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NBA - 5 Erkenntnisse zu den Christmas Games: Zion allein zu Haus, "neue" Clippers und die Nets in bestechender Frühform

Tobias KarlSPOX
26. Dezember 202016:24
Zion Williamson und Brandon Ingram wehrten sich gegen die Heat nach Kräften - das reichte jedoch nicht.getty
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Die Christmas Games hatten es mal wieder in sich. Spannung war zwar rar gesät, dafür begeisterten die Brooklyn Nets mit Kevin Durant und Kyrie Irving in bestechender Frühform, die Clippers als ein "neues" Team und James Wiseman als Lichtblick der Warriors. Der Zustand der restlichen Dubs bereitet dagegen Sorge, genau wie der Supporting Cast für Zion Williamson. Die Erkenntnisse des Christmas Days.

Auch die Dallas Mavericks gehen nach der Klatsche gegen die Lakers eher mit einem mauen Gefühl im Magen aus den Christmas Games. Wie sieht es bei den anderen Teams aus?

1. Zion und Ingram allein reichen den Pelicans nicht

Spätestens seit der Bubble in Orlando gilt Miami als eines der ausgeglichensten und tiefsten Teams der Liga. Selbst als in den Finals mit Goran Dragic und Bam Adebayo zwei der wichtigsten Spieler für mehrere Partien fehlten, konnte man gegen den späteren Champion aus L.A. zwei Spiele für sich entscheiden. Damals musste vor allem Jimmy Butler in die Bresche springen.

Gegen die New Orleans Pelicans fehlte eben jener Butler in der zweiten Halbzeit wegen Knöchelproblemen und seine Teamkollegen mussten übernehmen. Neben Topscorer Duncan Robinson, der sieben Dreier (bei 13 Versuchen) verwandelte, scorten fünf weitere Heat zweistellig. Tyler Herro und Dragic übernahmen das Playmaking, Avery Bradley und Andre Iguodala trafen wichtige Würfe und überzeugten mit Defense. Adebayo legte standesgemäße 17 Punkte auf und selbst Rookie Precious Achiuwa machte einen starken Eindruck.

Diese Ausgeglichenheit war es, die gegen die Pels letztendlich den Unterschied ausmachte: Während Miamis Bank 47 Punkte lieferte, waren bei NOLA Zion Williamson (32, 11/20 FG, seine Highlights im Video) und Brandon Ingram (28, 7/17 FG, 4/8 Dreier) größtenteils auf sich gestellt. Lediglich Josh Hart (12, 5/10 FG) punktete zweistellig. Vor allem der Backcourt um Lonzo Ball und Eric Bledsoe erwischte einen gebrauchten Abend (zusammen 11 Punkte und 8 Turnover bei 4/18 FG und 3/14 Dreier).

Gegen Miami wurden besonders zwei Herausforderungen sichtbar, die einige Experten bereits vor Saisonbeginn thematisiert hatten: Mit Josh Hart und J.J. Redick als einzige verlässliche Optionen von der Bank fehlt dem Kader die Breite. Gerade gegen die tiefe Miami-Rotation konnte das Star-Duo Zion und Ingram dies nicht ausgleichen. Wenn dann auch noch Redick schwächelt (1/5 Dreier), fehlt den Pels eine wichtige Komponente.

"Ich habe wahrscheinlich meine Bank nicht genug benutzt, wir hatten [in der zweiten Halbzeit] einige müde Jungs auf dem Court", sagte Pels-Coach Stan Van Gundy nach der Partie. SVG vertraute letztlich nur sieben Akteuren, die mehr als zehn Minuten Einsatzzeit sahen. Mit so wenig Unterstützung wird es für New Orleans selbst mit einem überragenden Zion schwer.

2. James Wiseman ist der Lichtblick bei schwachen Warriors

Nach dem Saisonaus von Klay Thompson und dem kurzfristigen Ausfall von Draymond Green war zu vermuten, dass besonders die ersten Spiele für die Warriors alles andere als einfach werden würden. Neben Superstar Steph Curry besteht das Team aktuell aus vielen jungen Talenten und Spielern, die auf Formsuche sind. Dazu kommt das schwere Auftaktprogram gegen die Brooklyn Nets und die Milwaukee Bucks, zwei Schwergewichte im Osten.

Es überrascht trotzdem, wie schwach sich das Team aus Kalifornien in den ersten beiden Partien präsentierte. Zunächst hagelte es gegen die Nets eine 26-Punkte-Klatsche, dann war Golden State gegen die Bucks mit -39 chancenlos - auch ohne einen Giannis Antetokounmpo in MVP-Form. Die Punktedifferenz von -65 in den ersten beiden Saisonspielen ist die zweitschlechteste in der Liga-Historie.

