NFL

Takeaways zum Start der Offseason: Wie funktioniert ein Rebuild in der NFL?

Erleben wir in dieser Offseason erneut Teams, die einen radikalen Neustart einleiten?
© getty
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4. Recalibrate: Jedes Jahr ein Titelkandidat

Als Joe Burrow zum Ende der Regular Season, als die Bengals gerade zum ersten Mal in ihrer Geschichte in aufeinanderfolgenden Jahren die AFC North gewonnen hatten, gefragt wurde, wie er das Titelfenster dieses Teams einschätzt, kam die Antwort genauso schnell wie überzeugt.

"Das Fenster ist meine ganze Karriere", gab Burrow zu Protokoll, und was zunächst wie eine vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Antwort klingt, sollte die Realität für eine Franchise sein, wenn man einen Top-5-Quarterback gefunden hat. Selbst wenn der dann irgendwann sehr viel Geld verdient.

Doch der Top-5-Quarterback reicht dann nicht mehr, wenn es darum geht, Ressourcen zu maximieren und einen Titelanwärter aufzubauen, der auch mit einem teuren Quarterback nach dem Titel greifen kann: Bis vor der vergangenen Saison hatte noch nie ein Quarterback den Titel gewonnen, der mehr als 12,5 Prozent des Salary Caps seines Teams in derselben Saison beanspruchte.

Patrick Mahomes durchbrach diese Schallmauer mit dem Super-Bowl-Triumph gegen die Eagles deutlich; Mahomes beanspruchte in der gerade beendeten Saison 17 Prozent des Chiefs-Salary-Caps.

Inwieweit sind die Chiefs ein Roster-Building-Vorreiter?

Mahomes und umso mehr in Kombination mit Andy Reid ist so ein qualitativer Outlier, dass ich vorsichtig wäre, aus irgendetwas, was die Chiefs in ihrer aktuellen Version vollbringen, weitreichende Schlüsse für den Rest der Liga zu ziehen.

Doch aus ihrer übergreifenden Strategie wird es für Teams wie Buffalo, oder auch bald die Bengals wichtige Lektionen geben, welche diese Teams auch zeitnah umsetzen müssen.

Im Fall der Chiefs war es die Entscheidung, sich Tyreek Hill nicht mehr zu leisten, und den Star-Receiver stattdessen für jede Menge Draft-Kapital zu traden.

Das erlaubte es Kansas City, sich offensiv vielseitiger aufzustellen, vor allem aber war es mit Blick auf das gesamte Roster-Building der Startschuss, um sich auf die Zukunft auszurichten. Es ist eine Neukalibrierung des eigenen Kaders und der eigenen Strategie.

Sind nur Teams mit Elite-QBs in der Recalibrate-Gruppe?

Diese Kategorie der Roster-Building-Strategie betrifft auf den ersten Blick vor allem Teams mit Elite-Quarterbacks, die mit Blick auf den Cap sehr vorausschauend agieren müssen, um trotz eines Quarterbacks mit Top-5-Cap-Hit auf der Position ein Team mit Titelchancen zusammenzustellen.

Während das auch die Art Team ist, an das ich hier ganz klar in erster Linie gedacht habe, kann man auch in eine andere Richtung denken.

Natürlich kann nicht jedes Team einen Elite-Quarterback haben, und während es einerseits stets eine klare Priorität sein sollte, einen solchen Quarterback zu finden, so denke ich auch, dass Value darin liegt, mit einem Quarterback eine Kategorie darunter ein kompetitives Team zusammenzustellen.

So gibt man Saisons nicht einfach auf, man gibt einem Coaching Staff eine Chance, etwas aufzubauen - und wenn man dann einen Quarterback im Draft findet, hat man bereits einen starken Kader, um diesen Quarterback zu unterstützen und deutlich bessere Chancen, ein Titelfenster zu öffnen.

Das krasse aktuelle Gegenbeispiel zu spezifisch diesem Punkt sind die Bears, die vor Justin Fields' zweiter Saison erst einmal einen echten Rebuild einleiten mussten, was die Franchise aus Roster-Building-Perspektive jetzt in eine schwierige Situation bringt. Dadurch konnte man Fields bisher nicht vernünftig bewerten, und bis man alle Baustellen angegangen ist, wird selbst in einer optimistischen Rechnung Fields' Rookie-Vertrag schon fast vorbei sein.

Teams, die einen der Top-6- bis Top-10-Quarterbacks haben, müssen umso umsichtiger in ihrer Roster-Building-Strategie sein. Denn sie haben nicht, zumindest nicht auf gleichem Level, den Luxus, den die Teams mit Elite-Quarterbacks haben, dass der Quarterback Problemzonen kompensieren kann.

Fehlgriffe wie das teure Bezahlen eines Running Backs - die Dak-Prescott-Cowboys und die Kirk-Cousins-Vikings wären zwei Beispiele dafür - dürfen sich diese Teams eigentlich nicht leisten, denn sie brauchen jeden Dollar, um einen Elite-Kader zusammenzubauen. San Francisco hat das, trotz ebenfalls einiger interessanter Running-Back-Entscheidungen, über die letzten Jahre geschafft.

Gleichzeitig ist es wichtig, sich selbst eine gewisse Flexibilität zu bewahren. Das gilt für den Cap, es gilt vor allem aber auch für sein eigenes Mindset: Ein Quarterback-Pick im Draft, selbst inklusive Uptrade, sollte immer eine Option sein, egal, was man in der vergangenen Saison vielleicht erreicht hat.