Lernen von den Star-Trainern um Wenger & Co.

Von Pascal Jochem
Arsene Wenger arbeitet seit mehr als dreizehn Jahren als Trainer von Arsenal London
© Getty
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Aufmerksame Beobachter mit Notizzettel

Ob Praktikanten beim Training nur zuschauen oder sich idealerweise aktiv beteiligen dürfen, hängt zwangsläufig vom jeweiligen Trainer und der Klubführung ab. Peter Neururer beispielsweise hat seine Praktikanten "immer in alles involviert und sie sofort als Kollegen betrachtet".

Bei großen Weltvereinen wie Arsenal und Real Madrid ist das noch mal eine andere Sache. Doch auch hier kommt es auf Kontakte an. Als Bernd Schuster noch die Königlichen trainierte, hatte er Landsmann Slomka zu Gast. "Bernd Schuster war extrem zugänglich. Den Samstagabend haben wir gemeinsam bei ihm Zuhause bei der Sportschau verbracht. Ein frisch gezapftes Bier, dazu Chips - ich habe mich wohlgefühlt", so Slomka.

"Einblicke, von denen andere träumen"

Auch Uwe Wolf hat während seiner Praktikumszeit erneut von einer alten Bekanntschaft profitiert. Zu seiner aktiven Zeit als Spieler in Mexiko traf Wolf, Spitzname El Lobo, mehrmals auf Emilio Butragueno, der heute bei Real "Direktor für Beziehungen" ist. "Wenn du solche Personen kennst, bekommst du Einblicke, von denen viele andere träumen", schwärmt Wolf.

Im Büro Butraguenos haben sie über alte Zeiten geplaudert, anschließend hat die Real-Legende ihm die Spielerkabinen im Estadio Bernabeu gezeigt. Selbst bei Reals Abschlusstraining vor der wichtigen Champions-League-Begegnung gegen Olympique Lyon, das normalerweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, durfte Wolf dabei sein.

Mehr als die Zuschauerrolle war dabei allerdings nicht drin. Ein professioneller Trainerstab besteht heutzutage aus mehreren Spezialisten und Co-Trainern, die alle ihren Aufgaben nachgehen. Die Spieler aus den verschiedenen Mannschaftsteilen werden individuell geschult. Die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen, können Trainerpraktikanten wohl nur in kleineren Vereinen oder bei noch enger gesponnenen Kontakten wahrnehmen.

Auf der Bank sitzen ist Tabu

Bei den Königlichen gibt es einen abgesperrten Bereich am Seitenrand der Trainingsplätze für Familienangehörige und auch Praktikanten wie Uwe Wolf. Hier hat er täglich die Trainingsabläufe verfolgt und sich Notizen gemacht. "Da nimmt man natürlich das ganze Programm mit und steht von morgens bis abends auf dem Platz", erzählt Wolf.

Kontakte zu einzelnen Spielern kommen dennoch nur selten zustande. In der Cafeteria auf dem Trainingsgelände hat Wolf kurz ein paar Worte mit Linksverteidiger Marcelo wechseln können - ein bisschen Small Talk, mehr nicht. Dafür hat er auf dem Trainingsplatz gesehen, "wie man die Weltstars bei Laune hält. Das geht nur mit dem Ball. Der darf bei keiner Übung fehlen." Neben Cristiano Ronaldo und Co. hat sich der 42-Jährige auch die Trainingseinheiten der zweiten Mannschaft Real Madrid Castilla und der Junioren angesehen.

Bei den Spielen saß er auf der Tribüne - wie es sich für einen Praktikanten gehört. Bei Spielen und Mannschaftssitzungen sind Praktikanten definitiv außen vor, dies gilt als ungeschriebenes Gesetz in der Branche. Auf der Bank haben sie nichts zu suchen.

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