1. Living Hell: Es ist ja so, dass man mit ganz viel Mühe manchmal sogar aus den Worten eines rhetorischen Leerzeichens wie Michael Rensing etwas herauslesen kann. Wenn der "seit Wochen beste Spieler der Kölner" (O-Ton SKY, erschreckend pointenfrei) sich also noch mit dampfender voller Hose nach dem Derby gegen Gladbach vor die Mikrofone stellt und Folgendes sagt, muss man ausnahmsweise mal hinhören: "Das macht wirklich Mut. Noch sind wir auf dem Relegationsplatz."
Stilvoller hat noch nie jemand einer kompletten Liga den Finger gezeigt. Doch weil die AL allen guten Stil schon an Neven Subotic verliehen hat, brechen wir das mal für alle Anwesenden herunter: Du, liebe Liga, bist der letzte Dreckmist. Du bist so furchtbar schlecht, dass du einer Mannschaft noch Hoffnung gibst, die sich mit der Gegenwehr eines Kükens im Tigerkäfig schon vor Anpfiff jeden Spieltag dermaßen einnässt, dass sich die Opas auf den Rängen schwärmend an das WM-Halbfinale 74 gegen Polen erinnern. Du schaffst es tatsächlich noch zwei andere Mannschaften aufzunehmen, die noch schlechter sind als diese Mischung aus Holzfällertum und den Blutwerten Slawomir Peszkos nachts um zwei Uhr. Du, liebe Liga - und das meinen wir und Michael Rensing ganz ernst - du bist wie die "Dokus" im Nachmittagsprogramm von RTL und Sat.1: Viel zu schlecht um wahr zu sein. Wann kommt Ingo Lenßen in den "Doppelpass" und erlöst uns von dieser Farce? Oh, wait...
2. Hurra: Das war noch gar nicht die Punchline! Du, liebe Liga, bist so schlecht, dass eine Mannschaft nicht absteigen muss, die eine halbe Hinrunde von Hape Kerkeling in Michael-Oenning-Verkleidung "trainiert" wurde und jetzt den Hoffnungsträger der Schweizer Liga auf der Bank hat. Du, liebe Liga, du duldest Spieleröffnungen von Heiko Westermann. Mit welchen Argumenten sollen wir denn bitte mit Nordkorea über Menschenrechte verhandeln, wenn wir weiter ungefragt Topspiele wie Wolfsburg gegen Hamburg in alle Länder dieser Welt verschicken? Lange schaut sich die UNO das nicht mehr an, soviel ist sicher!
3. Ruhig angehn: Ja doch, das war jetzt zu hart. Auch die Bundesliga macht nicht alles falsch. Der Iran spendet sein angereichertes Uran an die Friseuse von Claudia Roth, die Liga schickt den FCK zurück nach Hause. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Welt langsam besinnt und zur Vernunft zurückkehrt. Doch dieses Gleichgewicht ist immer in Gefahr. Nichts wäre deshalb für den Weltfrieden bedeutender als ein Nichtaufstieg des SC Paderborn. Blauhelmtruppen in Ostwestfalen kann jetzt wirklich niemand gebrauchen!
4. Die Einsamkeit des Würstchens: Wer sagt eigentlich dem hoffnungsvoll lächelnden Krassimir Balakov nach dem 0:6 am letzten Spieltag in Hannover, dass die Saison vorbei ist und er das mit Hin- und Rückrunde irgendwie falsch verstanden hat?
5. Die ewige Maitresse: Großartig auch der gewohnt selbstbewusste und staatsmännische Auftritt von Clemens Tönnies in Sachen Wechselgerüchte um Raul. Der holte tief Luft und scannte schon mal die Augen der Anwesenden nach devoter Bewunderung ab, als er sagte: "Wir haben gestern eine SMS des Beraters von Raul bekommen: Da war ganz klar, dass wir das nicht glauben sollen, was veröffentlicht wird. Es wäre nichts dran." Und während sich die Beobachter darüber wundern, dass die Kommunikation im wichtigsten Verhandlungspoker dieser Saison bei Schalke per Handy abläuft, wiegt sich Telefonmann Tönnies noch immer in Sicherheit. Denn er weiß: Senor Raul, das ist ein Ehrenmann. Der würde nie per SMS Schluss machen!
