NBA

Pacers-Sieg beim nächsten Spektakel

Von Martin Gödderz
LeBron James (l.) verzweifelte am Ende an der Defensive von Paul George (r.)
© getty

Die Miami Heat und die Indiana Pacers liefern sich abermals eine wahre Basketball-Show. In den letzten Sekunden leistet sich der ansonsten überragende LeBron James zwei bitterböse Ballverluste und die Pacers siegen mit 97:93 (BOXSCORE). Roy Hibbert stellt einen neuen Karriererekord auf.

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Die Indiana Pacers haben das zweite Spiel der Eastern Conference Finals für sich entschieden und sich damit den Heimvorteil gegen die Miami Heat gesichert. Überragender Mann bei den Pacers war Center Roy Hibbert, der mit 29 Punkten (10/15 FG, 9/10 FT) einen neuen Karriererekord aufstellte. Nebenbei schnappte sich der Big Man auch 10 Rebounds und erzielte so ein Double Double.

Abgesehen von Hibbert kam die gesamte Starting Five der Pacers in den zweistelligen Punktebereich. Paul George erzielte 22 Punkte (9/16 FG) und 6 Assists. Im letzten Spielzug verteidigte er James dazu perfekt. George Hill kam auf 18 Punkte (6/8 FG), 5 Rebounds und 3 Steals. Lance Stephenson machte 10 Punkte (4/12 FG), 8 Rebounds und 5 Assists. David West konnte nicht ganz an sein überragendes erstes Spiel anknüpfen (13 Punkte, 2/9 FG).

Beim amtierenden Champion zeigte LeBron James bis kurz vor Schluss eine abermals phänomenale Vorstellung. Der MVP der abgelaufenen Saison kam auf 36 Punkte, verwandelte wahnwitzige 14 seiner 20 Wurfversuche und holte sich 8 Rebounds. In den letzten 30 Sekunden leistete er sich aber zwei folgenschwere Ballverluste.

Unterstützung erhielt James kaum. Lediglich Dwyane Wade (14 Punkte, 5 Assists) und Chris Bosh (17 Punkte, 6/14 FG) punkteten zweistellig. Chris Andersen (7 Punkte, 2/2 FG) war aufgrund von Foulproblemen dieses Mal kein Faktor.

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Die Reaktionen

Roy Hibbert (Indiana Pacers): "Wir haben noch gar nichts geschafft. Wir haben nicht die Serie für uns entschieden, wir haben ein Spiel gewonnen. Viele von uns denken, dass wir mit 2:0 führen sollten."

Frank Vogel (Trainer Indiana Pacers): "Es war eines der besten Basketballspiele, an denen ich teilgenommen habe. Es lag nicht daran, dass LeBron am Ende die Fehler gemacht hat. Er hat eines der besten Basketball-Matches gemacht, das ich jemals gesehen habe. Wir waren einfach nur in der Lage, am Ende zwei wichtige Plays zu machen."

Erik Spoelstra (Trainer Miami Heat): "Das waren zwei enge, herausfordernde Spiele, die in beide Richtungen ausgehen konnten. Wir hatten unsere Möglichkeiten. Genug Möglichkeiten."

Dwyane Wade (Miami Heat): "Noch ist nichts kaputt. LeBron wird hart genug zu sich selbst sein. Er hat freie Spieler gesehen, aber West war in der Lage, im letzten Moment an den Ball zu kriegen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine Verletzungen, keine Sperren, folglich auch keine überraschenden Änderungen in den Lineups beider Teams. Erik Spoelstra vertraut wieder Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh. Coach Frank Vogel schickt Hill, Stephenson, George, West und Hibbert aufs Feld. Letzteren wird er heute wohl auch am Ende auf dem Court behalten.

6.: Dwyane Wade trickst seinen jüngeren Gegenspieler Stephenson ordentlich per Pump Fake aus. Er zieht das Foul, wirft und trifft. Auf der Gegenseite läuft die Pacers-Offensive aber sehr rund. Stephenson findet Hibbert für den einfachen Korbleger. Der sechste erfolgreiche Feldwurf bei sieben Versuchen für Indiana. 16:12 Pacers.

12.: Die Pacers sind auf 10 Punkte Unterschied davon. Dann pumpt sich Bosh aber zu Low-Post-Punkten gegen Hibbert, Indiana leistet sich einen dummen Turnover und James sorgt von der Freiwurflinie für seine Punkte 11 und 12 im ersten Viertel. Mit 28:22 für die Pacers geht es in die erste Pause.

