WrestleMania 38 - Ex-WWE-Star Axel Tischer alias Alexander Wolfe im Interview: "Die WWE macht kein Wrestling"

Von Tim Ursinus
Ex-WWE-Star Axel Tischer in Aktion.
© Axel Tischer

WrestleMania steht vor der Tür! Der ehemalige WWE-Star Axel Tischer alias Alexander Wolfe erklärt im Interview, warum er mit Blick auf das größte Wrestling-Event des Jahres kaum Vorfreude verspürt. Der 35-Jährige verrät, dass es bei seinem ehemaligen Arbeitgeber schon lange nicht mehr um Wrestling geht und weshalb seine große Karriere in der Liga ausgeblieben ist.

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Außerdem erzählt der erste deutsche WWE-Champion der Geschichte von einem Rat seines damaligen Mentors Shawn Michaels, der sich einem Wunsch von Boss Vince McMahon widersetzte. Und er erklärt, warum er keinen Bock auf Celebrities wie Logan Paul hat.

Axel Tischer berichtet zudem von falschen Versprechungen während seiner Zeit bei der WWE (2015 bis 2021), seinem geplatzten WrestleMania-Traum und seinem heutigen Leben als Independent-Wrestler.

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Herr Tischer, Sie kennen die WWE aus erster Hand. Warum sind die Zuschauerzahlen so gefallen?

Axel Tischer: Die WWE ist eine Firma und macht Gewinn. Aus der Sicht läuft nichts grundlegend falsch. Für mich persönlich aber schon. Ich habe alleine schon keinen Bock, ein Format zu schauen, wo von zwei Stunden 30 Minuten Wrestling und eine Stunde Werbung läuft. Das ist im heutigen On-Demand-Zeitalter ätzend. Deshalb schaue ich mir auf dem WWE Network lieber die abgespeckte Version an. Dahin geht auch die Zukunft der WWE, sonst hätten sie es nicht eingerichtet. Mit der AEW ist ein Konkurrent da, der sorgt aber nicht für schlechtere Einschaltquoten. Je mehr Wrestling konsumiert wird, desto besser, das war schon damals bei der WCW und WWF so. Die Shows laufen ja auch nicht parallel. Konkurrenten sind sie trotzdem und viele gehen derzeit zur AEW, weil ihnen die WWE zu kindisch ist. Und andere lieber zur WWE, weil sie mit ihren Kindern schauen wollen und bei der AEW wieder jemand wie ein Schwein blutet.

Sie sagen, die WWE ist manchen zu kindisch, was meinen Sie damit?

Tischer: Die WWE ist eben mehr Entertainment, mehr Wischiwaschi. Die AEW erinnert mich an die WWF. Die WWE macht nichts falsch, sondern entwickelt sich eben in den Mainstream außerhalb des Wrestlings. Das kann ich aus Vermarktungsgründen auch verstehen. Aber Daniel Bryan, Dean Ambrose bzw. Jon Moxley und Co. haben dann eben Nein gesagt. Sie haben auch das nötige Geld dazu, obwohl sie mit Sicherheit ein zuckersüßen Vertrag bekommen hätten. Sie hatten den Luxus, dass sie die WWE nicht brauchen, um Geld zu verdienen. Ähnlich wird es auch bei CM Punk gewesen sein, der Jahre lang mit der WWE auf Kriegsfuß war. Mit der AEW ist wieder eine vielversprechende Liga da.

Und die WWE wird derzeit immer unbeliebter.

Tischer: Viele sagen, dass die WWE besonders in den letzten Jahren schlechter geworden ist. Ich spreche aus eigener Erfahrung bei NXT. Ich war bei der hoch gelobten schwarz-goldenen Ära, was für viele die beste war, dabei. Es war das Wrestling, wie ich es liebe. NXT 2.0 ist weniger mein Geschmack. Es ist aber nicht schlechter, sondern einfach anders. NXT war ursprünglich nur als Aufbaubereich geplant, bis es sich zur dritten Brand entwickelt hat. Das hat sich jetzt wieder zurückentwickelt. Deshalb wird wieder vermehrt nach jüngeren Leuten geschaut. Zu meiner Zeit waren Independent-Wrestler gefragt, die für das Modell bekannt gemacht werden sollten, um letztlich Einschaltquoten zu generieren und Geld einzubringen.

Schauen Sie noch NXT?

Tischer: Mir gefällt es nicht, ich kann mich nicht damit identifizieren. Das würde natürlich anders aussehen, wenn ich selbst dabei wäre und auf dieser großen Bühne stehen könnte. Ich schaue meistens noch Imperium, wenn meine Jungs dabei sind. Den Rest der WWE schaue ich ebenfalls nicht aktiv. Auch zu der Zeit, als ich bei der WWE war, habe ich kein Raw und SmackDown geschaut. Geschweige denn jedes Match. Um Gottes Willen. Ich habe ab und zu was gelesen, um mich auf Stand zu halten. Wenn mich Matches interessieren, greife ich auf Kurzfassungen im Network zurück. Ich mag eben Wrestling und kein Sports-Entertainment.

Ex-WWE-Star Axel Tischer in Aktion.
© Axel Tischer
Ex-WWE-Star Axel Tischer in Aktion.

Axel Tischer: Logan Paul? "Was ist denn das für ein Scheiß?"

Die WWE hofft jetzt auf WrestleMania 38 und bringt sogar mit Logan Paul einen Social-Media-Star auf die Matchcard.

