Formel 1 - Fragen und Antworten zur aktuellen Situation von Mercedes: Ist die Saison noch zu retten?

Von Christian Guinin
Toto Wolff und Mercedes fahren 2021 Red Bull hinterher.
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2. Warum ist Mercedes im Vergleich zu den Vorjahren so schwach?

Die große Regelrevolution, die für 2021 geplant war, ist wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen finanziellen Einbußen der Teams ins kommende Jahr verschoben worden. Die Frage, wieso Mercedes im Vergleich zu den letzten Saisons derart große Probleme hat, ist also durchaus berechtigt.

Die angekündigte neue Rennwagengeneration wurde nicht eingeführt, weitestgehend wurde das Reglement des Vorjahres sogar eingefroren, um Kosten zu sparen. Einige Änderungen sind dennoch bereits umgesetzt. Und diese schmecken dem Mercedes so gar nicht.

Da wären einmal die Beschränkungen am Unterboden. Dort wurde vom internationalen Automobilverband FIA eine Beschneidung vorgenommen, die den 21er-Boliden etwa zehn Prozent des Abtriebs ihrer Vorgängermodelle nehmen und sie damit langsamer machen sollen. Grund dafür ist Reifenhersteller Pirelli, der, wie auch sonst, aus Kostengründen keine neuen Reifen entwickeln wollte. Schnellere Autos hätten dies der Sicherheit halber aber verlangt.

Mercedes, das 2020 großen Wert auf einen gut ausbalancierten Anpressdruck unterhalb des Autos legte, trifft diese Änderung besonders hart. Der Bolide verliert dadurch an Balance, vor allem der Grip am Heck ist bei den Silberpfeilen problematisch. Auf der anderen Seite ist Rivale Red Bull seit jeher das Nonplusultra in Sachen Aerodynamik. Schon zu Vettel-Zeiten überzeugten die Österreicher weniger mit der höchsten PS-Anzahl im Feld, sondern vielmehr mit einem perfekt abgestimmten und ausbalancierten Wagen. Auch 2021 scheint Red Bull aerodynamisch Vorreiter zu sein.

In diesem Jahr fährt Mercedes über weite Strecken hinterher.
© getty
In diesem Jahr fährt Mercedes über weite Strecken hinterher.

Starker Honda-Motor ein Grund für Red-Bull-Höhenflug

Hinzu kommt das Verbot des DAS-Systems, welches eine Justierung der Lenkung während des Fahrens ermöglichte und von Mercedes erstmals in der Vorbereitung des vergangenen Jahres getestet wurde. Damals konnte die FIA keine regelwidrigen Verstöße feststellen, zur 21er-Saison wurde jedoch ein neuer Paragraph eingeführt, welches solch ein spezielles System verhindern soll.

Mercedes geht damit vor allem die Power auf eine Runde verloren - zuvor immer eine große Stärke der Silberpfeile. Waren im vergangenen Jahr noch 15 der 17 Polesetter in Silber-Schwarz gekleidet, belegten 2021 in acht Qualifyings bereits fünf Nicht-Mercedes-Fahrer den ersten Platz am Samstag.

Das letzte große Problem des deutschen Werkteams ist die fehlende Power gegenüber Red Bull. War der Mercedes-Motor seit Beginn der Hybrid-Ära das Aushängeschild aller Antriebe, ist seit diesem Jahr Red Bull mindestens auf Augenhöhe.

Im letzten gemeinsamen Vertragsjahr hat Motorenpartner Honda für die Österreicher noch einmal alle mögliche Power herausgekitzelt, auch die Probleme mit der Verlässlichkeit scheinen der Vergangenheit anzugehören. Auf Highspeed-Kursen - eigentlich absolutes Mercedes-Hoheitsgebiet - glänzen plötzlich Max Verstappen und Sergio Perez mit Spitzenwerten in Sachen Topspeed.