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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 8 in der NFL

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© getty
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2. Wer sollte jetzt auf dem Trade-Markt aktiv werden?

Vor zwei Wochen hatte ich über mögliche Trade-Kandidaten geschrieben, vor allem durch den Blickwinkel darauf: Welche Teams könnten Spieler abgeben - und welche Spieler könnten das sein?

Dass die Panthers hier ein Team sein könnten, das mehrere Spieler abgibt, hatte sich damals infolge der Entlassung von Matt Rhule bereits abgezeichnet - mit Robbie Anderson und Christian McCaffrey sind zwei Spieler der Liste bereits weg, und vielleicht ist die Deadline an diesem Dienstag ein ausreichend starker Treiber, um noch einen großen Trade in die Wege zu leiten: D.J. Moore und Brian Burns bleiben die beiden Kronjuwelen dieses Teams.

Aber in diesem Jahr finde ich die Frage danach, wer für Spieler traden will, fast spannender, als die Frage danach, wer Spieler weg traden will.

Denn in einer Saison, in der es bislang vor allem in der NFC ein komplett offenes Feld gibt, können Teams sich selbst durchaus davon überzeugen, dass der eine Trade dazu führen könnte, dass sie selbst aus der breiten Masse mittelmäßiger Teams herausstechen; ich hatte diesen Punkt bereits beim Niners-Trade für Christian McCaffrey angebracht.

Und so positiv die Saison aus Sicht der Jets, Giants und Seahawks - und mit etwas Abstand dahinter die der Falcons - bis dato läuft: Diese Teams sollten an ihrem Rebuild-Plan festhalten und sich nicht dazu verleiten lassen, jetzt kurzfristige Baustellen schließen zu wollen um kurzfristige Ziele zu erreichen; so wie es die Jets mit dem James-Robinson-Trade gerade gemacht haben. Denn die Vermutung liegt nahe, dass diesen Teams noch die Substanz fehlt, um wirklich oben angreifen zu können; selbst wenn es für ein überraschendes Playoff-Ticket reicht.

Stattdessen sind in diesen Überlegungen für mich die Teams interessanter, deren Kader bereits in eine bestimmte Richtung gepusht wurde. Teams, die mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet sind und sich nach knapp der Hälfte eingestehen müssen, dass sie sich irgendwo verkalkuliert haben. Dass sie eine Baustelle unterschätzt oder ihren Kader irgendwo falsch eingeschätzt haben.

Green Bay Packers: Wide Receiver

Als Aaron Rodgers in der vergangenen Woche in der Pat McAfee Show sagte, dass Spieler, "die zu viele Fehler machen" nicht spielen sollten, und dass man "ein paar Reps reduzieren" müsse, ergänzt durch die Beobachtung, dass man "vielleicht ein paar Jungs, die gerade nicht Spielen, Chancen geben" sollte, wurde auch wirklich jedem klar: Es liegt einiges im Argen in Green Bay gerade.

Selbst wenn man die Offseason der Packers mit sehr viel Wohlwollen bewertet, dann ist auch festzuhalten, dass die schon überschaubare Receiver-Gruppe durch Verletzungen von Randall Cobb sowie Oberschenkelprobleme bei Christian Watson und Sammy Watkins vor zusätzliche Probleme gestellt wurde.

Doch selbst in Bestbesetzung ist es nicht überraschend, dass die individuelle Qualität fehlt. Hier könnte man jetzt eine ausgeprägte Diskussion über die Schuldfrage führen, ich für meinen Teil würde es so zusammenfassen: Die Packers haben nach dem Adams-Abgang zu vorsichtig, beziehungsweise mit zu wenig Blick auf das kurzfristige Fenster, in dem sie sich befinden, reagiert. LaFleurs Offense ist an sich gerüstet, um das zu kompensieren - aber dafür muss der Quarterback komplett All-In sein, um in diesem geduldigen Klein-Klein-Stil zu spielen.

Rodgers zeigt zunehmend, dass er nicht (mehr?) gewillt ist, mit dieser Geduld und Disziplin zu spielen. Und so bekommt man eine Offense, deren 50-Millionen-Dollar-Quarterback einen Stil spielen will, für den es mehr individuelle Receiver-Qualität braucht, mit einer Receiver-Gruppe, die mit einer langfristigeren Perspektive zusammengestellt wurde.

Die Packers können jetzt zu dem Schluss kommen, dass es ein Fehler war, mit Rodgers nochmals All-In zu gehen. Dass man diese Saison zu Ende spielt und danach die - auch aus Cap-Perspektive - bittere Pille einer Trennung schluckt. Oder man geht eben wirklich All-In; und das würde in dem Fall einen Receiver-Trade beinhalten, der konstant Eins-gegen-Eins gewinnen kann.

