NBA

"Ich werde ihn im Bus noch verprügeln": Die ewige Achterbahnfahrt mit Karl-Anthony Towns

Von Robert Arndt
Karl-Anthony Towns foulte in Spiel 4 gegen die Dallas Mavericks aus.
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Die Minnesota Timberwolves sind weiterhin am Leben und liegen gegen die Dallas Mavericks nur noch mit 1-3 zurück. Karl-Anthony Towns war in Spiel 4 endlich zur Stelle und war im vierten Viertel eine Schlüsselfigur. Seine Leistungen sind entscheidend für Minnesota, doch wie viel Vertrauen kann man wirklich in den Big Man haben?

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Gerade einmal 8 Punkte trennen die Dallas Mavericks und die Minnesota Timberwolves nach 192 gespielten Minuten in der Serie. Die Texaner haben über die Serie ein Field Goal mehr als Minnesota erzielt, während die Wolves genau einmal mehr an die Freiwurflinie gegangen sind (92:91). Diese Liste lässt sich beliebig verlängern, trotz der 3-1-Führung der Mavs ist das bislang eine unglaublich enge Serie, bei der Kleinigkeiten in den Spielen ausschlaggebend waren.

In den ersten drei Partien fielen diese zugunsten der Mavericks aus, in Spiel 4 schwang schließlich das Pendel auf die Seite der Wolves, auch weil Karl-Anthony Towns mit 25 Punkten (9/13 FG) sein bisher bestes Spiel dieser Serie absolvierte. Seine drei Dreier im vierten Viertel ebneten neben einiger Big Plays von Anthony Edwards in der Crunchtime den Weg für die Wolves, die zum vierten Mal in dieser Serie in den letzten vier Minuten der Partie führten, es dann aber endlich einmal über die Ziellinie brachten.

Mavericks vs. Timberwolves: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
123. Mai (Do)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks105:108
225. Mai (Sa)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks108:109
327. Mai (Mo)2 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves116:107
429. Mai (Mi)2.30 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves100:105
531. Mai (Fr)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks
6*2. Juni (So)2.30 UhrDallas MavericksMinnesota Timberwolves
7*4. Juni (Di)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDallas Mavericks
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Karl-Anthony Towns: Die richtige Antwort auf die Kritik

Minnesota ist noch am Leben und bekommt in der kommenden Nacht eine weitere Chance, die Serie zu verlängern. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, auch wenn es bis in die Finals noch ein sehr weiter Weg ist. Noch nie hat ein Team einen 0-3-Rückstand noch umgebogen (0-155), doch mit einem weiteren Sieg kann Minnesota den Druck auf Dallas für Spiel 6 massiv erhöhen, dazu geht den Mavs vermutlich mit Dereck Lively II (Nacken) erneut ein Schlüsselspieler ab.

Man kann das auch für die Wolves in den ersten drei Partien so sehen, einfach weil Towns quasi nicht existent war. 15 Punkte im Schnitt bei einer Wurfquote von 28 Prozent aus dem Feld legte der Big Man in diesen Spielen auf. In Spiel 2 verfolgte er die letzten neun Minuten nur von der Bank, in Spiel 3 vergab KAT alle seine acht Dreier und sah sich danach (mal wieder) heftiger Kritik ausgesetzt, die er mit seinen Aussagen nach der Partie auch noch anheizte.

"Ich nehme jeden Tag 1.500 Würfe, deswegen kann ich über die Kritik nur lachen", sagte der All-Star. "Ich nehme sie weiterhin selbstbewusst und hatte einige Male Pech, dass die Würfe wieder herausgesprungen waren." Das war natürlich übertrieben und nicht gerade passend in dieser Situation (wenn er alle 5 Sekunden wirft, hat Towns in gut zwei Stunden die 1.500 voll) und befeuerte mal wieder den Diskurs über die Selbstüberschätzung des Dominikaners, der sich bekanntlich gerne als "besten Shooting Big aller Zeiten" sieht.

Dafür ist sein Resümee, vor allem in der Postseason, aber einfach nicht gut genug. Towns hat den Dreierwettbewerb gewonnen, über seine Karriere trifft er 40 Prozent seiner Dreier in der Regular Season, doch das alles zählt in den Playoffs nicht mehr. Mit 28 Jahren gewann sein Team erstmals seit dessen Ankunft 2015 eine Playoff-Serie, die Jahre zuvor waren mit zahlreichen Enttäuschungen gespickt, auch weil Towns in der Postseason bei seinen drei Auftritten zuvor stets enttäuschte.

Mit Towns ist es immer eine Achterbahnfahrt und Spiel 4 war im Prinzip das klassische Towns-Spiel, wenn auch diesmal mit mehr positiven als negativen Aspekten. Es dauerte diesmal bis Mitte des dritten Viertels, bevor Towns überhaupt einen Dreier nahm, zuvor beschränkte sich der Dominikaner auf Drives und es fiel auf, dass er deutlich schneller eine Entscheidung traf.

