Freude an der Begeisterung

Von Fatih Demireli
Eintracht Frankfurt hat den besten Saisonstart seit 13 Jahren hingelegt
© spox

Eintracht Frankfurt ist mit zwei Siegen und vor allem mit zwei offensiv begeisternden Auftritten in die Bundesliga gestartet. Die neue Art und Weise hat Methode und war lange angekündigt. Die Eintracht verliert den Sinn an der Realität nicht, aber in der Mannschaft schlummert noch mehr Potenzial.

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Zugegeben ist der 34. Spieltag noch weit weg, aber eigentlich darf man bei Eintracht Frankfurt den Klassenerhalt schon feiern. Das sagt die offizielle Statistik-Datenbank. Wer zum Auftakt zwei Mal in Folge gewinnt, steigt nicht ab. Zumindest ist das in der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga bislang nur drei Mal passiert.

Zwei Siege in Folge scheinen für die Eintracht auf dem Weg zum Saisonziel also schon die halbe Miete zu sein, zumal die Auftritte der Hessen gegen Bayer Leverkusen und vor allem gegen 1899 Hoffenheim von beeindruckender Natur waren.

"Wir wehren uns nicht dagegen"

"Ich werde die Euphorie nicht bremsen. Ich wäre enttäuscht, wenn wir jetzt nicht Deutscher Meister werden", sagt Trainer Armin Veh. Natürlich mit einem Augenzwinkern und so ist auch die Statistik mit dem "fast sicheren Klassenerhalt", wie es die offizielle Bundesliga-Webseite nannte, zu verstehen.

Die Eintracht ist blendend gestartet, macht Lust auf mehr und lässt enormes Potenzial erkennen. In Frankfurt ist der Sinn für die Realität in den Wochen spielerischer Leckerbissen aber mitnichten verloren gegangen.

"Nach zwei Spieltagen besitzt die Tabelle nicht wirklich eine Aussagekraft", sagt Mittelfeldspieler Pirmin Schwegler in der "Frankfurter Rundschau". "Wir wehren uns nicht dagegen, Tabellenzweiter zu sein. Wir können die Punkte gut gebrauchen. Aber eine Bilanz können wir erst nach zehn oder zwölf Spieltagen ziehen."

"Kein Harakiri"

Zeit für eine erste Bilanz ist es in der Tat noch nicht, aber zumindest eine Tendenz darf erkannt werden. Frankfurt gehört - Stand heute - zum Kreis der Klubs, die um den Klassenerhalt spielen dürften, allerdings ist die Methode dorthin nicht irgendeine. Freude an der Begeisterung heißt die Devise.

"Natürlich geht es in erster Linie um den Klassenerhalt - und den wollen wir so, auf diese spielerische Art erreichen", sagt Veh - mit dem Wissen, dass es mit dem Offensivgeist im Sinn auch mal in die andere Richtung gehen kann. Allerdings ohne extreme Auswüchse. Man spiele "ja kein Harakiri", sagt Veh.

Wenig Mittel, großer Ertrag

Dafür spielt man mit einer Mannschaft, die nicht zufällig überzeugt. Zwar gelang der Wiederaufstieg in die Bundesliga souverän, dennoch sah Veh die Notwendigkeit, für die Bundesliga nicht nur auf- sondern auch umzurüsten, um die "neue Eintracht" zu kreieren. Jünger, dynamischer, spielstärker. Die Idee hat den Sprung von der Theorie in die Praxis bemerkenswert schnell geschafft.

Bemerkenswert vor allem, da die Mittel für die Umrüstung begrenzt waren. Finanzielle Sprünge waren nicht drin, die Neuzugänge haben die Qualität dennoch deutlich gesteigert beziehungsweise den Schwerpunkt anderweitig gesetzt. Takashi Inui gehört in diese Kategorie.

Lange zog sich der Transfers des Japaners hin, in der finalen Phase der Verhandlungen mit dem VfL Bochum schaltete sich als Konkurrenz plötzlich der türkische Meister Galatasaray um das Werben ein. Das Rennen machte trotzdem Frankfurt - und Inui zeigt früh, was er kann.

Ligaspitze in der Statistik

Seine technische Finesse, das gutes Auge sowie die Gabe, Mitspieler gekonnt einzusetzen, erfreute schon das Bochumer Publikum. Veh hat das Potenzial seiner Mannschaft früh genug erkannt, so dass ihn der starke Beginn nicht überrascht hat: "Ich habe ja schon in den Vorbereitungsspielen gesehen, dass wir Fußball spielen können."

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38 Mal schoss Frankfurt in zwei Spielen aufs Tor. Nicht mal der FC Bayern (35) kommt da trotz des 6:1-Siegs gegen den VfB Stuttgart mit. Frankfurts zehn Großchancen, die die Datenerfasser der DFL zählten, sind ebenfalls bis dato Ligaspitze. "Wir wollen das Risiko, wir wollen das Spiel machen und uns nicht hinten reinstellen", so Neuzugang Bastian Ozcipka.

So ein bisschen erinnert man sich an Borussia Mönchengladbach. Die Borussen legten ihr "Fast-Absteiger"-Dasein mit der Flucht zu mehr Ästhetik und spielerischen Elementen ab und etablierten sich mittlerweile als Europapokal-Kandidat. So weit ist Frankfurt bei Weitem noch nicht, aber der Anfang ist getan.

Noch Potenzial nach oben

Festzustellen ist, dass trotz starker Kader-Fluktuation nicht nur die Neuzugänge "schuld" daran sind, dass die Eintracht derzeit eine gute Figur abgibt. Das Gerüst, das den Aufstieg bewerkstelligte, ist eingespielt und befindet sich nun in der nächsten Entwicklungsstufe.

Sebastian Rode und Sebastian Jung sind Eigengewächse, die nicht nur in Frankfurt, sondern auch in der U-21-Nationalmannschaft noch einflussreicher zur Geltung kommen. Dazu hat man mit Sonny Kittel noch einen weiteren Youngster in der Hinterhand. Pirmin Schwegler ist da mit seinen 25 Jahren fast schon ein altes Eisen, aber auch er ist längst noch nicht am Ende seiner Entwicklung.

"Die Mannschaft hat einen guten Charakter, die neuen Spieler haben sich schnell eingefunden. Man spürt den Hunger bei jedem Einzelnen, sich weiter zu entwickeln", sagt Schwegler.

Ein Zustand der Hoffnung macht, dass der Aufschwung keine Momentaufnahme bleibt, sondern sich so einpendelt, dass man den anvisierten Klassenerhalt ohne große Bauchschmerzen schafft. Und Veh kann den verpassten Meistertitel dann wohl auch schneller wegstecken.

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