Formel 1 - Fragen und Antworten zur aktuellen Situation von Mercedes: Ist die Saison noch zu retten?

Von Christian Guinin
Toto Wolff und Mercedes fahren 2021 Red Bull hinterher.
© imago images / Motorsport Images
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4. Was bedeutet die aktuelle Situation für Lewis Hamilton?

Eigentlich lief für den Engländer alles nach Plan. "Dank" Corona wurden die weitreichenden Regeländerungen auf das kommende Jahr verschoben, mit den eingefrorenen 20er-Regularien sowie dem über die Jahre überlegenen Mercedes-Paket sollte der achte WM-Titel im letzten Jahr der Hybrid-Ära perfekt gemacht werden. Hamilton hätte den ewigen Rekord von Michael Schumacher (sieben WM-Titel) damit endgültig geknackt, wäre in Sachen Weltmeisterschafts-Trophäen die unangefochtene Nummer eins der Formel 1 und einer der weltweit erfolgreichsten Sportler der Geschichte.

Stattdessen ist dieser einzigartige Meilenstein nun in ernsthafter Gefahr. Die Änderungen für die kommende Saison sind derart weitreichend, dass es keine Garantie für einen ebenso starken Mercedes gibt. Die Teams würden gewissermaßen wieder bei Null anfangen. Finanzstarke (Werks-)Rennställe wie Red Bull, Ferrari, McLaren oder Alpine könnten eine ähnliche, über die Jahre andauernde Dominanz aufbauen. "Leichter wird's nicht werden, im nächsten Jahr gibt es vermutlich mit Mercedes, Red Bull, Ferrari, McLaren, Aston Martin und Alpine fünf oder sechs Teams, die siegfähig sind", weiß auch Wolff: "Dafür musst du vorbereitet sein."

Als abschreckendes Beispiel darf hier Red Bull gelten, die (abgesehen von dieser Saison) nach Sebastian Vettels WM-Triumph 2013 nie mehr in die Nähe eines WM-Titels kamen. Auf das richtige Pferd zu setzen, ist deshalb von besonderer Wichtigkeit - vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Hamilton mit seinen 36 Jahren nicht mehr ewig Rennen fahren kann.

Wolff über Hamilton-Verlängerung: "Geht in heiße Phase"

Dennoch: Mercedes wird aufgrund der finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten aller Voraussicht auch 2022 ein heißes Eisen im Feuer haben. Gespräche über eine Verlängerung des Arbeitspapiers sind deshalb schon im Gange. Dabei will man dieses Mal ausdrücklich nicht bis Februar warten, sondern möglichst zeitnah klare Verhältnisse schaffen.

Für 2021 war Hamilton ohne gültigen Vertrag ins Jahr gegangen und hatte dann lediglich für eine Saison verlängert, das hatte Spekulationen um ein Karriereende im Winter befeuert. Intern ist der unbedingte Wunsch Hamiltons, Schumacher zu überholen, aber kein Geheimnis. Erst nach dem Erreichen dieses Ziels käme ein Karriereende in Frage.

Nach den Aussagen von Wolff sei man einer Einigung bereits sehr nahe. "Wenn ich sagen würde, der Vertrag ist schon unterschrieben, wäre das nicht korrekt", sagte der 49-Jährige der Bild am Sonntag: "Aber über den Status von Sondierungsgesprächen sind wir hinaus. Jetzt geht es in die heiße Phase."