Lernen von den Star-Trainern um Wenger & Co.

Von Pascal Jochem
Arsene Wenger arbeitet seit mehr als dreizehn Jahren als Trainer von Arsenal London
© Getty
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Philosophie, Strukturen und Menschenführung

Jeder Trainerpraktikant setzt seine eigenen Schwerpunkte. Viele erhoffen sich einen Blick hinter die Kulissen des gesamten Vereins - von der Infrastruktur über die medizinische Abteilung bis zum Nachwuchskonzept. Als Vorzeigeklub schlechthin gilt der FC Barcelona. Trainer aus der ganzen Welt pilgern nach Katalonien, um mehr über Barcas berühmte Jugendakademie La Masia zu erfahren.

Auch Heiko Herrlich kam in den Genuss. Zehn Tage hat er in Barcelona hospitiert, damals noch unter Trainer Frank Rijkaard. "Ich habe das System Barcelona sehr genau beobachten können", verriet Herrlich im Interview mit SPOX: "Ich konnte bei allen Trainingsformen dabei sein und habe mich reichlich mit Jugendtrainern unterhalten."

Spanisch-Kenntnisse von Vorteil

So ein Austausch könne durchaus spannend und lehrreich sein, findet auch Uwe Wolf. Er selbst hat in Madrid mit dem Nachwuchskoordinator und dem Fitness- und Konditionstrainer Gespräche führen können. Profitiert hat El Lobo dabei von den noch immer guten Spanisch-Kenntnissen aus seiner Zeit in Mexiko.

Ein Praktikum bei einem europäischen Top-Klub ist aber vor allem reizvoll wegen des Namens auf der Trainerbank. Neben Arsene Wenger gehören Sir Alex Ferguson und Jose Mourinho zu den beliebtesten Anlaufstationen in der Branche. Die reine Trainingsarbeit spielt dabei zumeist eine untergeordnete Rolle.

"Der Fußball ist heutzutage gläsern, daher bestehen bei den Trainingsinhalten keine großen Unterschiede mehr. Klar, der eine legt mehr Wert auf den spielerischen, der andere auf den konditionellen Teil", erzählte Mike Büskens vor einiger Zeit im Gespräch mit SPOX. Der Coach der SpVgg Greuther Fürth hat bei Jupp Heynckes und bei Christoph Daum in Istanbul hospitiert. "Für mich war es wichtig zu sehen, wie diese erfahrenen und erfolgreichen Trainer mit ihrer Mannschaft umgehen."

Sich in Sachen Menschenführung und Motivationsfähigkeit bei erfolgreichen Trainerpersönlichkeiten etwas abzuschauen, ist für viele Praktikanten reizvoll. Ob Star-Trainer wie Mourinho oder Wenger allerdings tatsächlich so tiefe Einblicke gewähren, ist erneut eine Frage des Prinzips und der Kontakte.

"Wahnsinnige Außenwirkung"

Vor allem für vereinslose Trainer ist ein Praktikum dennoch eine geeignete Möglichkeit, die Zeit sinnvoll zu nutzen und sich womöglich wieder ins Gespräch zu bringen. Oder überhaupt erst im Geschäft Fuß zu fassen, wie Gino Lettieri vom SV Wehen Wiesbaden. "Heutzutage ist es schwer, ins Trainergeschäft einzusteigen, wenn man vorher nicht langjähriger Profi war. Ich musste mir meinen Zugang über Wege wie Hospitanzen erkämpfen", so Lettieri, der unter anderem bei Giovanni Trappatoni hospitiert hat, im Interview mit SPOX.

Praktika haben nun mal eine "wahnsinnige Außenwirkung", findet Peter Neururer. Große Einblicke gewänne man laut Neururer allerdings nicht unbedingt.

Ein Standpunkt, den auch Meistertrainer Felix Magath teilt: "Offenbar gehen alle zu Arsene Wenger und fühlen sich hinterher alle als kleine Wengers", erzählte er "Merkur-Online". "Ich gebe zu: Ich bin auch zu Wenger gegangen, auch beim FC Liverpool bin ich gewesen. Und als ich zurückgekommen bin und nachgedacht habe, was es gebracht hat: nichts."

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