NFL

Manning läuft die Zeit davon

Von Stefan Petri
Seine Zeit läuft ab: Ist Peyton Manning mit 37 noch gut genug für den Titel?
© getty
Cookie-Einstellungen

Schlagzeilen liefert die Maschinerie der NFL täglich tonnenweise: Wer gewinnt die Quarterback-Duelle? Wer hat sich im Training verletzt und wird nicht mehr rechtzeitig fit? Und welches Team nimmt für sich in Anspruch, von Medien und Gegnern am wenigsten respektiert zu werden?

Adrian "All Day" Petersen will den Rekord: Wer hätte gedacht, dass ein Running Back 2012 die MVP-Trophäe gewinnt, gegen große Namen wie Manning, Rodgers oder Brady? Und dass es dazu ein Running Back ist, der sich acht Monate vor der Saison sämtliche Bänder im Knie gerissen hat?

Gut, wenn der Running Back Adrian Peterson heißt, dann ist alles möglich. Wo andere ein Jahr brauchen, um überhaupt wieder geradeaus zu laufen, lieferte der eine Show ab, die ihresgleichen sucht: 2097 Rushing Yards sammelte er 2012, im Schnitt waren es 6,0 Yards pro Versuch - unfassbar. Und das, obwohl in den letzten Spielen jede Defense wusste, was auf sie zukam, schließlich hatten die Vikings nur semi-kompetente Quarterbacks zu bieten.

Mickrige neun Yards fehlten am Ende zum All-Time-Record von Eric Dickerson. Yards, die Peterson im letzten Spiel zugunsten eines Field Goals opferte, damit das Team die Playoffs erreichen konnte. Er war so gut, dass böse Zungen Doping vermuteten - anders sei das schließlich nicht zu schaffen. Peterson sieht das als Kompliment: "Wenn man weiß, dass man nichts nimmt und jemand vermutet, dass man es tut, dann denkt man: 'Wow. Sie denken, dass ich Wachstumshormone nehme? Bin ich wirklich SO gut?" Im Überschwang der Gefühle hat er angekündigt, den Rushing Rekord von Emmit Smith (18.355 Yards) 2017 knacken zu wollen. Bisher hat der 28-Jährige 8849 Yards. Da muss er seinem Spitznamen "All Day" alle Ehre machen.

Gruppe: NFL@SPOX

Chaos bei den Jets: Was genau ist eigentlich ein Butt Fumble? Das ist der Spielzug, der aus Mark Sanchez, dem Quarterback der New York Jets, eine Witzfigur gemacht hat. Kaum zu glauben, dass der vor wenigen Jahren noch ein Playoff-Held war, dessen Nerven aus Stahl gefeiert wurden. Mittlerweile bringt er kaum noch einen Pass an den Mann, rennt in die Allerwertesten seiner Offensive Line und steht sinnbildlich für die gesamte Franchise: Die hatte seinen Vertrag in der Offseason 2012 noch bis 2016 verlängert und draftete dann im April mit Geno Smith einen Quarterback, der Sanchez Druck machen sollte.

Dummerweise sieht Smith bisher auch alles andere als gut aus: Im dritten Preason-Game, mit der Aussicht auf einen Startplatz im Hinterkopf, schleuderte er prompt drei Interceptions. Dass es trotzdem für einen Einsatz gegen die Bucaneers am 8. September reichen könnte, verdankt er seinem Coach Rex Ryan. Der leistete sich nämlich ein absolutes No-Go und schickte Sanchez im vierten Viertel wieder aufs Feld, gegen hochmotivierte Giants-Reservisten. Es kam wie es kommen musste: Nach einem Hit von Defensive Tackle Marvin Austin verletzte sich "Sanchize" an der Schulter und wird für den Saisonstart aller Voraussicht nach ausfallen. Verletzungen kann man zwar nie vorhersagen, das Risiko aber minimieren. Ein klassischer mentaler butt fumble von Ryan sozusagen.

Schafft Teeeeeeboooooow den Cut? Last but (not) least muss natürlich Tim Tebow erwähnt werden. Der polarisierende Quarterback steht womöglich am Scheideweg seiner Karriere. Nach seinem Abschied von den Jets gabelte ihn Patriots-Mastermind Bill Belichick auf, und sofort kochte die Gerüchteküche über: Tebow als Tight End? Ein paar Wildcat-Snaps? Oder übernimmt er direkt den Platz von Tom Brady?

OK, kleiner Scherz. Tebow wusste im zweiten Preseason-Spiel nicht zu überzeugen und brachte nur einen von sieben Pässen an den Mann, in der Generalprobe am Donnerstag verbuchte er immerhin zwei Touchdowns bei einer Interception. Am Samstag stehen die letzten Cuts an - gut möglich, dass Tebow in der Patriots-Uniform dann nur noch eine schöne Erinnerung ist.

Einen prominenten Fan hat er in der Organisation, und zwar niemand geringeren als Besitzer Robert Kraft. "Ich drücke ihm alle Daumen. Ich bin in seiner Ecke", so der 72-Jährige, der aber einschränkte: "Ich habe das Privileg, dass ich Bill (Belichik) diese Entscheidungen treffen lassen kann. Seine Bilanz in solchen Fragen ist ziemlich gut." In der Nacht auf Freitag steht das letzte Vorbereitungsspiel gegen die Giants an. Vielleicht die letzte Chance für Teeeeeebooooooow!

Seite 1: Kommt endlich der zweite Ring? Manning läuft die Zeit davon

Seite 2: Kelly und Trestman: Neue Coaches bringen frischen Wind

Seite 3: Gehirnerschütterungen: Die dunkle Seite der NFL

Seite 4: Und sonst so? Peterson, Butt Fumbles und Teeeeboooow

Artikel und Videos zum Thema