Curry trägt offensiv sehr viel Verantwortung und findet noch nicht in seinen Wurf-Rhythmus (4/20 Dreier). Apropos Dreier: Der Distanzwurf fällt beim gesamten Team bisher sehr schlecht - gegen Brooklyn waren es noch 30,3 Prozent, gegen die Bucks fiel nur gut jeder fünfte Versuch. Allen voran schwächeln die Flügelspieler der Warriors. Andrew Wiggins und Kelly Oubre Jr. müssen verlässlich scoren, will Golden State seine Chance auf das Play-In-Turnier im starken Westen wahren. Die Quoten des Duos waren vor allem gegen Milwaukee unterirdisch (7/28 FG und 0/9 Dreier).

Einer der wenigen positiven Aspekte beim Fehlstart der Warriors war dagegen Rookie James Wiseman: Der Nr. 2 Pick legte am Christmas Day 18 Punkte, 8 Rebounds und 3 Blocks in nur 25 Minuten bei soliden Quoten auf (5/11 FG) und traf sogar einige Dreier (3/4). Er machte dabei einen sehr fokussierten und unaufgeregten Eindruck und bestätigte in Milwaukee sein gelungenes Debüt.

Um allerdings Currys Aufforderung ("Wir müssen gewinnen. Sofort!") umzusetzen, wird es mehr brauchen als einen starken Rookie. Immerhin sollten die baldige Rückkehr von Green und ein leichterer Spielplan etwas Hoffnung machen.

3. Die Nets sind in einer beeindruckender Frühform

Dass Kevin Durant und Kyrie Irving in fittem Zustand zwei herausragende Spieler sind, ist zugebenermaß keine neue Erkenntnis. Allerdings überrascht durchaus, auf welchem Level die beiden Stars zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon spielen. Beide haben schwere Verletzungen und bis vor wenigen Tagen eine lange NBA-Pause hinter sich.

Gegen Boston waren die beiden die entscheidenden Unterschiedsspieler auf dem Court, auf die man sich in Brooklyn seit über einem Jahr freut. Als die Celtics im zweiten Viertel ihre Würfe trafen und ihre stärkste Phase hatten, war es Kyrie, der sein Team mit Playmaking und starkem Scoring im Spiel hielt. Nach der Pause war auch Durant heiß. Boston hatte gegen die Scoring-Power der beiden Superstars zu wenig entgegenzusetzen. Kyrie und KD legten in der zweiten Halbzeit zusammen 40 Punkte auf - nur ein Punkt weniger als das gesamte Team aus Boston.

Durant lieferte dabei den erneuten Beweis, dass er keine lange Anlaufphase nach seinem Achillessehnenriss benötigt. Wie schon gegen die Warriors bewegte sich der zweifache Finals-MVP sehr gut und zeigte vor allem gegen den zu Beginn heißen Jayson Tatum auch seine defensiven Stärken. Irving stand ihm bei der Rückkehr an alte Wirkungsstätte vor allem offensiv in nichts nach. Konnte man gegen die Warriors den Auftritt der Nets noch mit den defensiven Schwächen des Gegners erklären, so sollte die starke Performance am Christmas Day mindestens als erster Gradmesser gelten.

Im Gegensatz zu anderen Teams mit viel Star-Power haben die Nets zusätzlich noch einen sehr breiten Kader. Gegen die Celtics punkteten gleich zwölf Spieler aus der Rotation von Coach Steve Nash. Insbesondere die vielen schnellen und gefährlichen Guards üben Druck auf die gegnerische Defensive aus. Das starke Shooting (51,7 Prozent Dreierquote gegen Boston) erschwert zudem ein Doppeln der beiden Superstars, wie auch Celtics-Coach Brad Stevens in der Halbzeit betonte.

So kann das Christmas Game der Nets als Warnung an die Liga verstanden werden: Mit den Nets wird zu rechnen sein, auch weil die Team-Chemie zumindest zu Beginn der Saison zu stimmen scheint.

