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NBA Above the Break: "Heat Culture" - Wie die Miami Heat es zurück in die NBA Finals geschafft haben

Die Miami Heat haben es wieder einmal in die NBA Finals geschafft - diesmal ohne klassischen Superstar.
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Miami spielt eine moderne Zonenverteidigung

Auch defensiv ist ihr Ansatz team-zentriert, was bei den besseren Teams ohnehin Standard ist - aber die Heat treiben es auch in dieser Kategorie auf die Spitze. Immer wieder war im Lauf der Eastern Conference Finals von ihrer Zonenverteidigung die Rede und diese dürfte auch gegen die Lakers und insbesondere LeBron unheimlich wichtig werden.

Miami hat das etwas staubige Konzept, das durch das immer besser werdende Shooting in der Liga eigentlich kontraintuitiv sein müsste, grundlegend modernisiert: Vorne üben zwei langarmige, athletische Spieler (oft Butler und Andre Iguodala) Druck auf die Ballhandler aus, in der hinteren Reihe decken neben Allzweckwaffe Adebayo dann kleinere Spieler die Ecken ab.

Zonenverteidigung auf "normalem" Niveau verleitet die beteiligten Spieler oft, sich ein wenig auszuruhen, schließlich ist man ja nur für einen kleinen Teil des Courts zuständig - bei den Heat läuft es logischerweise anders. Bei ihnen wirkt es, als würde das Aktivitätsniveau im Vergleich zur normalen Mann-Mann-Verteidigung sogar steigen. Den Celtics nahmen sie mit diesem Ansatz immer wieder den Rhythmus, gerade Kemba Walker hatte eine enorm schwierige Serie.

Defensive: Die Heat sind wandlungsfähig

Auch gegen die Lakers dürfte die Zone viel zum Einsatz kommen, schon die gesamte Saison über nutzte kein Team sie häufiger als Miami. LeBron wiederum wurde bekanntlich 2011 im Trikot der Heat von einer Zonenverteidigung seitens der Mavericks aus dem Konzept gebracht, hat sich seither spielerisch aber natürlich auch weiterentwickelt und dürfte sie nun eher lösen können.

Miami hat wiederum auch noch andere Asse im Ärmel. Allein in diesen Playoffs spielten sie schon wahlweise primär Switch-Everything-Defense (gegen Indiana), Build a f***ing Wall-Defense (gegen Milwaukee) und nun eben die Zone.

Es spricht für Spoelstra, dass sein Team auch innerhalb von Spielen problemlos zwischen Konzepten hin- und herschalten kann, obwohl sich im Kader mehrere unterdurchschnittliche Verteidiger (wie Robinson, Dragic und Herro) finden.

Miami zieht am Ende von Spielen davon

Auch die zusätzliche Fitness und das Vertrauen in eine größere Rotation machten sich bereits bemerkbar, gerade gegen Boston. Spoelstra verschaffte seinen wichtigsten Spielern viele Pausen, auch wenn die Rotation mit der Zeit schrumpfte. Miamis Minuten-Leader Adebayo stand in den Playoffs mehr als eine Stunde weniger auf dem Court als Walker, der bei den Celtics die viertmeisten Minuten spielte.

Nicht zuletzt deshalb zogen die Heat in jedem vierten Viertel entweder davon oder kamen wieder ran - sie hatten noch Reserven, das gegnerische Team nicht. Miami hat in diesen Playoffs eine 81,8-prozentige Siegbilanz bei Spielen, die in den letzten fünf Minuten mit 5 Punkten oder weniger auseinanderliegen. Eine Folge der Kultur, wenn man so möchte.

NBA: Die Spieler mit den meisten Minuten in den Playoffs

RangSpielerTeamMinuten gesamtMinuten/Spiel
1Jamal MurrayNuggets75339,6
2Nikola JokicNuggets69436,5
3Jayson TatumCeltics69040,6
4Jaylen BrownCeltics67239,5
5Jerami GrantNuggets65334,4
6Marcus SmartCeltics64838,1
7Kemba WalkerCeltics62836,9
8Bam AdebayoHeat55236,8
9Jimmy ButlerHeat54836,5
10Anthony DavisLakers53936

Die größte Herausforderung wartet

Die Heat hatten schon gegen Milwaukee und wohl auch gegen Boston nicht den besten Spieler der Serie, die Lakers haben in LeBron und Davis nun sogar die beiden besten Akteure. James ist als wohl intelligentester NBA-Spieler prädestiniert dafür, die komplexen Herausforderungen zu lösen, die Miami ihm defensiv bieten kann.

Gleichzeitig hat auch Spoelstra jede Menge Insiderwissen. Das Erreichen der Finals hat bereits wieder bewiesen, dass der Head Coach zu den absolut besten seines Fachs gehört - nun wartet die Aufgabe, auf die er höchstwahrscheinlich seit sechs Jahren gewartet hat. Es wird nicht leicht, aber das entspräche ja auch nicht der Kultur.