Meist bewegte sich KAT direkt in Richtung Korb, nachdem er den Ball an der Dreierlinie erhalten hatte und entging so ein wenig der Rim Protection der Mavs, die ohnehin durch den Ausfall von Lively II etwas schwächer als in den anderen Spielen der Serie war. "Heute hat für ihn alles gepasst", meinte Anthony Edwards. "Dank ihm haben wir gewonnen", stellte Edwards fest, der selbst mit 29 Punkten, 10 Rebounds sowie 9 Assists an einem Triple-Double kratzte und die letzten drei Dreier von Towns im vierten Viertel alle servierte.

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Karl-Anthony Towns: Ein wandelnder Foulmagnet

Einen Kritikpunkt hatte Edwards dann aber doch. "Du bist ausgefoult. Was habe ich dir über Fouls gesagt?", fragte der 22-Jährige auf dem Podium den direkt neben ihm sitzenden Towns. "Ich werde ihm nachher im Bus eine ordentliche Tracht Prügel verpassen", scherzte Edwards weiter.

Ob es hilft? Vermutlich nicht. Das ist die andere Seite von Towns, die ihn zu einem der frustrierendsten Spieler der Liga macht. Eins-gegen-Eins ist KAT kaum zu stoppen, nur wenige Big Men sind in der Lage, Towns' Dreier, die Drives sowie dessen Post Moves wegzunehmen. Das gilt auch für P.J. Washington, der übrigens Towns' Gegenspieler im Januar war, als dieser 62 Punkte gegen die Charlotte Hornets auflegte (ein Spiel, das Minnesota trotzdem verlor).

In den Playoffs planen Teams aber besser, sie stellen sich auf die Stärken und Schwächen des Gegners ein - und hier fehlten Towns oft die Konter. Washington schaffte es immer wieder, Towns in Richtung Korb zu locken, wo dann die Hilfe wartete und Towns schließlich nicht hochprozentig abschließen konnte.

Dazu nimmt sich der 28-Jährige mit unnötigen Fouls immer wieder selbst aus dem Spiel. Es scheint oft so, als ob Towns selbst nicht versteht, was ein Foul ist. Bei fast jedem Pfiff ist KAT völlig ungläubig, egal, wie offensichtlich sein Vergehen war. Spiel 4 war dafür wieder ein Lehrbeispiel. Hier mal die drei klarsten, die Towns dennoch anzweifelte:

  • Nach einem Fehlwurf ist Derrick Jones Jr. in Position für einen Rebound, Towns aber versucht über den Rücken an den Ball zu kommen, ohne den Hauch einer Chance zu haben. Es war Foul Nr. 3 bei noch vier Minuten in Halbzeit eins ...
  • Bei Nummer fünf will Towns unbedingt ein Foul ziehen, zieht aber dann selbst den Ellenbogen hoch und trifft Gegenspieler Washington im Gesicht. Auch hier gibt es keinen Spielraum, das ist ein automatisches Foul
  • Und schließlich das Sechste: Ja, die NBA hat diesen Move von Luka Doncic auf den Index gestellt, doch weil Towns eben so hart closet und so in Kauf nimmt, dass er Doncic trifft. Dass dieser sich dann den Kontakt sucht, ist auch klar, doch das hätte man schlichtweg vermeiden können
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Karl-Anthony Towns: Der X-Faktor für die Wolves

Solche Kleinigkeiten können über Wohl und Übel einer Serie entscheiden, in Spiel 4 ging es noch einmal gut, doch Edwards hat recht, wenn er immer wieder predigt, dass Towns auf dem Feld bleiben muss. Stattdessen hat Towns bisher nur die fünftmeisten Minuten (128) abgespult, selbst der angeschlagene Mike Conley stand länger auf dem Feld.

Die Rechnung für Minnesota ist einfach. Edwards muss weiter liefern und Towns muss wie ein zweiter Superstar performen, dann ist in dieser Serie weiterhin etwas möglich. "KAT ist ein großartiger Spieler", befand auch Chris Finch. "Er wird nicht auf ewig Probleme haben und in Spiel 4 ist er endlich ins Rollen gekommen. Wir haben ihm vertraut, als er Foulprobleme bekam".

Es war sicherlich kein leichter Schritt, aber was hatten die Wolves im vierten Viertel schon groß zu verlieren? "Er hat clever gespielt, war kontrolliert und hat defensiv das umgesetzt, was wir wollten", sagte Finch weiter. "Ich bin stolz auf ihn und das war ein riesiger Schritt." Doch kann er es wiederholen? Zu oft fällt Towns mit Low-IQ-Plays auf, die Starspielern in dieser Form nicht passieren dürfen. Erst recht nicht in den Conference Finals, gegen ein ausgebufftes Mavs-Team mit zwei der besten Closer der NBA. Minnesota braucht drei Top-Leistungen, um noch in die Finals kommen und der Schlüssel dafür ist Towns.