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Comeback! Grizzlies mit Overtime-Sieg

Von Philipp Dornhegge
Marc Gasol übernahm in der entscheidenden Phase von Spiel vier gegen OKC Verantwortung
© Getty

Mit einem Comeback retten sich die Memphis Grizzlies in die Verlängerung und gewinnen am Ende Spiel vier gegen die Oklahoma City Thunder mit 103:97 (BOXSCORE). Beim vielleicht vorentscheidenden Sieg in der Serie war Marc Gasol bester Akteur.

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Der Vorjahresfinalist lag zeitweise mit 17 Punkten vorn, steht nun aber beim Stand von 1-3 vor dem frühen Aus in den Playoffs. Kevin Durant wehrte sich erneut nach Kräften (27 Punkte, 7 Rebounds, 7 Assists), doch am Ende schienen ihm genau diese Kräfte auszugehen, als er in der Overtime reihenweise Fahrkarten schoss.

Durant bekam reichlich Hilfe von Serge Ibaka (17 Punkte, 14 Rebounds, 3 Blocks), Kevin Martin (18), Reggie Jackson (15) und Nick Collison (10). Und trotzdem reichte es nicht für den Ausgleich.

Memphis brauchte lange, um in Fahrt zu kommen, konnte sich dann aber auf Topscorer Mike Conley (24), Zach Randolph (23 Punkte, 12 Rebounds) und vor allem den Spanier Gasol (23 Punkte, 11 Rebounds, 6 Blocks) verlassen.

Reservist Jerryd Bayless (9) hatte gegen Ende der ersten Hälfte mit beherztem Auftreten zur Aufholjagd geblasen, Tony Allen kam auf 10 Punkte.

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Die Reaktionen:

Lionel Hollins (Grizzlies): "Wir sind ein Team, das einfach hart spielt und niemals aufgibt. Wir beißen und kratzen. Manche nennen es "Grit and Grind". Ich weiß zwar nicht, was das heißen soll, aber wir gehen einfach raus und kämpfen. Wir waren zu Beginn der Playoffs nicht das talentierteste Team und wir sind es immer noch nicht. Aber wir gehen raus und kämpfen."

Mike Conley (Grizzlies): "Wir haben jetzt eine große Möglichkeit und ich weiß, dass unsere Jungs fokussiert sind. Wir gehen von Spiel zu Spiel. Wir wissen, dass sie kämpfen werden, als stünden sie mit dem Rücken zur Wand - wie sie es heute bereits getan haben. Sie werden alles geben und wir müssen darauf vorbereitet sein."

Scott Brooks (Thunder): "Es ist noch nicht vorbei und das wissen wir. Sie sind in einer guten Position, aber die Herausforderung ist für uns nicht unmöglich. Wir können das noch schaffen. Wir müssen uns einfach auf jede einzelne Possession, auf jedes einzelne Spiel konzentrieren. Hoffentlich gelingt uns das und wir kommen am Freitag hierher zurück."

Kevin Durant (Thunder) über seinen Korbleger zum Ausgleich: "Ich habe einfach versucht, so nah wie möglich ans Brett zu kommen und uns die Verlängerung zu bringen, das ist mir gelungen. In der Overtime haben sie dann mehr Angriffe ausgespielt und schlussendlich auch gewonnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Mannschaften bringen ihre üblichen Startaufstellungen ins Spiel. Memphis also mit Conley, Allen, Prince, Randolph und Gasol, OKC mit Jackson, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins.

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4.: Die Grizzlies starten mit sieben Fahrkarten ins Spiel, die Thunder dagegen sind wacher als in Spiel drei. Durant, Jackson und zuletzt Sefolosha punkten, es steht 7:0 für die Gäste.

7.: Das gab es in dieser Serie noch gar nicht: Ibaka trifft im ersten Viertel den Korb! Der Spanier versenkt endlich mal einen Jumper, im nächsten Angriff lässt er sogar einen Dreier folgen! Nach einem Grizzlies-Zwischenspurt sind die Gäste wieder vorn, 13:9 Thunder.

11.: OKC drückt hier mächtig aufs Tempo, generiert reihenweise offene Würfe - die dann auch fallen. Jackson und Durant mit zwei Dreiern nacheinander, die Thunder mit einer Zehn-Punkte-Führung, 28:18.

16.: Memphis muss aufpassen, hier nicht aus der eigenen Halle geschossen zu werden. Collison bereits mit seinem zweiten Treffer, die Thunder-Rollenspieler sind richtig gut drauf. 37:22 für die Gäste.

20.: Nächster 7:0-Lauf der Thunder, den Durant mit einem Dreier veredelt. 46:29 für OKC, Grizzlies-Coach Hollins nimmt eine Auszeit.

24.: Bayless mit zwei ganz wichtigen Dreiern vor der Pause! Nur noch 56:48 Thunder, hier geht doch noch was. Ibaka trifft zwar mit dem Buzzer einen Tip-In, doch der Ball hat die Hand des Power Forwards nicht rechtzeitig verlassen. Es bleibt also bei der Acht-Punkte-Führung.

30.: Durant mit zwei Dreiern in Folge, OKC wieder mit zwölf vorn. Doch dann startet Memphis einen 7:0-Lauf, Conley trifft den vierten Dreier. 64:59 Thunder, es ist noch alles drin.

34.: Jetzt kocht das FedEx Forum über! Gasol mit einem Jumper zum Anschluss, zwei Freiwürfe besorgen den ersten Gleichstand der Partie, 72:72.

42.: Memphis mit einer knappen Führung, doch die Thunder erzwingen spät in der Shot Clock einen schwierigen Conley-Wurf. Durant startet den Fastbreak, doch Conley rauscht von hinten heran und klaut den Ball. So gewinnt man Basketball-Spiele! Weiter 84:83 Grizzlies.