Die Boston Celtics unterlagen den Brooklyn Nets.getty

4. Die beiden "Jays" müssen für Boston übernehmen

Die Tiefe der Nets ist das, was den Celtics aktuell fehlt - ein Problem, das sich voraussichtlich durch die Saison ziehen wird. Der Abgang von Gordon Hayward zu den Charlotte Hornets schmerzt, insbesondere mit Blick auf die Bank der Kelten. Konnte Boston in der vergangenen Saison mit Hayward oder Marcus Smart mindestens einen potenziellen Starter von der Bank bringen, so heißen in dieser Saison die Hoffnungsträger der Second Unit Jeff Teague oder Payton Pritchard, wobei vor allem letzterer gegen die Nets kein schlechtes Spiel gemacht hat.

Auf konstante Produktion des Rookies werden die Celtics aber nicht bauen können, auch auf Teague ist mit seinen 32 Jahren nicht mehr jeden Abend Verlass. Das Problem wird mit dem Ausfall von Kemba Walker (Knie) zudem noch verstärkt. Die beiden einzigen verlässlichen Offensiv-Optionen heißen Jayson Tatum und Jaylen Brown, sie tragen eine noch größere Verantwortung als in den vergangenen Jahren.

Zum Auftakt der Saison gegen die Bucks ist es den beiden "Jays" gelungen, diese Rollen auszufüllen: Tatum überzeugte mit 30 Punkten und einem Game-Winner über Giannis. Brown legte sogar 33 Punkte bei sehr guten Quoten auf. Gegen die Nets dagegen blieb vor allem Tatum etwas hinter den Erwartungen zurück (20, 9/22 FG, 2 Assists). Brown hatte Probleme beim Dreier (20, 11/25 FG, 0/4 Dreier). Wenn die beiden Stars nicht auf allerhöchstem Niveau liefern, wird es schwer gegen die großen Teams. Ein fitter Kemba würde hier natürlich helfen.

5. Die Clippers haben ihr Bubble-Trauma verarbeitet

Es ist mittlerweile gut drei Monate her, dass die L.A. Clippers um Kawhi Leonard und Paul George in einer dramatischen Serie gegen die Nuggets einen 3-1-Vorsprung verspielt haben. Am Christmas Day trafen beide Teams seit dem Krimi in Orlando nun zum ersten Mal wieder aufeinander und die Clippers scheinen die Demütigung gut verarbeitet zu haben. Der 121:108-Sieg des Teams aus der Stadt der Engel war bereits das zweite Statement gegen einen der größten Konkurrenten im Westen, nachdem die Lakers zum Saisonauftakt bereits unter der guten Clippers-Form leiden mussten.

"Wir sind ein anderes Team als vergangenes Jahr", sagte ein zufriedener PG-13 nach dem Spiel seiner Mannschaft. George hatte besonders mit den Umständen in der Bubble zu kämpfen und wurde heftig für seine Leistungen kritisiert. Das habe er abgehakt. Nun liege der Fokus allein auf der neuen Saison mit einem "neuen Team und neuen Zielen", so George.

Noch deutlich wichtiger als die Entschlossenheit des Forwards war allerdings die Leistung des Teams auf dem Court. Und da stach besonders das gute Ball-Movement ins Auge: Allein in der ersten Halbzeit gingen den 21 Treffern 18 Assists voraus, bis zum Ende des Spiels wurden mehr als drei Viertel der Clippers-Körbe von einem Mitspieler assistiert. Die Assist-Rate von 78 Prozent war höher als in jedem LAC-Spiel der vergangenen Saison.

Der neue Coach Tyronn Lue scheint die richtigen Stellschrauben gefunden zu haben. Gerade in den entscheiden Spielen in den Playoffs der vergangenen Saison war das fehlende Ball-Movement und die Iso-lastige Offense über George und Leonard das Hauptproblem.

Gegen Denver punkteten fünf Clippers zweistellig und die Wurfquoten von 55,4 Prozent aus dem Feld und 50 Prozent von der Dreierlinie machten die Kalifornier zu einem schwer zu verteidigenden Team. So war es letztlich auch zu verkraften, als mit Leonard der zweite Franchise-Star frühzeitig verletzt raus musste.

Dieser Erfolg gegen die Nuggets habe die Schmach aus den Playoffs aber noch lange nicht wettgemacht, betonte George. "Wir sind noch weit von unserem Ziel entfernt. Aber ich glaube, man kann sehen, dass wir besser werden und wir ein anderes Team sind", so der 30-Jährige. Nun müssen die Clippers diese positive Entwicklung nur noch über die kommenden sechs Monaten bestätigen. Die nächste Chance dazu bekommen sie bereits am Sonntagabend, wenn es gegen die bisher noch sieglosen Dallas Mavericks geht (ab 21.30 Uhr live auf DAZN).

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