Bisher hat Kevin Durant in seiner Karriere kaum Spiele verpasst, nun zwingt ihn ein Fußbruch zu einer längeren Pause. Was bedeutet die Verletzung für die Oklahoma City Thunder und für den amtierenden MVP? Muss GM Sam Presti personell nachbessern? Und wie ist das Playoff-Rennen im Westen betroffen? SPOX beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zu KDs Verletzung.
Was ist eigentlich eine Jones-Fraktur?
Die Jones-Fraktur ist ein Bruch des äußeren Mittelfußknochens, die aufgrund der komplizierten Verbindung zu den umliegenden Sehnen nur verheilen kann, wenn der Fuß komplett ruhig gestellt wird. Die Regelzeit für die erforderliche Immobilisierung durch einen Gips beträgt, wie Sam Presti in seinem Statement anmerkte, sechs bis acht Wochen.
Die Fraktur tritt bei Basketballern häufig auf, in den letzten Jahren traf es beispielsweise Chris Singleton, Yao Ming, CJ McCollum, Rasheed Wallace und Glen Davis. Ursache ist dabei häufig eine unglückliche Landung - der Bruch ist berüchtigt dafür, dass er auch bei den durchtrainiertesten Athleten mit den besten Schuhen völlig zufällig auftreten kann, ohne dass man sich effektiv dagegen schützen könnte.
Der Bruch beeinträchtigt die Blutversorgung, weshalb der Heilungsverlauf in Individualfällen schwer vorherzusagen ist. Um eine besonders schnelle Heilung zu erreichen, wird häufig die sogenannte Osteosynthese angewandt, eine Operation mit Metall-Implantaten, welche die zueinander gehörigen Fragmente unter Wiederherstellung von Achsen- und Gelenkstellung fixieren soll.
Durant und die Thunder haben bisher noch nicht entschieden, ob die Verletzung operativ oder konservativ behandelt werden soll, auch wenn laut Presti "alles auf eine Operation" hindeutet. Derzeit wird ein Therapieplan aufgestellt, der möglichst gewährleisten soll, dass der Knochen vollständig heilt. Selbst wenn die Pause dann womöglich etwas länger ausfallen wird als sechs bis acht Wochen.
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Was bedeutet die Verletzung für OKC?
Die Thunder verlieren für den Saisonstart nicht nur das Gesicht ihrer Franchise, sondern auch den Marathon-Mann der letzten Jahre. Seit 2010 hat OKC immer die Playoffs erreicht - und Durant hat in diesem Zeitraum gerade mal sechs Spiele verpasst. Diese Marke wird KD mit dieser Verletzung sicherlich überschreiten. Sowohl für Coach Scott Brooks als auch für Russell Westbrook ergeben sich dadurch neue Situationen.
Westbrook muss versuchen, die Thunder ohne Durant auf Kurs zu halten, ähnlich wie es im letzten Jahr andersrum der Fall war, als der Point Guard seinerseits 36 Spiele verpasste. Er wird den Ball dadurch noch mehr in der Hand halten als ohnehin schon und muss zwingend darauf achten, neben dem eigenen Scoring auch die Ballverteilung nicht zu vernachlässigen.
In seiner bisherigen Karriere war es nicht unbedingt Westbrooks Stärke, die Balance zu wahren, ohne die sichersten zwei Punkte im Basketball auf dem Feld ist es jedoch zwingend erforderlich, dass er häufiger die richtigen Entscheidungen trifft. Ebenso wie Serge Ibaka kommt auf Westbrook ein großes Plus an Verantwortung zu - für beide kann es durchaus auch eine Chance sein, als Spieler zu reifen.
Auch Brooks steht vor einer immensen Herausforderung. Durant spielte im Schnitt um die 38 Minuten - die muss der Coach nun neu verteilen und versuchen, wenigstens einen Teil von KDs Produktion zu ersetzen. Die Ersatzkandidaten: Neuzugang Anthony Morrow sowie die Youngster Jeremy Lamb, Perry Jones und Andre Roberson.
Vor allem für Lamb, der im letzten Jahr erst viel Spielzeit sah, um dann beinahe wieder komplett aus der Rotation zu fliegen, bietet sich damit die ultimative Reifeprüfung. Wenn er seine Effektivität steigern und zum konstanten Scorer werden kann, dürfte er bei den Thunder auch nach Durants Rückkehr eine wichtige Rolle in den Zukunftsplänen spielen. Stellt sich sein Spiel dagegen so wechselhaft dar wie in seiner bisherigen Karriere, wird er bei Brooks wohl nicht mehr allzu viele Chancen bekommen.
Presti hofft natürlich auf ersteres, so wie er insgesamt darauf hofft, dass die Verletzung ihres besten Mannes die restlichen Thunder zum nächsten Entwicklungsschritt zwingt. Zu oft hing die OKC-Offense viel zu sehr an der individuellen Brillanz von Durant (und Westbrook).
"Es ergibt sich dadurch die Chance, dass wir eine bessere Art von Basketball aufbauen können, an der Kevin dann teilnehmen kann, sobald er zurückkehrt", sagte der GM. Brooks und auch Westbrook tragen die Hauptverantwortung dafür, dass die Thunder ihren Angriff von nun an kreativer und variantenreicher gestalten.
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Muss Presti noch einmal personell nachbessern?
Die Personaldecke auf dem Flügel ist dünn - und sie war es auch schon vor Durants Verletzung. Der im Sommer verpflichtete Morrow stand zuletzt 2011/12 mehr als 20 Minuten pro Spiel auf dem Feld, Lamb hat seine bekannten Schwankungen, Jones und Roberson haben bisher noch nie groß Minuten in der NBA abgerissen.
