Formel 1 - Fragen und Antworten zur aktuellen Situation von Mercedes: Ist die Saison noch zu retten?

Von Christian Guinin
Toto Wolff und Mercedes fahren 2021 Red Bull hinterher.
© imago images / Motorsport Images
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3. Kann Mercedes diese Saison noch retten?

Das könnte sich in vielerlei Hinsicht als schwierig gestalten. Aus eigener Kraft scheint ein Triumph mit dem aktuellen Paket ausgeschlossen, für eine Wende im Titelkampf bräuchte es also Performance-Updates am W12. Auch hier gibt es jedoch Schwierigkeiten.

Einerseits wurde schon zur laufenden Saison ein abgeschwächtes Modell des Budgetlimits eingeführt, welches kostspielige Verbesserungen unmöglich macht, andererseits dürfen nach den neuen Regularien nicht mehr ganze Teile (z.B. der Motor), sondern nur mehr Teilkomponenten (z.B. die MGU K) ausgetauscht werden. Ein Entwicklungsrennen wie in vergangenen Jahren wird es dementsprechend nicht geben.

Hinzu kommt, dass clever überlegt werden muss, inwiefern man sein Pulver 2021 verschießen will, um für die Entwicklung des 22er-Boliden nicht ins Hintertreffen zu geraten. "Entwicklungstechnisch ist diese Saison gelaufen", gab sich Wolff skeptisch bezüglich einer Update-Offensive. "Es würde keinen Sinn machen, ein oder zwei Wochen komplett auf das aktuelle Auto zu verwenden, weil die Fortschritte nicht mal ansatzweise so groß wären wie die Steps, die man fürs nächste Jahr machen kann", erklärt der Mercedes-Teamchef. Ganz nach dem Ansatz: Früher an später denken.

Mercedes will trotz Entwicklungsstopp nicht aufgeben

Das bedeutet allerdings nicht, dass der W12 unverändert die 15 verbleibenden Rennen bestreiten wird. "Wir haben eine vernünftige Anzahl von Dingen, die unser Auto in den kommenden Rennen schneller machen werden", sagte Mercedes-Technikchef James Allison im Podcast F1 Nation. "Ein Großteil" der Belegschaft im Mercedes-Werk habe demnach schon mit den Arbeiten am kommenden Boliden begonnen, "das bedeutet aber nicht, dass da nicht noch Dinge in der Pipeline sind, die von vor dem angesprochenen Wechsel stammen", so Alisson. Der Mercedes W12 werde sowohl auf aerodynamischer Seite als auch beim Antrieb noch eine gewisse Weiterentwicklung erfahren. Es handle sich dabei um "Kleinigkeiten".

Auch Hamilton will das Jahr noch nicht vollends aufgeben. Gerüchten zufolge arbeitet der amtierende Weltmeister nach den jüngsten Rückschlägen intensiv im ungeliebten Simulator, um das Fehlerrisiko auf Fahrerseite möglichst gering zu halten. "Ich bin durchaus positiv gestimmt", sagte er in der Presserunde vor dem Großen Preis von Österreich (Sonntag, ab 15 Uhr im Liveticker). "Ich versuche herauszufinden, was wir an diesem Wochenende anders machen können, um ein paar Zehntel zu finden. Ich habe großes Vertrauen ins Team, dass uns dies gelingen wird."

Unterm Strich glaubt Wolff, dass die WM ein "Schwergewichtskampf über 23 Runden" sein wird, bei dem Mercedes noch einige Siege einfahren könne. Schließlich müsse auch Red Bull irgendwann zweigleisig planen, "weil es sonst gefährlich für das kommende Jahr wird".