NBA

Kevin allein in OKC

Von Max Marbeiter
Kevin Durant ist bei den Thunder derzeit häufig auf sich allein gestellt
© getty

Nach vier Spielen steht der Vorjahresfinalist bereits in Runde zwei vor dem Aus. Die Thunder können Russell Westbrooks Fehlen derzeit nicht kompensieren. Kevin Durant trägt zu viel Last und wird von einem Duo zermürbt, Reggie Jackson bringt zu wenig Entlastung, eine Änderung sorgt allerdings für etwas Hoffnung.

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Allen und Prince zermürben Durant: Russell Westbrooks Fehlen schwächt nicht nur das Team als Ganzes, auch Kevin Durant macht die Absenz seines Partners sichtlich zu schaffen. Ohne den Point Guard hängt die Offense der Thunder zu großen Teilen am Superstar. Durant muss OKC beinahe allein tragen und steht entsprechend lang auf dem Feld. In Spiel vier waren es schlussendlich 48 Minuten.

48 Minuten, die Durant speziell in der Verlängerung deutlich anzumerken waren. Keiner seiner fünf Wurfversuche fand schlussendlich seinen Weg durch die Reuse. Auch insgesamt gingen die Quoten des Forwards in den letzten beiden Spielen deutlich zurück. Schoss er in Spiel zwei noch über 50 Prozent aus dem Feld, so hangelte er sich über 47 bis auf lediglich 37 Prozent in Spiel vier herab.

Durants sinkende Quoten allein mit gewachsener Spielzeit und Offensivlast zu erklären, würde dem Gespann Tayshaun Prince/Tony Allen allerdings keinesfalls gerecht. Schließlich zählen beide zu den besten Verteidigern der Liga und haben in Westbrooks Abwesenheit nun genügend Muße, sich um die letzte echte Offensivwaffe der Thunder zu kümmern. Abwechselnd.

Und genau das macht es für Durant so schwer, denn beide pflegen zwei völlig konträre Defensivstile. Prince, der überwiegend die Aufgabe Durant übernimmt, stellt dem Forward seine Erfahrung und Länge entgegen. Bereits während Detroits Championship-Saison 2004 zählte Prince zu den absoluten Premium-Defendern der Pistons.

Heute hat die Schnelligkeit zwar ein wenig nachgelassen, dennoch findet der Forward immer wieder den richtigen Defensiv-Spot. Dazu ist Prince ähnlich lang und drahtig wie Durant. Die Option, einfach über den Defender hinwegzuwerfen, fällt damit häufig weg.

Bekommt Prince einmal eine Pause oder gar Probleme, steht mit Tony Allen das Defense-Yang zu Prince' Ying bereit. Der Swingman zählt zu den wahrscheinlich besten, mit Sicherheit aber unangenehmsten Wing-Defendern der Liga und wurde soeben sogar ins All-Defensive First Team gewählt. Allen hält den Druck auf seinen Gegenspieler konstant aufrecht und verlangt ihm so einiges an Energie ab, will er zum Korb ziehen oder einen halbwegs offenen Wurf kreieren.

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Matchup-Switch von Ibaka und Perkins zeigt Wirkung: Um Kevin Durant in der Offense ein wenig zu entlasten, benötigen die Thunder jede noch so kleine Unterstützung. Und dass Serge Ibaka im Stande ist, mehr als nur einen kleinen Offensiv-Beitrag zu leisten, hat der Spanier inzwischen bereits häufig bewiesen. Das Problem: Für einen Inside-Defender gibt es wohl kaum undankbarere Matchups als jenes gegen Zach Randolph.

Der Power Forward wandelt unter den Brettern regelmäßig am Rande der Legalität, spielt extrem körperintensiv. So ließ Ibaka zu Beginn der Serie viel Kraft unter dem eigenen Korb, die ihm am anderen Ende des Courts dann wiederum fehlte. Scott Brooks erkannte die Matchup-Problematik und hat inzwischen umgestellt.

Anstatt Randolph verteidigte Ibaka in Spiel vier größtenteils Marc Gasol, Kendrick Perkins übernahm den Grizzlies-Forward. Dank der veränderten Matchups bleibt Ibaka offenbar tatsächlich deutlich mehr Energie für die Offensive. Der Big Man traf 6 seiner 13 Würfe, darunter einige sichere Jumper, marschierte vier Mal an die Linie (4/4) und schnappte sich insgesamt 14 Rebounds.

Nun ist Perkins offensiv selbstverständlich kaum zu gebrauchen, defensiv profitiert allerdings auch der Center von seinem neuen Gegenspieler. Hielt sich Gasol noch vornehmlich am High Post auf und zog den ehemaligen Celtic so aus der Zone, so kann Perkins gegen Randolph wieder vornehmlich dort ackern, wo er am effektivsten verteidigt - direkt unter dem eigenen Korb.

Am Rande der Perfektion sind die Thunder deshalb allerdings noch lange nicht angelangt. Denn, so sehr Ibaka offensiv auch profitieren mag, die Thunder-Defense wird durch die Umstellung eines nicht unwesentlichen Stilmittels beraubt.

Verteidigt er Marc Gasol, zieht es Ibaka zusehends aus der Zone heraus. Die Konsequenz: Ausgerechnet der beste Shotblocker der Playoffs (3,0) kann seine Präsenz unter dem Korb nicht ausspielen und lädt die Grizzlies-Guards um Mike Conley, Jerryd Bayless und Tony Allen somit geradezu zum fröhlichen In-die-Zone-Ziehen ein. Dennoch birgt der Matchup-Wechsel durchaus eine Chance für OKC.

Seite 1: Zermürbter Durant und erfolgreicher Matchup-Wechsel

Seite 2: Jacksons Grenzen und Brooks' Probleme