"Ismaik ist kein Fußball-Fachmann"

Reiner Maurer trainierte einst 1860 München und diverse griechische Vereine
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SPOX: Gibt es etwas Konkretes, das Sie an Deutschland vermissen?

Maurer: Grundsätzlich bin ich nicht so gestrickt, dass ich jetzt unbedingt mein Weißbier oder ähnliches brauche.

SPOX: Haben Sie schon Besuch bekommen?

Maurer: Bis jetzt noch nicht, aber das wird noch kommen. Es ist für Freunde und Bekannte sicherlich interessant vorbei zu kommen, aber da brauche ich im Idealfall auch ein bisschen Zeit, um sie herumzuführen. Dann kann man sich die Region zusammen anschauen - das macht natürlich mehr Spaß.

SPOX: Sind Sie in der Gegend denn schon etwas herumgereist?

Maurer: Für mich war der primäre Beweggrund für den Wechsel nicht, dass ich irgendwo bin, wo ich mir tolle Sachen anschauen kann. Vielmehr will ich meinen Teil dazu beitragen, dass sich der Fußball hier weiterentwickelt. Gleich zu meiner Anfangszeit hatten wir Spiele in Krabi und Chiang Mai, das sind bekannte Urlaubsregionen. Da habe ich die Zeit genutzt, um die Umgebung wie Koh Phi Phi kennen zu lernen. Prinzipiell arbeite ich aber sechs, manchmal sogar sieben Tage die Woche und da bleibt wenig Zeit.

SPOX: Kommen Sie bei so viel Arbeit überhaupt dazu, sich die Spiele von 1860 noch regelmäßig im Internet anzuschauen?

Maurer: Zuletzt war ich sehr beschäftigt, weil ich mich erst einmal hier einen Überblick machen musste. Selbstverständlich verfolge ich die Ergebnisse. Ich bin nach wie vor im Kontakt mit einigen Personen des Umfeldes.

SPOX: Die wechseln bei den Löwen aber bekanntlich schnell, was sicher auch ein Grund für die jahrelange Talfahrt von 1860 ist. Woran krankt es sonst bei den Löwen?

Maurer: Der Verein steckt seit längerem in einer schwierigen finanziellen Situation. Als ich dort Trainer war, war der Klub praktisch pleite. Es gibt viel zu wenig Kontinuität, sowohl in der Mannschaft als auch auf der Führungsebene. Man orientiert sich insgeheim am FC Bayern - und das gelingt auch Vereinen wie Schalke oder Dortmund nicht. Wie soll das dann erst Sechzig gelingen? Der Verein ist prinzipiell in einer schwierigen Lage mit der Stadion-Situation und dem Eigentümer.

SPOX: Wie haben Sie Hasan Ismaik erlebt?

Maurer: Ich hatte als Trainer einen angenehmen Kontakt mit ihm. Er ist leider selten da und kein Fußballfachmann - aber er hat den Verein letztlich am Leben erhalten. Er hat viel Geld reingesteckt, zahlt jedes Jahr nach und hat sicher andere Vorstellungen vom Ertrag.

SPOX: Angenommen 1860 würde ein drittes Mal bei Ihnen anfragen ...

Maurer: ... da habe ich jetzt gar keine Vorstellung. Allgemein ist es in der enormen Medienlandschaft und der übertriebenen Erwartungshaltung, die stets höher ist als das Leistungsvermögen der Mannschaft, sehr schwierig bei den Löwen als Trainer zu arbeiten.