Tischer: Ich kenne den Typen, aber ich weiß nicht wirklich, was er macht. Promi-Boxen oder so einen Shit. Das ist aber egal. Er hat haufenweise Follower und bringt der WWE massig Einschaltquote. Für das Geschäft ist es wieder gut, für den Wrestling-Fan nicht. Die denken sich: "Was ist denn das für ein Scheiß?". Die WWE ist wie gesagt kein Wrestling, es ist nicht für Fans. Da muss man etwas anderes schauen. Jeder, der Wrestling nicht kennt, kennt aber Logan Paul. Der schafft es, mit Kämpfen mehr Geld zu machen als die UFC. Ohne in einem Verband zu sein! Das mit den Celebrities hat mich schon immer gestört. Ich kann mich noch an den Schauspieler Mickey Rourke bei WrestleMania erinnern, als er seinen Film "The Wrestler" promotet hat und als angeblicher Boxer Chris Jericho im Ring ausgeknockt hat. Das hat mich richtig gestört, weil er kein richtiger Wrestler ist, sondern einen spielt. Und der schafft es, einen Chris Jericho K.o. zu schlagen?

Deshalb greift die WWE auch immer wieder auf alte Legenden wie Goldberg zurück.

Tischer: Genau. Die Leute sehen lieber einen Goldberg, anstatt jemanden, der nicht richtig aufgebaut ist oder irgendeine Schießbudenfigur aus der Undercard. Das ist die Schuld der WWE. Sie bauen keine neuen Leute zu Superstars auf. Auf der anderen Seite schalten die Leute aber ein. Also warum das Geschäftsmodell ändern? Mein Lieblingswrestler ist Steve Austin. Sein Kampf gegen Kevin Owens ist der einzige Grund, warum ich WrestleMania schauen werde. Meine Erwartungen sind zwar nicht so weit oben, aber es ist eben Austin. Da wurde ich geködert. Wer es nicht mag, kann so viel anderes schauen. Von wXw über Game Changer Wrestling bis hin zu New Japan. Es gibt so viel geiles Wrestling.

Axel Tischer: "Lesnar ist ein sehr zurückhaltender Typ"

Kommen wir zum Kampf der Kämpfe bei WrestleMania. Finden Sie die Entwicklung von Brock Lesnar gut und kann er den unbesiegbaren Roman Reigns schlagen?

Tischer: Seine Wandlung ist cool. Ich war von Beginn an Lesnar-Fan. Erst recht bei der UFC. Der Typ ist ein Vorbild und ein ganz schlauer Businessman. Er hat alles richtig gemacht. Der kann jedem den Stinkefinger zeigen und sagen: "Mach ich nicht." Trotzdem verdient er schweinisch viel Geld. Er ist ein richtig geiler Wrestler, obwohl ihn viele dafür gehasst haben, dass er gefühlt nur ein Match im Jahr hatte. Wenn er richtig loslegt, sind die Matches immer geil. Zum Beispiel gegen Daniel Bryan, AJ Styles und Finn Balor. Auch gegen Goldberg hat es mir gefallen. Und Roman Reigns hat momentan den Spaß seines Lebens. Das wird ein Showcase Match und ist zu Recht der Main-Event. Ob Reigns am Ende verliert, ist mir Pusteblume. Das wird ein Spektakel. Ich habe beide auch mal getroffen. Roman war sehr korrekt. Brock habe ich nur mal kurz Hallo gesagt, weil er ein sehr privater und zurückhaltender Typ ist.

Wie war Ihr Verhältnis zu den anderen WWE-Stars?

Tischer: Ich habe mich mit allen gut verstanden. Auch mit den größeren Stars. Zum Beispiel mit Randy Orton und John Cena, die immer hilfsbereit waren. Sie haben sich nie für etwas Besseres gehalten und mir weitergeholfen. Ein Cena nimmt sich enorm viel Zeit, um dir Tipps zu geben und Tricks zu zeigen. Er hat die WWE mit seiner Popularität groß gemacht und wahrscheinlich dafür gesorgt, dass ich dort gelandet bin. Am meisten habe ich mit meinen Gegnern im Ring verkehrt wie mit den Jungs von The New Day und den Usos. Gerade bei SmackDown war das sehr entspannt. Backstage haben wir viel Playstation gezockt. Und wenn es keinen Fernseher im Lockerroom gab, wurde der Reise-Fernseher mitgenommen. Es ist wie im normalen Leben. Es gibt Freunde, Bekannte und Leute, denen man nur Hallo und Tschüss sagt. Im Wrestling triffst du öfters auf schräge Vögel und komische Gestalten. Es gab jedoch nie Stress mit anderen. Es wurde sich auch wie unter Kumpels gegenseitig aufgezogen.

WWE WrestleMania 38: Die Highlights

MatchBesonderheitenTag
Becky Lynch (c) vs. Bianca BelairSingles Match um die WWE Raw Women's Championship1
Rey Mysterio und Dominik Mysterio vs. The Miz und Logan PaulTag Team Match1
Charlotte Flair (c) vs. Ronda RouseySingles Match um die WWE SmackDown Wome1
Edge vs. AJ StylesSingles Match2
Brock Lesnar (WWE-Champion) vs. Roman Reigns (Universal-Champion) (mit Paul Heyman)Winner Takes All Match, Sieger vereint die WWE Championship und die WWE Universal Championship2
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