"Mercedes für die Spannung danken"

Von SPOX
Lewis Hamilton und Nico Rosberg feierten mit ihrem Mercedes-Team 2014 meist im Doppelpack
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These 2: Nico Rosberg war einfach zu lieb für den Titel

Maack: Zu lieb? Da muss ich lachen. Um es plakativ auszudrücken: Rosberg ist das Arschloch der Saison 2014. Das vermeintliche Parkmanöver in Monaco, der Zusammenstoß in Spa - wenn über vermeintliche Unfairness diskutiert wurde, dann stand er im Mittelpunkt. Wir wissen, das Lewis Vorteile beim Überholen hat. Aber Rosberg hat das oft schon im Qualifying erledigt. Zehn Pole Positions, drei mehr als sein Teamkollege, der doch eigentlich als schnellster Fahrer auf einer fliegenden Runde gilt. Letztes Jahr haben mir viele gesagt, Rosberg werde demontiert, wenn Hamilton sich erst bei Mercedes eingelebt hat. Von den Leuten höre ich aktuell sehr wenig. Rosberg hat eine andere Herangehensweise, er fährt nicht einfach drauf los. Aber er gehört genau da hin, wo er jetzt ist: In den Kampf um den Titel.

Ziegler: Die These würde ich so auch nicht unterschreiben. Die Dynamik der Rennsaison lässt Hamilton einfach als den aggressiveren Fahrer erscheinen, weil er durch den Ausfall beim Auftakt in Australien von Anfang an im Hintertreffen und zum Aufholen gezwungen war. Er ging mit Rückstand in die entscheidende Phase nach der Sommerpause und hat Rosberg mehrfach auf der Strecke überholt. Umgekehrt war das nicht der Fall. Spa-Francorchamps, wo Rosberg Hamilton mit einer Berührung das Rennen ruiniert hat, kann als finaler Wendepunkt betrachtet werden. Danach schien Rosberg - und da stimme ich mit der These überein - zu "lieb" zu fahren, während Hamilton weiter kompromisslos attackierte. In der Außenwirkung scheint Rosberg zudem eher als "Sonnyboy" rüberzukommen, Hamilton dagegen als der Racer schlechthin.

RoyRudolphusAnton: Ich würde den Rennfahrer Rosberg nicht per se als zu soft einstufen, aber er schleppt dieses öffentliche Muster aus "Britney"-Tagen mit sicher herum. Zeigt er Zähne, wirkt es aufgesetzt. Bleibt er sich treu, will er etwas beweisen - krampfhaft. Klar scheint für mich, dass Hamilton mit seinem Racer-Image kokettiert. Er nutzt die Ideallinie, wenn sie ihm regeltechnisch zusteht, aber verlangt dabei ein Gutdünken des Rivalen, das er bei vertauschten Rollen nicht anbietet. Kanada war die Ausnahme. Vielleicht hat Rosberg einmal zu oft gekuscht (Bahrain), andererseits haben wir gesehen, welchen Urknall eine Prise Sturheit (Belgien) auslöste. Unter dem Strich wurde Hamilton von Rosberg nur in Österreich und Brasilien auf der Strecke geschlagen. Das sagt ziemlich viel.

Red_7: Ich muss immer schmunzeln, wenn ich das lese. Beide Fahrer haben sich auf der Strecke nichts geschenkt, sind aber im Großen und Ganzen fair miteinander umgegangen, was bei Teamduellen in der Vergangenheit nicht immer so war. Mehr Härte hätte Rosberg da aus meiner Sicht auch nicht weitergeholfen, sondern eher sein Cockpit für 2015 gefährdet. Geht das Rennen auf dem Yas Marina Circuit normal über die Bühne, glaube ich aber nicht daran, dass Rosberg Hamilton noch einmal abfangen kann. Das Paket der fahrerischen Qualitäten der Beiden bewegt sich auf Augenhöhe. Rosberg hat gezeigt, dass er unter Druck auf eine Runde die bessere Lösung gefunden hat, während Hamilton das bessere Gefühl für Anpassungen im Renntrimm hat und wann er das entscheidende Manöver setzt.

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