Mögliche Targets: D.J. Moore (Panthers), Brandin Cooks (Texans), Jerry Jeudy (Broncos), Elijah Moore (Jets)

Dallas Cowboys: Slot Receiver

Es ist eindrucksvoll, nicht nur was die Cowboys dieses Jahr defensiv leisten, sondern auch wie sie erfolgreich sind.

Letztes Jahr hatte Dallas eine vergleichsweise eindimensionale Defense. Die Cowboys waren in der Top-5 in Man-Coverage- und Single-High-Defense-Quote, keine Defense spielte mehr Stacked Boxes. Kurzum: Dallas spielte Cover-1, stellte die Box zu und baute darauf, dass entweder die Front dominiert und der Ball gar nicht rauskommt, oder aber dass die in Kombination damit extrem aggressiv aufspielende Secondary Turnover kreieren kann.

Mit insgesamt 34 defensiven Turnovern (26 Interceptions, 8 Fumbles) führte die Cowboys-Defense die Liga in der vergangenen Saison an. Es war die Nummer-3-Defense in der Regular Season nach Expected Points Added pro Play, nach Dropback-Success-Rate belegten die Cowboys den ersten Platz, noch vor Buffalo.

Hier lagen meine Bedenken hinsichtlich dieser Defense; dahingehend, dass es einfach unwahrscheinlich war, dass diese Masse an Turnovern aufrechterhalten werden kann - und dass dann das restliche Gerüst nicht mehr funktionieren würde.

Was ich nicht erwartet hatte, war, dass Dan Quinn sein Gerüst so radikal verändern würde. Die Cowboys zeigen immer noch viele One-High Shells, spielen aber deutlich mehr "Middle-of-the-Field-Open"-Coverages, also vor allem Cover-2, Cover-4 und Cover-6. Sie spielen weniger Man Coverage, sie sind flexibler in ihren Personnel-Groupings - und: Die Cowboys sind die mit weitem Abstand Stunt-lastigste Defense in der NFL.

Die Cowboys kreieren mehr Verwirrung mit ihren Coverages, als ich von einer Dan-Quinn-Defense jemals gesehen habe, und das kombinieren sie mit Pass-Rush-Designs, die es ihren gefährlichen Pass-Rushern erlauben, Eins-gegen-Eins-Matchups zu bekommen - auch ohne zu blitzen.

Das waren viele - wenn auch wohlverdiente, für eine der besten Defenses dieser Saison - Worte, um zu sagen: Die Cowboys-Defense hat nicht nur die befürchtete Regression vermieden; man könnte argumentieren, dass die Defense noch gefährlicher ist als letztes Jahr, weil sie besser darin ist, Offenses auf vielseitige Art und Weise zu attackieren.

Das ist ein riesiges Pfund in einer NFC, in der nicht viele Teams einen derart klaren Trumpf haben. Micah Parsons, Trevon Diggs, Demarcus Lawrence, dazu Ergänzungsspieler wie Sam Williams oder Malik Hooker, bieten Dallas, so, wie Dan Quinn sie einsetzt, einen hohen Floor, sowie die Möglichkeit, Spiele mit der Defense zu dominieren.

Das kann in der diesjährigen NFC weit führen, zumal Dallas auch mit der Offense schon einen soliden Floor hat, jetzt, da Dak Prescott zurück ist. Die Line spielt besser als gedacht, am Boden bekommen die Cowboys explosive Runs und mit Prescott haben sie mindestens einen High-Level-Game-Manager.

Prescott hat gezeigt, dass er ein exzellenter Ballverteiler sein kann, der Plays diszipliniert ausliest, wenige Fehler macht und sehr konstant aus der Pocket spielt. Er hat aber auch gezeigt, dass er ein Quarterback ist, der stärker von den Umständen abhängig ist als die absolute Liga-Spitze auf der Position.

Die Cowboys haben mit CeeDee Lamb eine Nummer 1, mit Michael Gallup einen klaren Outside- und Deep-Threat - ich würde diese Offense gerne zusätzlich mit einem gefährlichen Underneath-Receiver sehen. Einer wie Elijah Moore oder Jerry Jeudy, der im Slot und außen spielen und schnell im Kurzpassspiel gewinnen kann.

