Puuuh! Trendwende im Abstiegskampf

Von Oliver Wittenburg
In Berlin ist die Stimmung nach geschaffter Trendwende bestens
© Getty

Irgendwie predigt es die Alternative Liste ja seit Ihrer Erstausgabe am 14. Februar 1894: Die Bundesliga ist ein Paralleluniversum und hat mit dem wirklichen Leben überhaupt nichts zu tun. Das hat dieser Spieltag wieder eindrucksvoll bewiesen. Ein Wochenende zwischen Realitätsverlust und Großmannssucht. Dazu: Ein paar schale Witze und nützliche Verbrauchertipps.

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Geheimwaffe: Die AL wird vermutlich ab jetzt wöchentlich fordern: Patrick Helmes muss zur EM! Gereift dank der feinfühligen Pädagogik von Kuschelmentor Felix Magath trifft er schließlich, wie er will. Helmes' großer Vorteil: Der Spanier kennt ihn noch nicht, und seine Frisur verwandelt ihn in den Inbegriff der Harmlosigkeit.

Gute Laune: Wolfgang Holzhäuser sagt oft seltsam anmutende Sachen. Zum Beispiel: "Ich negiere die Frage", als vor einiger Zeit jemand von ihm wissen wollte, ob Robin Dutt auch in der kommenden Saison noch Leverkusen-Trainer sein werde. Am Sonntag sagte er bei der Dutt-Entlassungs-PK: "Wir müssen die Grundstimmung verbessern." Ob das mit der Stimmung in Leverkusen klappt, sei dahingestellt. Nur soviel: Wenn es der sturmgepeitschte Sami Hyypiä nicht schafft, frischen Wind reinzubringen, dann schafft's niemand. Und noch eine Frage: Wenn's mit dem x-ten Trainer nicht klappt, liegt das dann daran, dass man immer auf den falschen gesetzt hat?

Bisschen Häme: Es ist eine Unart, auch noch auf die draufzuhauen, die ohnehin schon im Staube kriechen, sagt man. Das ist aber natürlich Quatsch. Deshalb: Schon aufgefallen, dass Leverkusen zwar mit Castro und Ortega spielt, aber trotzdem so harmlos ist, wie Paddy Helmes aussieht? Und der Spruch des Wochenendes von Freiburgs Johannes Flum: "Ich weiß ja nicht, wie Leverkusen sonst spielt, aber das war nicht so gut heute."

Erde an Balakow: Der FCK arbeitet mit Hochdruck an der Rückkehr in die 2. Liga, daran kann offenbar auch der neue Trainer nichts ändern. Ohnehin scheint Krassimir Balakow die Gegebenheiten noch nicht vollends zu überreißen. Während der Rest der Belegschaft schon mit dem weißen Fähnchen wedelt, und sich die Fans mit Grausen abwenden, zitiert er weiter tapfer aus dem 'Handbuch für den Bundesliga-Feuerwehrmann': Man sei beim Gewürge gegen den HSV die "bessere Mannschaft" gewesen und "wir geben nicht auf" und wenn man gegen Hoffenheim ("Das ist unser Finale") gewinnen würde, dann "haben wir noch Chancen." Das tut schon ein bisschen weh. Schmerzexperte und Balakow-Chef Stefan Kuntz: "Das tut weh, das tut den Fans weh, das tut der Mannschaft weh, das tut jedem weh, der mit dem 1.FC Kaiserslautern emotional verbunden ist."

Erde an Preetz: In Berlin gibt Michael Preetz den Balakow und hält das Ganze auch noch schriftlich fest. "Otto Rehhagel, Rene Tretschok und Ante Covic haben die mentale und kämpferische Trendwende geschafft", schreibt Preetz auf der Homepage der Hertha. Gut, dass das mal einer sagt. Dann braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, wenn Raffael, Ramos und Co. gegen Wolfsburg tonnenweise beste Chancen verblasen und nach dem Spiel außer Rehhagel niemand einen Kommentar abgeben will (darf), denn sie sind mental und kämpferisch bestens eingestellt. Und was sind schon vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz, wenn erstmal die Trendwende geschafft ist?

Köln an Erde: In Köln redet man zum Glück nicht lange um den heißen Brei herum. Beim Effzeh sagt man: "Die Kacke ist am Dampfen", wenn die Kacke am Dampfen ist und man ergreift "drastische Maßnahmen", weil der Abstiegskampf nun mal solche erfordert. Und man feuert auch den Trainer nicht, selbst wenn das die einschlägigen Zeitungen schon melden, sondern macht sich ganz, ganz stark für ihn, indem man sagt, dass man nach eingehenden Beratungen herausgefunden hat: "Der Trainer ist nicht das Problem." Irgendwie hat man das Gefühl, Köln kommt am besten mit dem Abstiegskampf zurecht.

Saisonziel verfehlt: Jermaine "die Axt von Bonames" Jones holt sich in seinem 15. Saisonspiel die 10. Gelbe Karte ab und fehlt Schalke damit dummerweise nächste Woche. Damit kann er in den restlichen fünf Spielen der Saison so viel hacken und hobeln, wie er will, den Rekord von Tomasz Hajto (16 Stück) packt er nicht mehr.

Heynckes raus! Arjen Robben bezeichnet es als Todsünde, wenn man Arjen Robben auf die Ersatzbank pflanzt. Starkes Stück. Logische Folge wäre eigentlich, dass er den Kopf von Jupp Heynckes auf einem Silbertablett einfordert und Franz Beckenbauer Redeverbot erteilt.

Strahlemann: Die Alternative Liste kümmert sich auch um die großen Probleme der Menschheit - Stichwort: Energiekrise! - und empfiehlt: weg mit Biogas, Photovoltaik, Windkraft und dem ganzen Schnickschnack und her mit TuT. Fritz von Thurn und Taxis stand beim munteren Geballer zwischen Dortmund und Stuttgart dermaßen unter Strom, dass er halb Deutschland hätte erleuchten können. Huiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiui!

Halb so wild: Apropos halb Deutschland. Halb Deutschland sorgt sich um Fredi Bobic, dem beim Stuttgarter 4:4 in Dortmund das Zäpfchen abgegangen ist. Doch können wir Entwarnung geben. Der Verlust des Zäpfchens ist halb so schlimm. Zwar dürfte er sich künftig mit der Aussprache des Arabischen schwer tun, dafür aber muss er sich keine Sorgen mehr ums Schnarchen machen.

Kein Potenzial: Die sympathische "BZ", nicht zu verwechseln mit der aus Berlin, hat eine eigene Rubrik auf ihrer Webseite ins Leben gerufen, die "Der Streich der Woche" heißt. Dort gibt's immer die neuesten Pressekonferenz-Videos mit Freiburg-Coach Christian Streich. Auf der letzten erklärte er den Fragestellern, warum er die Tore seiner Mannschaft bisweilen nicht so feiere wie der Rest der Belegschaft: "Manche Mensche juble und tun sich trotzdem mit anderen Sachen beschäftige, aber ich hab das Potenzial net."

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