Einen richtigen Backup für Durant gibt es nicht. Bisher sind die möglichen Ersatzkandidaten allesamt den Beweis schuldig geblieben, dass sie ein solcher sein beziehungsweise werden können. Die Thunder haben in den letzten Jahren allerdings mehrfach gezeigt, dass sie lieber auf inneres Wachstum bauen, anstatt sich um gestandene Free Agents oder Trades zu bemühen.
Böse Zungen behaupten, dass Geiz dafür der Grund ist. Den kann sich die Franchise in der jetzigen Situation allerdings kaum leisten, zumal in der brutalen Western Conference jeder Sieg zählt (siehe unten). Selbst wenn man unbedingt auf die Youngster setzen will, würde es sicher nicht schaden, noch einen Veteranen per Minimalvertrag zu holen.
14 Spieler stehen derzeit fest unter Vertrag, die Camp-Teilnehmer Richard Solomon und Talib Zanna nicht eingerechnet. Ein Kaderplatz könnte demnach noch an einen der verbliebenen Free Agents gehen. Den großen Game-Changer wird OKC auf diesem Weg aber freilich nicht bekommen, die besten Spieler sind schließlich längst vom Markt.
Ein Trade wäre die andere Möglichkeit, jedoch sind die Möglichkeiten auch hier stark begrenzt, da OKC knapp unter der Grenze zur Luxury Tax liegt und sich bisher stets geweigert hat, diese zu überschreiten. Wahrscheinlicher ist daher, dass Presti und die Thunder die Füße still halten und alles auf die vorhandenen Spieler sowie eine schnelle Genesung von KD setzen. Selbst wenn dies ein gefährliches Spiel darstellt.
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Was bedeutet die Verletzung für die Western Conference?
Kurz gesagt: Ein unfassbar enges Playoff-Rennen wird noch ein bisschen enger. Locker zehn Teams im Westen machen sich vor der Saison (berechtigte) Hoffnungen auf einen der acht Playoff-Plätze, bis dato galten die Thunder allerdings gemeinsam mit den Spurs und den Clippers als das Trio, dass sich aller Voraussicht nach um den ersten Platz prügeln würde.
Dies hat sich nun geändert, es sei denn, Westbrook präsentiert sich in MVP-Form und auch der Rest des Kaders macht den erhofften Schritt nach vorne. Selbst dann wäre die Lage jedoch instabil - zu viele Teams warten auf das kleinste Zeichen von Schwäche.
Nimmt man nur mal (optimistisch) an, dass KD nur den November verpasst; in diesem Monat geht es für OKC allein gegen Portland, die Clippers, Memphis, Houston und die Warriors. Am 11. Dezember stünde dann das erste Duell gegen LeBron James in dessen neuen alten Cavaliers-Trikot an.
Selbst wenn Durant etwas länger ausfallen sollte, hätten die Thunder zweifelsohne noch das Zeug zum Playoff-Team. Die Chance auf den Heimvorteil in der Postseason, den OKC in den letzten Jahren immer erreicht hat, reduziert sich jedoch merklich. Selbst in der letzten Saison lagen bloß 5 Siege zwischen Platz 2 und Platz 5 im Westen. Die Mavericks und etliche andere West-Teams stehen Gewehr bei Fuß.
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Was bedeutet die Verletzung für Kevin Durant?
In seiner bisherigen Karriere war Nummer 35 nichts anderes als eine Maschine. In seinem Sophomore-Jahr verpasste er acht Spiele, seitdem waren es nie mehr als vier in einer Saison, in den letzten fünf Jahren waren es insgesamt nur sechs Spiele. Unfassbar: In diesem Zeitraum führte KD die NBA bei Spielen, Minuten und Punkten an!
Es spricht wenig dafür, dass diese Verletzung große Implikationen für den Rest von Durants Karriere haben wird. Wie vorher beschrieben, gilt die Jones-Fraktur als eine "Freak-Injury", die jeden erwischen kann und die so gut wie nichts über die Verletzungsanfälligkeit desjenigen aussagt.
OKC wird Durant die Reha-Zeit geben, die er braucht - niemand könnte so verrückt sein, das Gesicht der Franchise durch ein verfrühtes Comeback einem Risiko auszusetzen. Das sollte auch für den Fall gelten, dass KD selbst auf seine medizinische Freigabe drängt, weil er vermutlich noch nie so lange kein Basketball-Feld mehr betreten hat.
Es ist zu hoffen, dass OKC zudem seine Lehre aus der Verletzung zieht und Durant in Zukunft kein dermaßen brutales Pensum mehr aufbürdet. Erstens macht sich das Team damit gefährlich abhängig von einem Spieler, wie die nächsten Wochen zeigen dürften. Zweitens ist eben auch KD keine unzerstörbare Maschine.
Was sein Spiel angeht, kann es durchaus sein, dass er etwas Zeit brauchen wird, seinen Rhythmus und seine Bewegungsabläufe wiederzufinden. Durant ist allerdings jemand, der seit dem Kindesalter mit religiösem Eifer Basketball spielt, den Sport lebt und atmet. Wenn man seinen Arbeitseifer kennt, wird er wahrscheinlich sogar während der Verletzungspause versuchen, an seinem Spiel und seinem Körper zu arbeiten.
Für den Moment ist die Verletzung für Durant, für die Thunder, für die gesamte NBA ein Schock. Doch selbst wenn seine Pause länger ausfallen sollte als momentan angenommen, deutet wenig darauf hin, dass die Verletzung auf lange Sicht große Implikationen für den 26-Jährigen haben wird. Durant wird zurückkommen.
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