Die Eagles sehen wie das aktuell beste Team in der Conference aus, aber Dallas habe ich nicht mit gravierendem Abstand dahinter. Das könnte das Jahr sein, in dem ein zusätzlicher Playmaker in der Offense die Cowboys zu einem unerwartet kompletten Team und damit zu einem sehr ernsthaften Contender in der NFC macht.

Mögliche Targets: Elijah Moore (Jets), Jerry Jeudy (Broncos)

Kansas City Chiefs: Defensive Line

Auch wenn die Chiefs jetzt mit Mecole Hardman, Rookie Skyy Moore und dem jüngst verpflichteten Kadarius Toney drei ähnliche Receiver-Typen haben, die dementsprechend jetzt vermutlich alle dementsprechend mit einer Rotations-Rolle vorlieb nehmen müssen - ich mag den Trade für Toney.

Natürlich ist ein Risiko mit dabei, natürlich muss Toney nicht nur endlich fit bleiben, sondern auch klar zeigen, dass er gewillt ist, 100 Prozent auch abseits des Platzes zu geben, um eben sein unbestreitbares Potenzial, das in der vergangenen Saison zumindest vereinzelt aufblitzte, auch wirklich abzurufen.

Die Chiefs setzen darauf, dass die Struktur, die allen voran Andy Reid und Patrick Mahomes bereiten, auch Toney aufnehmen kann. Dass sie Toney in eine spannende Rolle packen, und dass seine Athletik und seine Explosivität eine Waffe für die Chiefs werden können; etwas, das das neue Giants-Regime für Toney in New York nicht mehr gesehen hat.

Ich hatte mehrfach im Laufe dieser Saison bereits darauf hingewiesen, dass ich der Receiver-Gruppe der Chiefs - zumindest mit Blick auf die Titelambitionen in KC - noch nicht vollends vertraue; dass es Spiele gab, in denen sichtbar war, dass die Receiver individuell nicht viel Separation kreierten.

Toney ist ein Spieler, der das ändern kann, und selbst wenn er bis auf weiteres nur in eine spezifische Rolle gepackt wird: Er könnte für Kansas City noch ein Schlüsselspieler werden, vielleicht auch in dieser Saison.

Natürlich wäre das der absolute Best Case. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob die Chiefs von ihren Wide Receivern genug auch individuelle Production bekommen. Und auch, ob Kansas Citys Offensive-Tackle-Situation noch ein größeres Problem wird.

So oder so gilt, dass die Zeiten, in denen Kansas City Woche für Woche offensive Shootouts anpeilen und gewinnen kann, vorbei sind. So funktioniert die Liga, und, so gut sie nach wie vor ist, auch die Chiefs-Offense nicht mehr. Wenn die laufende Saison uns eine Sache gelehrt hat, dann, dass Defenses deutlich mehr Zugriff auf die Offenses gefunden haben, und dass es wichtig ist, auch auf der defensiven Seite des Balls dagegenhalten zu können.

Hier sehe ich bei Kansas City, wenn wir davon sprechen, die Bills oder vielleicht auch die verbesserten Bengals in den Playoffs zu schlagen, noch Nachholbedarf.

Chiefs: Der Pass-Rush im Liga-Vergleich

SpielerPressuresRanking
Chris Jones28 PressuresPlatz 2 aller DT
Khalen Saunders7 PressuresPlatz 53 aller DT
Tershawn Wharton5 PressuresPlatz 69 aller DT
George Karlaftis20 PressuresPlatz 27 aller Edge
Frank Clark16 PressuresPlatz 42 aller Edge
Carlos Dunlap10 PressuresPlatz 73 aller Edge

Stats via PFF

Kansas City hat in seine Secondary investiert, mit Spielern wie Justin Reid, Bryan Cook, oder auch Erstrunden-Pick Trent McDuffie. Gemeinsam mit L'Jarius Sneed und Juan Thornhill sehe ich hier genügend Optionen und auch genügend Potenzial. Das gilt auch für das Linebacker-Duo Nick Bolton/Willie Gay.

Was für mich aus Chiefs-Perspektive noch fehlt, ist ein zweiter konstanter Pass-Rusher neben Chris Jones. Nach wie vor können sich Teams zu sehr auf Jones fixieren, ohne dass ein anderer Spieler in der Defensive Front sie dafür bestrafen könnte.

Die Bills haben in Von Miller investiert, um diesen "Closer" zu bekommen. Kansas City hat Chris Jones, Karlaftis sollte sich perspektivisch steigern und Dunlap und Clark sind zumindest eine gute Rotation. Einen derart teuren Move bräuchte es also gar nicht - aber eine zusätzliche Pass-Rush-Präsenz könnte einem schon sehr starken Team die entscheidenden finalen Prozentpunkte geben.