45.: Wichtige Szene für beide Teams: Collison mit seinem sechsten Foul gegen Randolph, die Partie ist für den Routinier beendet. Perkins darf wieder ran - gute Aussichten für Memphis. 89:88 Thunder.

48.: Memphis mit zwei Fehlwürfen, aber beide Mal packt OKC beim Rebound nicht richtig zu. Die dritte Chance lässt sich Randolph nicht entgehen, zieht das Foul und versenkt immerhin einen Freiwurf zum 93:92 für die Gastgeber.

48.: Oha, 6,4 Sekunden vor Schluss sorgt Durant tatsächlich für den Ausgleich, 94:94. Randolph bekommt noch mal den Ball, doch Perkins klebt an ihm wie eine Klette und blockt den Wurf zur möglichen Entscheidung. Starke Defense, es geht in die Overtime!

53.: In der Overtime haben beide die defensive Intensität noch mal hochgeschraubt (wie ist das möglich?!), Punkte sind Mangelware. Außer einem Fisher-Dreier hat OKC noch nichts zustande gebracht und steht nach Gasols Jumper zum 100:97 mit dem Rücken zur Wand. Ausgerechnet Fisher schmeißt den Ball dann beim Einwurf direkt in Allens Arme! Memphis bringt das Ding über die Bühne!!

Memphis Grizzlies vs. Oklahoma City Thunder: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Marc Gasol. Aus Sicht der Grizzlies hatte dieses Spiel viele Helden: Bayless brachte Schwung in ein müdes Offensivspiel, Conley traf wichtige Dreier, Prince und Allen rieben sich gegen Durant auf, Randolph und Arthur arbeiteten stark. Aber im Endeffekt war es Gasol, der die Truppe zusammenhielt.

Ob Jumper, Offensivrebounds, Blocks oder auch mal nur ein gut gestellter Screen oder eine richtige Rotation in der Defense: Der Spanier besorgte all die kleinen Dinge, die Memphis so stark machen. Und in der Crunchtime war er auch noch als Scorer gefragt. 23 Punkte, 11 Rebounds und 6 Blocks sprechen eine deutliche Sprache.

Der Flop des Spiels: Derek Fisher. Sicher, er erzielte die einzigen Thunder-Punkte in der Overtime, und das zu einem wichtigen Zeitpunkt. Aber erstens war sein Dreier der einzige Treffer Fishers im ganzen Spiel, zudem machte er ihn mit seinem entscheidenden Turnover beim Einwurf, wenige Sekunden vor Schluss, selbst zunichte.

Schwach waren auch die Auftritte von Thabo Sefolosha (5) und Kendrick Perkins (2).

Analyse: Thunder-Coach Scott Brooks stand zuletzt zunehmend in der Kritik ob seiner Ideenlosigkeit und der biederen Offense, die er spielen lässt. Vor Spiel vier ließ er sich einen Kniff einfallen, den allerdings in der Defense.

Serge Ibaka und Kendrick Perkins tauschten die Matchups, Ibaka blieb der harte Kampf gegen Zach Randolph erspart. Ob es daran lag, sei dahingestellt, zumindest war Ibaka plötzlich auch im Angriff hellwach. Zum ersten Mal in der Serie mit den Grizzlies versenkte er ein Field Goal im ersten Viertel, und davon gleich mehrere.

Überhaupt trafen die Rollenspieler des Vorjahresfinalisten anfangs alle ihre Würfe, was die Offensivprobleme der Thunder im Grunde von allein beseitigte.

Es braucht vielleicht gar keine komplizierten Systeme, solange die offenen Schüsse fallen. So ging Oklahoma City früh in Führung und baute diese im Verlauf der ersten Hälfte auf zeitweise 17 Punkte aus.

Memphis war defensiv stets einen Schritt zu langsam, offensiv wählte man zu selten den Weg über den Low Post. Die Gastgeber brauchten dringend eine Initialzündung, und Reservist Jerryd Bayless lieferte sie vor der Halbzeit mit Mut und Aggressivität. Memphis verkürzte, nahm den Schwung mit in die Halbzeit und war alsbald voll in der Partie angekommen.

Ab Mitte des dritten Viertels war es wieder eine dieser besonderen Playoff-Partien, an die man sich in Memphis fast schon gewöhnt hat. Bis zur letzten Sekunde war es nun ein Kampf auf Biegen und Brechen, die Gäste brachten Punkte fast nur noch durch Durant initiiert zustande, Memphis verteilte die Last vor allem auf Gasol, Randolph und Mike Conley.

Und weil die Rollenspieler in der Crunchtime immer mehr einknickten und Durant wieder alles allein machen musste, fehlte ihm dann in der Overtime die Kraft. Bei ungeheuer hoher Intensität auf beiden Seiten waren Punkte in der Verlängerung Mangelware, der Superstar konnte sich nicht mehr durchsetzen und blieb bei fünf Würfen ohne Treffer.

Die Grizzlies taten dagegen, was sie immer tun: Sie verteilten die Last, warteten auf den freien Wurf und ließen den punkten, der die besten Aussichten hatte. So machte OKC durch Derek Fisher nur drei Punkte in der Overtime, für Memphis waren an neun Punkten vier verschiedene Spieler (Allen, Randolph, Gasol und Prince) beteiligt.

Fazit: Auch mit der vielleicht besten Leistung der Serie kam Oklahoma City den Grizzlies nicht bei und steht vor dem Heimspiel im fünften Duell mit dem Rücken zur Wand. Memphis hat alle Chancen, in die Conference Finals einzuziehen.

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