NBA

Kyrie Irving zeigt Qualitäten wie noch nie: Erkenntnisse zu Spiel 5 zwischen den Clippers und Mavs

Von Robert Arndt
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Die Dallas Mavericks haben sich durch den 123:93-Sieg in Spiel 5 zwei Matchbälle gegen die L.A. Clippers gesichert. Luka Doncic macht das beste Spiel der Serie, doch vor allem Kyrie Irving unterstreicht mit selten gesehenen Qualitäten seinen Wert für die Mavs. Bei den Clippers enttäuschen die drei kommenden Hall of Famer kollektiv.

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Die Mavericks können nun in der Nacht auf Samstag um 3.30 Uhr deutscher Zeit den Einzug in die Conference Semifinals perfekt machen. Als Gegner stehen bereits die Oklahoma City Thunder fest.

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Clippers vs. Mavs: Das beste Spiel von Luka Doncic in der Serie

Wirklich fit ist Luka Doncic nicht, das gab der Slowene vor der Partie unumwunden zu. Seit fünf, sechs Tagen sei er am Kränkeln gewesen, dazu fühle sich das in Spiel 3 verletzte Knie weiterhin nicht gut an. Wäre es ein Spiel in der Regular Season gewesen, hätte Doncic wohl laut eigener Aussage ausgesetzt. War es aber nicht, also war wieder Schwerstarbeit angesagt für den 25-Jährigen, der vor der Garbage Time nur gut drei Minuten pausierte.

35 Punkte (14/26 FG, 2/8 Dreier, 5/5 FT), 7 Rebounds und 10 Assists waren es für Doncic in 39 Minuten, nachdem in Spiel 4 es noch zumeist Irving war, der die Offense am Laufen gehalten hatte. Diesmal übernahm wieder Doncic, der sich dabei weniger auf den Wurf versteifte, sondern den Weg in die Zone suchte. 15 seiner 28 Versuche nahm Doncic dort - und verwandelte zwei Drittel davon.

Doncic zögerte diesmal weniger, nahm das physische Spiel von Gegenspieler Terance Mann an und wirkte zum ersten Mal in dieser Serie (in Spiel 2 hatte er ein starkes viertes Viertel) wie der MVP-Kandidat, der er die komplette Saison über ist. Spielt Doncic so, werden die Mavs auch in Spiel 6 nichts anbrennen lassen.

Luka Doncic: Seine Stats in der Serie gegen die L.A. Clippers

SpielMINPTSFG3PREBAST
1423311/264/12136
2463211/265/1469
340227/253/14109
4452910/241/91010
5383514/262/8710
Schnitt42,430,241,7%26,3%9,28,8
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Clippers vs. Mavs: Kyrie Irving ist nicht mehr nur ein Scorer

Das heißt übrigens nicht, dass Irving deswegen ein schwaches Spiel machte. 14 Punkte bei 14 Würfen ist zwar nicht Kyrie-like, aber wie sich der Guard in den Dienst der Mannschaft stellt, ist beeindruckend. Die große Kritik an Irving war stets, dass er tolle Zahlen auflegt und effizient scort, doch sein Team dabei nicht wirklich besser macht.

Das Gegenteil ist in dieser Serie der Fall. Irving schmeißt sich nach Loose Balls, reibt sich in der Defense auf (gegen Harden oder auch George) und ist einfach ein starker Komplementärspieler an der Seite von Doncic, der jederzeit selbst explodieren kann. Das ist seine beste Rolle, genau das machte ihn in Cleveland an der Seite von LeBron James zu einem Superstar.

Vor allem diese Szene im dritten Viertel stand sinnbildlich für Irvings Spiel. Erst kämpft er sich gegen James Harden zurück ins Play, klaut dem Clippers-Spielmacher den Ball, vernascht Norman Powell im vollem Tempo mit seinen unwiderstehlichen Handles und trifft dann auch noch mit Foul den Korbleger. Solche Momente hat Irving jedes Spiel, diesmal war es die Initialzündung für den fast schon vorentscheidenden 14:0-Lauf der Mavs im vierten Viertel.

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Clippers vs. Mavs: Rollenspieler-Vorteil Dallas

Zusammen erzielten Doncic und Irving "nur" 49 Punkte, bis zur Garbage Time waren es unter 50 Prozent der Zähler der Mavs (103). Es zeigt, dass diesmal auch genug Rollenspieler Würfe trafen, insbesondere natürlich Maxi Kleber mit seinen fünf Dreiern. Wir wollen aber an dieser Stelle auf einen anderen Spieler eingehen, nämlich Derrick Jones Jr.

Nach 0 Punkten in 17 Minuten in Spiel 1 hat "Airplane Mode" nun immer zweistellig gescort und dabei fünf seiner elf Dreier getroffen. Auch in Spiel 5 half DJJ mit, dass die Mavs gleich 8/13 aus den Ecken warfen, Jones Jr. verwandelte zwei davon. Während der Saison traf Jones nur 33,8 Prozent aus den Ecken (Kleber übrigens nur 24,2 Prozent), derzeit kann er Defenses bestrafen und wird so auch nicht vom Feld gespielt.