Mögliche Targets: DT Grady Jarrett (Falcons), Edge Jadeveon Clowney (Browns), Jerry Hughes (Texans)

Baltimore Ravens: Wide Receiver

Während alles darüber spricht, wie weit offen die NFC ist und wer womöglich in den Playoffs angreifen könnte, muss die Diskussion in AFC ganz anders geführt werden. Hier gibt es die Bills, es gibt die Chiefs, und die Frage lautet weniger, wer sich an die Spitze der Conference setzen könnte, sondern eher: Wer könnte überraschen? Welches Team könnte einen Run hinlegen und der beiden Giganten ärgern?

Viele Teams kommen hier nicht in Frage. Die Cincinnati Bengals - sofern Ja'Marr Chase zeitnah wieder bei 100 Prozent wird - sind eine Option. Die Baltimore Ravens eine andere.

Die bisherige Saison der Ravens schreit förmlich nach einem Team, das noch auf einem schmalen Grat wandert, aber das das Potenzial hat, um oben anzugreifen. Keine Statistik untermauert das besser als diese, nach dem 3-3-Start der Ravens vor zwei Wochen: Die Ravens waren das 39. Team in der NFL-Geschichte, das in jedem seiner ersten sechs Saisonspiele eine zweistellige Führung innehatte; sie waren das erste Team aus dieser Gruppe, das ohne positive Bilanz nach jenen ersten sechs Spielen dastand.

Und es gehören mehrere "Qualitäten" dazu, um dieses Kunststück hinzubekommen. Ein defensiver Meltdown gegen die Dolphins, eine haarscharfe Niederlage gegen Buffalo mit einem vermasselten Fourth-Down-Play, Lamar Jacksons Fehler gegen die Giants: Es gibt viele Wege, um in der NFL Führungen weg zu werfen, die Ravens haben dieses Jahr schon einige ausprobiert. Gegen Cleveland wäre - ebenfalls nach 10-Punkte-Führung - fast noch ein weiterer dazugekommen, als Hills Fumble den Browns eine Chance auf den Game-Winning-Drive gab.

Interessanter als die Art und Weise, wie Baltimore diese Spiele verlor, ist aber vielleicht die Frage, wie die Ravens zu diesen Führungen kamen - und welche Probleme die Ravens schon plagten, bevor die Spiele kippten.

Baltimore hätte jedes einzelne dieser Spiele gewinnen können, und je mehr ich durch die Partien gehe, desto mehr lässt mich diese Aussage selbst stirnrunzelnd zurück. Denn in den ersten Wochen der Saison war das Run Game außerhalb von Lamar Jackson erschreckend zahnlos, und das Passspiel wirkte zu häufig improvisiert.

Ersteres hat sich seither gebessert; Letzteres nicht. Die Ravens sind - mal wieder, muss man an dieser Stelle sagen - im Passspiel eindimensional. Play Action funktioniert nach wie vor gut für sie, die Ravens haben mehr Antworten auf den Blitz gefunden, und Mark Andrews ist ohne Zweifel die Nummer-1-Waffe für Jackson.

Aber das Quick Game ist inkonstant - das liegt auch an Jackson - und vertikal sind die Ravens ganz klar enttäuschend, für ein Team, das noch immer mehr vorteilhafte Shot Plays kreieren können sollte als die meisten Teams, einfach aufgrund dessen, was Jackson im Run Game mitbringt.

So sahen die Receiver der Ravens nach den ersten sieben Wochen der Saison im Ligavergleich aus:

SpielerTargetsCatchesYards
Rashod Bateman27 Targets (#59)15 Catches (#72)285 YDS (#48)
Devin Duvernay20 Targets (#54)20 Catches (#54)282 YDS (#50)
Demarcus Robinson17 Targets (#90)9 Catches (#98)76 YDS (#115)

Stats via PFF. Alle in Klammern angegebenen Rankings beschreiben die Positionierung unter allen Wide Receivern.

Ich sehe in Baltimore ein Team, dessen Offensive Line sich zunehmend stabilisiert, das seine Identität im Run Game zunehmend wiederfindet, das defensiv mehr Potenzial hat als man bisher auf dem Feld sieht. Aber ich sehe auch ein Team, das dringend einen Receiver gebrauchen könnte, der konstant Eins-gegen-Eins gewinnt, und sei es, um die strukturell noch immer vorhandenen

Mögliche Targets: Jerry Jeudy (Broncos), Brandin Cooks (Texans)