6. Wie es geht: Endorphinbademeister Jürgen Klopp zeigte dagegen mal wieder, wie man es macht. Nach dem Derbysieg in der Telefonzelle auf Schalke rensingte er ins Mikrophon: "Der Sieg war extrem schwierig zu erringen. Die Mannschaft hat heute alles raus gepresst, was noch drin war." Andere hätten einfach gesagt: Dortmund hat gespielt wie ein Stück Scheiße.
7. Heulerei: Womit wir zielstrebig wie gewohnt beim FC Bayern angelangt wären. Der zeigte am Wochenende eindrucksvoll, aus welchem brettharten Männerholz er geschnitzt ist. Andere Vereine hätten nach der Schwiegermutter aller Niederlagen die Köpfe hängen lassen, durchrotiert und die Meisterschaft abgeschenkt. Nicht aber der FC Bayern! Seit jeher steht er dafür, bis zuletzt zu kämpfen, immer an seine Chance zu glauben und mit einer Brust breit wie manch Köln-Profi jedem Gegner das Fürchten zu lehren. Das ist es, was den FCB ausmacht. Das ist das Erbe eines Schwarzenbecks, Roths, Breitners, Augenthalers, Kahns oder Effenbergs. Mia san mia! Immer Vollgas, immer Druck machen auf die Konkurrenz! Weiter, immer weiter! Alles andere? Wäre eine reine Farce und des FC Bayern nicht würdig.
8. Richtig schön evil: Matthias Sammer entpuppte sich als Co-Kommentator beim Torfestival zwischen Bayern und Mainz einmal mehr als Anti-Rensing. Wenn er jemanden disst, dann macht er es wie sein ehemaliger Verein gerade: schnell, direkt und voll auf die Mütze. Zitat Sammer: "Steil auf Ivanschitz, das ist... mutig." (kurze Pause, dann lautes Lachen)
9. Motherfucker 666: Dr. Sammers Mini-Me nennt sich Felix und hat es sich zum Ziel gemacht, die Bevölkerungszahl Wolfsburgs zu verdoppeln. Und wenn er ausnahmsweise mal nicht gerade das Eigenkapital seines Hauptsponsors im Gießkannenprinzip über Europa verteilt, lässt er seine Mannschaft im entspannten 40 gegen 40 mit Medizinbällen Fußballtennis spielen oder wechselt Spieler ein und aus. An guten Tagen macht er Letzteres sogar nur mit einem Spieler, was am Samstag Giovanni Sio eine sportliche Demütigung von der Subtilität eines atomaren Erstschlags bescherte. So richtig verärgert dürfte die Auswechslung (80. Minute) nach Einwechslung (46. Minute) aber vor allem Gäste-Trainer Jos Luhukay haben. Der konnte nämlich erst kurz vor Augsburg mit einem Schuhlöffel den wimmernden Leihspieler Koo von seinem rechten Bein abschälen. "Ich will nicht dahin zurück, Trainer!" Bei solch perfiden Psychotricks verdrückt selbst Matthias Sammer ein stolzes Tränchen der Freude...
10. Pro-Zombie: In einer Sekunde: Alt, wehrlos, überfordert, ausrangiert. Vollkommen orientierungslos in einer schnelllebigen Welt. Und dann, von jetzt auf gleich: explosiv, spritzig, voller Elan und Euphorie. Immer öfter erlebt die Bundesliga am Wochenende eine Auferstehung von den Toten, die Rückkehr des verloren Geglaubten, die Geburt des sympathischsten Zombies seit dem Typen, der Paris Hilton in "House of Wax" pfählt. Ein wundervolles Schauspiel. Und jetzt das Beste: Die Mannschaft von Trainer Rehhagel spielt eigentlich genauso!
11. Ist das alles? Ja.