Wolle Staubsauger kaufe?!

Von Stefan Moser
Miro Klose und die Bayern sind bei Wettanbieter "bwin" im Duell mit Sporting großer Favorit
© Imago

The Empire strikes back - ein klarer Punktsieg für die Bayern an diesem 19. Spieltag. Doch wer die Zähler gegen Gladbach, Bielefeld und Karlsruhe so achtlos liegen lässt, darf sich hinterher nicht wundern, wenn die Münchner sich die Hände reiben.

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Worüber man sich aber sehr wohl wundern darf: Thomas Schaafs grenzenloser Appetit auf Fisch, der Schalker Komödienstad'l, Poldis Pickel und der Pfiff des Tages. Einzelheiten in der Alternativen Liste.

1. Götz von Berlichingen: Thomas Schaaf ist ein komischer Mensch. Da waren seine Bremer gerade dabei, gegen Schalke (!) mit 0:1 zu verlieren, als Werder-Stürmer Rosenberg eine Riesenchance versiebte, indem er den Ball direkt auf Torwart Neuers Fäuste ballerte. Und Schaaf? Dachte offenbar ans Essen! Erfahrene Lippenleser nämlich konnten zweifelsfrei erkennen, wie er am Spielfeldrand den Blick zum Himmel hob und brüllte: "Ja, lecker so ein Barsch!" So sind sie eben, die Fischköppe...

2. Göttliche Komödie: In der Außendarstellung ist Schalke ungefähr so clever wie der Vatikan: chauvinistisch, widersprüchlich und vernagelt. Mit nur einem Unterschied - Königsblau ist viel, viel lustiger! Und so funktioniert das durchaus komödiantische Konzept: Auf Schalke weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut, auf jeden Fall nicht so genau. Darüber reden wollen sie nicht - jedenfalls nicht miteinander. Stattdessen teilen sie links wie rechts ihr Halbwissen viel lieber mit dem Boulevard, was sich in etwa so anhört: Farfan fliegt in die Heimat, weil die Großmutter im Sterben liegt, sagt Schalke. Stimmt nicht, sagt dann eine Zeitung, Farfan hat Knatsch mit seiner Freundin. Ach so, sagt Schalke, stimmt: ein Übersetzungsfehler, Sorry. Die Oma ist gar nicht todkrank, aber richtig gut geht's ihr nun auch nicht.

Ist ja auch egal, weil dann kommt Kevin und erzählt der Zeitung, dass Schalke ihn wohl nicht mehr mag und er im Sommer vielleicht wechseln wird. Blödsinn, sagt dann wieder Schalke, der Kevin ist voll super und bleibt die nächsten 100 Jahre.

Moment, sagt dann die Zeitung, aber gab es da nicht ein Gespräch? Kevin fragte doch den Manager nach Angeboten aus dem Ausland. Ach ja, richtig, sagt dann wieder Schalke, hatte ich vergessen: Das Gespräch fand statt, aber das ist doch total normal. Aber woher weiß Du, Zeitung, eigentlich davon? Undsoweiterundsofort. Fest steht jedenfalls: An Spieltagen ist Schalke zäh und trocken - während der Woche aber macht das richtig Spaß!

3. Anekdoten: Bislang war Leon Andreasen einzig und allein dafür berühmt, das hässlichste Geräusch in der Geschichte des deutschen Fernsehens verursacht zu haben. Vor langer Zeit nämlich kommentierte Rolf Töpperwien mal ein Pokalspiel, in dem Andreasen auch mitmachte. Und Töppi gab den Besserwisser: "So spricht man den Dänen richtig aus", markierte er den  Polyglotten - und brunftete ein wirklich widerwärtiges "AdrÖÖÖÖsen" in sein Mikro. Und das fortan bei jedem Ballkontakt! Darauf flüchtete Andreasen zu Recht nach England, ehe er nun sein Comeback in der Bundesliga versuchte. Seit der Winterpause spielt er für Hannover - und sorgte schon am Sonntag für die nächste Anekdote. Gegen Cottbus gab der Hoffnungsträger nämlich sein Debüt: Töpperwien war nicht im Stadion, trotzdem kam Hannover mit 1:3 empfindlich unter die Räder. Und Andrösen? Sah nach etwas mehr als einer Stunde schon Gelb-Rot.

4. Der Kampf geht weiter: Gladbach gegen Hoffenheim, die 89. Minute: Wie durch ein Wunder führt die Borussia mit 1:0, als Wellington für die TSG einen Kopfball versenkt. Tor, sagt Schiri Wagner, bläst beherzt in seine Pfeife und marschiert in Richtung Mittelkreis. Der Pfiff war eigentlich auch richtig gut! Virtuos im Ansatz, geschmeidig im Timbre, nicht zu laut und nicht zu leise, nicht zu lang und nicht zu kurz. Er hatte nur den einen kleinen Makel: Es war eine Fehlentscheidung, der Torschütze stand nämlich im Abseits. Und weil Wagners Kollegen an diesem Spieltag gleich im Dutzend ähnliche Probleme hatten, wollen wir die Chance nutzen und mal wieder an unsere Forderung erinnern: Bibi in die Bundesliga!!

