NBA

So verschieden und doch gleich

In den Finals 2011 behielten die Mavs um Dirk Nowitzki gegen die Heat die Oberhand
© getty
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Die Last des fehlenden Rings

Der Druck war groß. Der beste Spieler des Planeten war schon sieben Jahre in der Liga - und hatte immer noch keinen Titel vorzuweisen. "Man hört es immer wieder", so James vor Spiel 1. "Um als einer der ganz großen in die Geschichte einzugehen, musst du dir einen Ring an den Finger stecken."

Für den sechs Jahre älteren Nowitzki war der Druck kein bisschen geringer, auch wenn er selbst sagte: "Mein Vermächtnis besteht auch so, egal ob mit oder ohne Titel." Doch so richtig nahm ihm das niemand ab. Das Fenster für Nowitzki schloss sich rapide und 2011 war vielleicht die letzte Chance, seine Karriere mit einem Ring zu vergolden.

Das wussten auch Dirks Team-Kollegen. Sie alle wollten den Ring nicht nur für sich, sondern irgendwie auch für ihren Leader - und genau so spielten sie auch. Ob ein J.J. Barea, den Coach Carlisle ab Spiel 4 in die Starting Five beorderte, oder ein DeShawn Stevenson, der von Downtown heiß lief. Sie unterstützten ihren Dirk nach Kräften.

Irres Comeback entzündet den Funken

In Spiel 1 waren Nowitzkis 27 Punkte dennoch nicht genug, um James, Wade und Bosh zu bändigen. Die Heat wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und waren auch in Spiel 2 drauf und dran, als Sieger vom Parkett zu gehen. 15 Punkte betrug die Führung im vierten Viertel bereits und Miami wähnte sich als sicherer Sieger. Aber sie hatten die Rechnung ohne die Mavericks gemacht.

Mit einem sensationellen Comeback rissen die Mavs den Heat den Sieg aus den Händen und natürlich spielte Dirk Nowitzki dabei die Hauptrolle. Er erzielte die letzten 9 Punkte für Dallas, die beiden entscheidenden Körbe machte er sogar mit seiner linken Hand - trotz eines Sehnenrisses im Mittelfinger.

Wie im ersten Spiel stand LeBron James auch in der dritten Begegnung 45 Minuten auf dem Feld - so ein Enttäuschung wie zuvor wollte Coach Erik Spoelstra nicht noch einmal erleben. Und der Plan ging auf. Dieses Mal widerstanden die Big Three dem späten Run der Mavericks und holten sich das erste Spiel in Dallas zur 2:1 Führung.

Dirks Flu-Game

Spiel 4. Der Wendepunkt. Nowitzki hatte in der Nacht zuvor kaum geschlafen und ging mit hohem Fieber ins Spiel. Aber jammern? Nicht Dirk. Mit 10 Punkten im Schlussviertel führte er die Mavs zum Sieg und verhinderte den 1:3-Rückstand, von dem sich in den Finals noch kein Team je erholt hatte. Stattdessen der Ausgleich - 2:2! Der Vergleich mit Jordans Flu-Game kam unweigerlich auf und niemand nahm mehr das Wort "soft" in den Mund.

Aber Nowitzki wollte davon nichts wissen: "Das hier sind die Finals. Da muss man rausgehen und für das Team alles geben. Und das habe ich getan." Tyson Chandler ordnete die Leistung von Dirk anschließend etwas treffender ein: "Jeder normale Mensch kommt mit 38,5 Grad Fieber kaum aus dem Bett. Und dieser Kerl nimmt es mit den besten Athleten der Welt auf."

Und James? Der war gesund, aber er war nicht der Leader, den Miami in diesem wichtigen Spiel gebraucht hätte. In den letzten zwölf Minuten nahm James nur einen Wurf, den er zudem verfehlte. Er wirkte abwesend, nachdenklich und es sah so aus, als wäre LeBron der Fokus abhandengekommen. 8 magere Punkte hatte LBJ am Ende auf dem Konto - die schlechteste Playoff-Performance seiner Karriere.

James wollte Wiedergutmachung, zeigte in Spiel 5 eine starke Leistung und legte ein Triple-Double auf - aber Nowitzki hielt dagegen. 29 Punkte, 6 Rebounds, 50 Prozent Trefferquote. Der Dirkster ging voran und zog die anderen Mavericks mit. Dazu waren J.J. Barea und Jason Terry von der Heat-Defense kaum zu stoppen. Mit einem Dunk setzte Nowitzki das Ausrufezeichen hinter den 17:4-Lauf, den Dallas in den letzten Minuten von Spiel 5 aufs Parkett zauberte und der den Mavericks den ersten Matchball bescherte.

Blaupause einer starken Gemeinschaft

Spiel 6 war ein Musterbeispiel für Dallas' Teamzusammenhalt und eine Blaupause einer starken Gemeinschaft. Nowitzki hatte die Mavericks geführt, bis hierher, direkt bis an den Fuß des Gipfels. Und seine Teamkollegen trugen ihn nun mit hinauf.

Denn Dirk fand nicht ins Spiel, traf nur ein Drittel seiner 27 Würfe. Aber es machte nichts. Denn erneut war das Team und vor allem Terry zur Stelle. Der Jet hatte sich von Spiel zu Spiel gesteigert und mit seiner 27-Punkte-Performance in Miami brachte er die Heat zu Fall.

Dirk Nowitzki verschwand in der Kabine, um seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Endlich! Das Ziel, für das er so hart gearbeitet, dem er alles untergeordnet hatte. Es war erreicht.

Dann kam er wieder in die Arena - und er feierte. In Miami, in Dallas, im Flugzeug und in Deutschland. Aber er feierte nicht hart. Er musste nichts Vergessen. Er feierte den Finals-MVP-Award und vor allem den Gewinn der Larry O'Brien Trophy mit den Dallas Mavericks, seinen Dallas Mavericks. Und die Welt feierte mit ihm. Dirk hatte tatsächlich seinen Ring - und sein Vermächtnis durch diesen Triumph noch ein Stück größer werden lassen.

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