Auch Misserfolg hat viele Väter

Von Daniel Reimann
Ricardo Moniz (r.) wurde am Mittwoch bei 1860 München entlassen
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Die Rolle von Poschner: Ungeduldig und unsouverän

Gerhard Poschner stand als neuer Geschäftsführer Sport für die "Professionalisierung", die Investor Ismaik stets gefordert hat und die unter Präsident Gerhard Mayrhofer umgesetzt werden sollte. Poschner ist gut vernetzt und weiß medienwirksam aufzutreten. Charakteristika, die seinem Vorgänger Florian Hinterberger von mancher Seite abgesprochen wurden.

Poschner selbst gab nach dem Ende von Ex-Trainer Alexander Schmidt die Philosophie vor und suchte danach seinen Trainer aus. Er solle offensiv spielen lassen, angriffsfreudig, im gewünschten 4-3-3. Nachdem Wunschkandidat Carlos Bernegger (FC Luzern) zu viel Geld forderte, wurde kurzerhand Moniz verpflichtet. Er sei relativ spontan von 1860 kontaktiert worden, gab er selbst zu Protokoll. Offensichtlich war er nicht die erste Wahl.

Zwar wurde Moniz zu Beginn symbolisch der Rücken gestärkt und großes Vertrauen ausgesprochen, doch die Geduld war derart schnell aufgebraucht, dass "Sky"-Kommentator Stefan Hempel noch während des Darmstadt-Spiels (30.8.) über eine angeblich bevorstehenden Moniz-Entlassung spekulierte. Die drei Spieltage zuvor hatten gereicht, um Moniz' Rückendeckung im Verein einzureißen.

Nachdem drei Wochen später die Entlassung folgte, berief sich Poschner auf ausbleibende Ergebnisse und die fehlende Entwicklung des Teams. Ein Argument, das nur schwer von der Hand zu weisen ist und das sich mit dem von Präsident Mayrhofer propagierten Leistungsprinzip rechtfertigen lässt.

Doch daran muss sich nicht nur der Trainer messen, sondern auch die anderen Verantwortlichen. Poschner hat "Vollblut-Typ" Moniz, der mit seiner "Art, Fußball spielen zu lassen, alle Löwen-Tugenden" verkörpere, nach sieben Spielen vom Hof gejagt. Damit ging auch sein erster Schuss daneben.

Darüber hinaus agierte auch der anfangs charmant und bestimmt wirkende Poschner nicht immer souverän. Die Degradierung von vier Spielern in der "Taxi-Affäre" ist umstritten. Nicht nur, weil Neu-Kapitän Julian Weigl damit spektakulär demontiert wurde, sondern auch, weil die Strafe für ein Fehlverhalten im Privatleben besonders hart war. Zumal diese Episode nur wegen eines redseligen Taxifahrers ans Licht kam.

In Zeiten des sportlichen Erfolgs würde ihm diese Reaktion womöglich als konsequent ausgelegt werden. Im Licht des schlechten Saisonstarts jedoch wirkte sie eher wie aktionistische Symbolpolitik, die die Mannschaft schwächte, der Atmosphäre zusätzlich schadete und den Trainer mancher Option beraubte.

Insgesamt agierte Poschner nicht immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und wird nach der schnellen Moniz-Entlassung kritischer beäugt werden. Sollte der nächste Trainer scheitern, werden die Mechanismen des Geschäfts greifen und auch seine Position infrage gestellt werden.

Die Fehler von Moniz: Markige Worte, mangelnde Handschrift

Die Rolle von Poschner: Ungeduldig und unsouverän

Der Kader: Spielstark als Individuen - anfällig als Team

Die Zukunft: Der Dauer-Interimscoach - und dann?

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