Das sind gute Nachrichten für Dallas, weil Jones Jr. Paul George einmal mehr exzellent verteidigte, enorme Qualitäten als Help Defender besitzt und dazu auch im Angriff in der Lage ist, mal ein Closeout zu attackieren und für leichte Punkte am Ring zu sorgen.

Genau solche Spieler braucht Dallas für einen tiefen Run und wenn man seine Vorstellungen über die Saison betrachtet, bleibt es ein Rätsel, warum Dallas im August (!) noch die Chance hatte, Jones Jr. für das Minimum zu verpflichten. Nun ist auch die Frage, ob Dallas den Swingman über den Sommer hinaus halten kann.

Clippers vs. Mavericks: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
121. April (So)21.30 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks109:97
224. April (Mi)4 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks93:96
327. April (Sa)2 UhrDallas MavericksL.A. Clippers101:90
428. April (So)21.30 UhrDallas MavericksL.A. Clippers111:116
52. Mai (Do)4 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks93:123
64. Mai (Sa)3.30 UhrDallas MavericksL.A. Clippers
7*6. Mai (Mo)2 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks

* wenn benötigt

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Clippers vs. Mavs: Westbrook schadet seinem Team

Bei den Rollenspielern der Clippers lief dagegen kaum etwas zusammen, alle Spieler, die nicht James Harden oder Paul George hießen, warfen zusammengerechnet 6/22 aus der Distanz. Dass die Stars nicht lieferten, ist die eine Sache, aber wenn keiner der Rollenspieler Feuer fängt, dann haben die Clippers in dieser Serie schlichtweg keine Chance. Es ist kein Zufall, dass L.A. genau die Spiele gewonnen, in denen man hochprozentig von draußen traf.

Aber nicht nur das: Die Minuten ohne Harden waren ein einziges Desaster, weil Russell Westbrook überhaupt keine Balance in seinem Spiel hatte. Entsprechend sah die Offense im dritten Viertel auch aus. Während des 14:0-Runs der Mavs nahm Westbrook drei Würfe in Folge für die Clippers und das waren die Resultate:

  • Drive in die Zone, Korbleger gegen zwei Gegenspieler vergeben (Lively, Kleber). 10 Sekunden später scort Doncic per Jumper.
  • Layup nach Cut vergeben, Westbrook fällt hin, Doncic macht das Spiel schnell und zieht ein Shooting Foul gegen Zubac.
  • Jones Jr. lässt Westbrook völlig offen in der Ecke stehen, der nimmt mit 14 Sekunden auf der Shotclock den Dreier.

Das waren Killer in dieser Phase für die Clippers, wobei man auch die Frage stellen darf, warum George hier den Ball kaum in der Hand hielt. Es war mal wieder "Live and Die with Westbrook" und derzeit schadet der frühere MVP eher. Seine Splits für die Serie: 25 Prozent aus dem Feld, 22,7 Prozent von der Dreierlinie, 60 Prozent von der Freiwurflinie. Wuff!

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Clippers vs. Mavs: Harden und George im Treibsand

Dass die Clippers im Halbfeld nur ein Offensiv-Rating von 77 hatten, lag aber nicht nur an Westbrook. Sowohl Harden als auch George waren Totalausfälle, anders kann man es nicht sagen. Harden wirkte völlig saftlos. Einmal wurde er von Jones Jr. beim Stepback geblockt, ein anderes Mal musste Harden Doncic einen kleinen Schubser geben, um überhaupt einen Wurf loszuwerden. Es ging einfach nichts für The Beard, der Spiel 4 in der Crunchtime noch fast im Alleingang gewonnen hatte.

Diesmal traf Harden keinen einzigen Floater (0/3) und schoss sechs Fahrkarten aus der Distanz. Seine besten Momente hatte Harden dann, wenn er Ivica Zubac einsetzen konnte, doch davon wichen die Clippers nach der Pause komplett ab. Warum? Völlig unklar, schließlich war der Kroate unter dem Korb eine der besten offensiven Optionen an diesem Abend.

Auch George präsentierte sich pomadig und hatte ein ähnliches Problem wie Harden. Zwar gelang es beiden hier und da, den Gegenspieler im Eins-gegen-Eins zu schlagen, doch dann fehlte meist jeglicher Plan, was geschieht, wenn man denn in der Zone ist. So schoss auch PG-13 nur 2/7 in der Zone und war mit Ausnahme seiner zwei Dreier zum Ende des dritten Viertels überhaupt kein Faktor.

Und genau hier macht sich das Fehlen eines Kawhi Leonard in Bestform bemerkbar. Harden lebt fast nur noch vom Stepback-Jumper, George ist dagegen meist sehr streaky. Es fehlt diese eine Option, die mal sichere zwei Punkte beschert, genau dieses Sicherheitsnetz wäre Leonard gewesen. So gibt es immer wieder Phasen bei den Clippers, wo die Offense im Treibsand versinkt, weil Dallas den Korb vernagelt und die Clips keine Antworten haben, wenn die Dreier dann nicht fallen.