jazzte man sich von Sieg zu Sieg. Unterm Strich steht eine historische Meisterschaft und ein Jürgen Klopp, dessen Grinsen bis hinter die Ohren reicht. Wenn man jetzt noch lernt, auch im Sieg Größe zu zeigen, hat der BVB einfach alles. Und damit meinen wir nicht irgendwelche Gesten, Sprechgesänge oder serbisch-niederländische Gesprächszirkel, sondern die Aktion am letzten Spieltag. Ganz ehrlich, liebe Dortmunder: Die Liga zu quälen, indem man Kevin Großkreutz singend ans Mikrofon lässt - das hätte es wirklich nicht gebraucht!

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