5. Apropos Gladbach: Wer rechnen kann, der weiß: Alexander Baumjohann erzielte das erste Tor für seinen neuen Arbeitgeber, den FC Bayern München. Starke Leistung, nur wenige Tage nach seiner Unterschrift.

6. Weisheit: "Da brauch' ich mich nicht an den Spielfeldrand zu stellen", tobte Christoph Daum angesichts der schlechten ersten Halbzeit seiner Kölner in Frankfurt, "verarschen kann ich mich nämlich auch alleine!"

Was er später dann auch tat, indem er gestenreich erklärte, wie er Stürmer Ishiaku nach dessen vergebener Torchance wieder aufbauen wollte: "Natürlich mit meiner Staubsaugervertreter-Philosophie!", protzte der FC-Coach siegessicher: "Ein Vertreter geht von Tür zu Tür und erhält in sieben von zehn Fällen eine Abfuhr. Trotzdem darf er den Mut nicht verlieren und muss mit einem Trällern auf den Lippen zum nächsten Haus gehen. Irgendwann wird er dann wieder einen Staubsauger verkaufen." Wow! Das hilft Herrn Ishiaku sicher sehr.

7. Verpixelt: Um das Geld für Lukas Podolski wieder reinzuholen, verkauft der 1. FC Köln im Internet nun kleine Bildschirmpunkte auf einem Konterfei des Prinzen. Sensationelle Idee, fand Poschi Poschmann im "Aktuellen Sportstudio" und ließ sich zu folgender verbalen Höchstleistung inspirieren: "In Köln kann man jetzt Poldi-Pickel kaufen."

8. Weisheit reloaded: Es war wie verhext! Was er auch versuchte, der Ball wollte einfach nicht hinter die Linie. Doch Miro Klose gab nicht auf. Ein Muster an Unverdrossenheit ging der Bayern-Stürmer gegen Dortmund seiner Arbeit nach, trällerte fröhlich seine Lieder - und vergab weiter Chance um Chance. Bis der Fußballgott ein Einsehen hatte: 2:1 Klose, 3:1 Klose, Matchwinner Klose, Interview Klose: "Manchmal ist es einfach so, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert", murmelte er fromm ergriffen in die Mikrofone. Das reicht vermutlich nicht für den Nobelpreis - eine lebenslange Mitgliedschaft im Verband deutscher Staubsaugervertreter aber hat er sich damit allemal verdient!

9. Die kleinen Dinge: Hammer, oder? Der KSC schlägt Hamburg mit 3:2! Nach 0:2! Kaum zu glauben, denn hat Karlsruhe in seinem Leben eigentlich schon jemals drei Tore in einem Spiel geschossen? Doch, doch, und zwar zuletzt am 12. Spieltag beim 3:3 gegen Leverkusen. Damals lagen die Badener sogar mit 0:3 zurück.Die zweitschwächste Offensive der Liga braucht offenbar erst immer einen Tritt ins Gemächt, ehe sie sich aufrafft, selbst zu handeln. So ein unerwartetes Comeback macht ja auch viel mehr Spaß.

Manager Rolf Dohmen etwa hüpfte wie ein Derwisch übers halbe Feld, nachdem Sebastian Freis den Siegtreffer erzielte. Und wann hat sich zuletzt ein Funktionär so ausgelassen über einen Abstiegsplatz gefreut?

10. Hä?! Wolfsburg gegen Bochum, es läuft die 70. Minute und Felix Magath wechselt Christian Gentner aus. Kann er ja ruhig machen, aber wen schickt er dafür aufs Feld? Einen gewissen "Sebastian Schindzielorz". Moment mal: Schindzielorz? Schindzielorz? Bei dem Namen klingelt irgendwas. Aber seit wann ist der denn in Wolfsburg? Und vor allem: wieso? Und überhaupt: Wo kommt der her, wo will der hin? Wir bitten um Aufklärung!

11. American Way of Life: Aber selbstverständlich! Natürlich ist Jürgen Klinsmann der beste Trainer wo gibt auf der Welt. Aber gerade deshalb könnte man von ihm doch etwas Souveränität erwarten. Zum Beispiel hierbei: Für eine Brauereiwerbung erlaubte sich der bayerische Kult-Folklore-Sänger Fredl Fesl eine Anspielung auf das Reinheitsgebot: "Frisch, sauber, rein, neudeutsch sagt man clean - und genau, woher meinen Sie, dass so Worte kommen wie Klinsmann oder Bierhoff."Und Klinsmanns lässige Replik? Ein Schreiben vom Anwalt, Unterlassungsklage, Streitwert 50.000 Euro, Verhandlung am Mittwoch.

So macht das halt der nette Sunnyboy aus Göppingen, wenn er sich Sorgen um den Saubermann macht. Insgesamt doch eine leicht amerikanisch-bigotte Krähwinkligkeit - oder anders formuliert: ein echter Mister Cleansman.

Blog von Oliver Wittenburg: Anweisung für Sportkommentatoren zur Ausprache fremder Namen

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