NBA

So verschieden und doch gleich

In den Finals 2011 behielten die Mavs um Dirk Nowitzki gegen die Heat die Oberhand
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LeBrons Lernprozess

Die Schmach von 2006 war gerächt. Nun waren die Heat kurz vor dem Ziel gescheitert. Und James? Im Gegensatz zur Finals-Niederlage 2007 mit den Cavs veränderte die Enttäuschung von 2011 den King. Endlich hatte er verstanden.

Wie Nowitzki fünf Jahre zuvor begann LeBron, seinen Weg bedachter zu wählen. Er verdammte die großen Worte der Heat-Zeremonie, beförderte sie in den hintersten Winkel seines Kopfes und arbeitete. Er arbeitete daran, besser zu werden. Er arbeitete daran, in den entscheidenden Momenten da zu sein. Und er arbeitete daran, Teil eines Teams zu sein. Er hatte verstanden, dass man selbst mit drei All-Stars nicht im Vorbeigehen eine Meisterschaft gewinnen kann. Und dieser Lernprozess zahlte sich aus.

Endlich ein richtiger Leader

In den Playoffs 2012 war der King ein Monster. 1:2 lag Miami gegen die Indiana Pacers zurück - LeBron antwortete mit 40 Punkten, 18 Rebounds und 9 Assists. Im vorentscheidenden Spiel 5 legte er gleich noch einmal 30 Zähler, 10 Boards und 8 Vorlagen nach und sicherte den Einzug in die Conference Finals.

Gegen Boston standen die Heat nach fünf Spielen mit dem Rücken zur Wand - aber James war zur Stelle. Mit zwei eindrucksvollen Auftritten (45 Punkte, 15 Rebounds sowie 31 Punkte, 12 Rebounds) trug LeBron die Heat in die Finals. Kein Wort über fehlenden Fokus und mangelnde Fähigkeiten in entscheidenden Situationen.

In den Finals das gleiche Bild. Miami schickte die jungen Oklahoma City Thunder in fünf Spielen nach Hause. Und James? James legte im Schnitt 28 Punkte, 10 Rebounds und 7 Assists auf und wurde zum MVP gekürt. Endlich hatte er seinen Ring. Und er hatte es allen Kritikern gezeigt.

Im Gegensatz zu den Mavericks, die sich nach dem Titelgewinn zu einem Umbruch entschieden und nicht an den großen Erfolg anknüpfen konnten, setzten die Heat ihren Siegeszug 2013 fort. In einer hochdramatischen Serie schlug Miami in den Eastern Conference Finals die Pacers, nur um anschließend die Spurs in einer noch spannenderen Serie mit 4:3 zu bezwingen.

Mit dem Latein am Ende

2014 nahm San Antonio Rache und demontierte den amtierenden Champion. Und James? James hatte alles gegeben, was er zu leisten imstande war. Aber gegen den Team-Basketball der Spurs reichten auch 28 Punkte und eine Trefferquote von 57 Prozent nicht aus. LeBron zog seine Schlüsse aus der dritten Finals-Niederlage seiner Karriere und brach seine Zelte am South Beach ab.

Die Heimat und das dort im Aufbau befindliche, schlagkräftige Team zogen James zurück nach Ohio. Und auch hier machte sich James' Lernprozess bemerkbar. Der Wechsel nach Cleveland war eine ganz andere Angelegenheit als der von Fanfaren begleitete Einzug des Königs in Miami. Keine Pressekonferenz, keine überheblichen Ankündigungen. Stattdessen: Zurückhaltung. "Ich verspreche keinen Titel. Ich weiß, wie schwer dieses Ziel zu erreichen ist", schrieb LeBron in seinem Statement zur Rückkehr nach Cleveland.

Das war vor einem Dreivierteljahr. Seitdem kämpft James mit den Schwierigkeiten, ein neues Team zu formen, mit Kyrie Irving und Kevin Love neue Big Three zu bilden und damit, seinen NBA-unerfahrenen Coach David Blatt zu unterstützen, ihn dabei aber nicht einzuengen. Und mit der Erwartungshaltung, auch den Bewohnern von Cleveland eine Meisterschaft schenken zu müssen.

Revival in Dallas

Nach der Enttäuschung 2006 wurde Nowitzki härter und willensstärker, nach dem Triumph 2011 wurde er vor allem eines: lockerer. Es war nicht zu übersehen, wie mit dem Titelgewinn eine große Last von Dirks Schultern fiel.

Nowitzki blieb auch in der Free Agency 2014 bei den Mavericks. Er nahm erneut weniger Geld und wird seine Karriere in Dallas beenden. Ohne Zweifel. Und dank cleverer Entscheidungen des Managements haben die Mavericks auch wieder eine schlagkräftige Mannschaft zusammen.

Mit der Integration von Neuzugang Rajon Rondo begann das Zusammenspiel in Dallas zwar zu stottern. Aber wenn der Sand im Saison-Endspurt aus dem Getriebe gepustet werden kann, ist durchaus die eine oder andere Überraschung möglich. Mit Tyson Chandler und J.J. Barea stehen immerhin zwei wichtige Akteure mit Meisterschaftserfahrung wieder in Diensten der Mavs.

Ouvertüre zur Revanche?

Dennoch haben die Cavaliers beim ersten Aufeinandertreffen zwischen Nowitzki und James in dieser Saison - das erste Duell zwischen Cleveland und Dallas verpasste LeBron verletzungsbedingt - die Favoritenrolle inne. Gezielte Umbaumaßnahmen brachten Timofey Mozgov, J.R. Smith und Iman Shumpert nach Ohio - seitdem kommen die Cavs immer besser in Fahrt. 21 der letzten 26 Spiele hat das Team von David Blatt gewonnen.

Großen Anteil daran hat die Entwicklung von LeBron James. Als es in Cleveland zwischenzeitlich etwas stürmisch wurde, sorgte er mit bedachten Aussagen für Ruhe. Und auch auf dem Court hat sich James mit den Jahren verbessert. Er mag zwar nicht mehr so spektakulär durch die Luft fliegen wie früher, doch seine Wahrnehmung für Situationen ist spürbar sensibler geworden. Vor allem erkennt er, was sein Team gerade braucht. Und das liefert er.

Der ein oder andere kühne Anhänger schielt daher bereits in Richtung Finals. Momentan können es im Osten in einer Playoff-Serie wohl nur die Atlanta Hawks mit den Cavs aufnehmen. Dass sich Dirk und LeBron ein weiteres Mal in den Finals gegenüberstehen, ist - Stand jetzt - dennoch mehr als zweifelhaft. Aber seinen Ring kann Dirk ohnehin niemand mehr nehmen.

Seite 1: Der Weg in die Finals

Seite 2: Das Duell 2011

Seite 3: Der Lernprozess

Dirk und LeBron im Vergleich

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