17.: Tyler Hansbrough erhält ein Technical Foul, weil er auf Wades Pump Fake reinfällt und diesem danach die Hand reicht, um ihm vom Boden aufzuhelfen. Vorne zeigen sich die Pacers unbeeindruckt. West wandert wieder an die Freiwurflinie und behält seine weiße Weste am heutigen Abend (6/6 FW). 37:30 Pacers.

24.: Andersen in Foulproblemen, Allen ein Schatten seiner selbst. Spoelstra schickt Joel Anthony und Mike Miller aufs Feld. Roy Hibbert bedankt sich und verwandelt einen Korbleger nach dem nächsten. 19 Punkte schon für den Center. Die Heat scheinen völlig ratlos gegen den Pacers-Frontcourt. Dann starten sie in der letzten Minute aber einen 7:0-Lauf und dank eines Buzzer-Dreiers von Miller führen die Pacers zur Halbzeit nur noch mit 53:47.

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29.: Die Pacers verschlafen den Start in die zweite Hälfte völlig. Chris Bosh dreht auf und macht das And-One-Play gegen West. Dann fliegt James heran zum Monster-Dunk. Plötzlich ist das Spiel ausgeglichen. 60:60.

33.: Jetzt geht es hier richtig ab. George fliegt zum Alley-Oop-Monster-Dunk. Das eigentliche Duell des Spiels liefern sich aber Hibbert (25 Punkte) und James (23 Punkte). Der Pacers Big Man kontert James Layup mit einem beidhändigen Slam. Ganz nebenbei dreht auch noch Dwyane Wade auf. 69:69.

36.: George ist völlig von Sinnen. Er zieht an James vorbei, hat den MVP aber weiter im Rücken. Vor ihm: Block-Monster Chris Andersen. Was macht George? Er fliegt über Andersen und bringt den Monster-Dunk! Wahnsinn. James antwortet aber ganz trocken per Dreier mit dem Buzzer. Kann man auch mal machen. Irres drittes Viertel! 76:74 Pacers.

43.: Man kommt kaum noch zum Durchatmen. Hibbert holt sich den nächsten Offensiv Rebound, steigt zum Dunk hoch und wird astrein von LeBron James zur Seite geräumt. Was für ein Block! James leitet den Fastbreak ein. Cole verwandelt den Jumper. Und dann? Verwandelt Bosh den nächsten Dreier! 88:84 Heat.

46.: James, James. Immer wieder James! Der Fade Away aus dem Post bringt die erneute Heat-Führung. Doch David West antwortet prompt per Floater. 93:91 Pacers.

48.: James spielt 35 Sekunden vor Schluss West in die Arme. Die Pacers sind mit zwei Punkten vor, kriegen ihren Angriff aber nicht beendet. 17 Sekunden noch auf der Uhr und James setzt zum Drive an. Dieses Mal ist George aber zur Stelle und zwingt James zum nächsten Ballverlust. Hill verwandelt die zwei Freiwürfe nach dem anschließenden, absichtlichen Foul. Das Spiel ist durch. 97:93 Pacers.

Miami Heat vs. Indiana Pacers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Roy Hibbert. Der Center wurde schon vor der Serie als das Kryptonit der Heat ausgemacht. In Spiel 2 bewies Hibbert eindrucksvoll, dass er von keinem der Heat-Spieler ansatzweise zu verteidigen ist. Das liegt nicht nur daran, dass er viel größer ist, als die Frontcourt-Spieler Miamis. Hibbert hat sich mittlerweile auch einige Post-Moves antrainiert und stellte die Heat mit einem Repertoire von Hook Shots, Pump Fakes und Dunks vor unlösbare Probleme.

Mit 29 Punkten stellte er so einen Karriererekord in den Playoffs auf. Und auch wenn er weder einen Block, noch einen Steal sammelte, so war er dennoch wieder ein enorm wichtiger Faktor in der Defensive der Pacers, weil insbesondere die Heat-Guards gar nicht oder nur mit viel Respekt zum Korb zogen. Anders in Spiel 1 war Hibbert am Ende auch auf dem Feld, so dass James der Zug zum Korb schwerer fiel.

Der Flop des Spiels: Ray Allen. Der Shooting Guard traf nur 2 seiner 5 Wurfversuche und stand lediglich 21 Minuten auf dem Feld. Die Pacers-Defensive macht Allen sehr zu schaffen. Gegen Indiana bringt er kein Bein auf den Boden, so dass Spoelstra Mitte des zweiten Viertels sogar Mike Miller vorzog. Die Heat erhielten vier Freiwürfe nach technischen Fouls. Allen verwandelte lediglich zwei davon. Die demoralisierende Wirkung ist nicht zu verachten. Defensiv ist Allen zudem kaum mehr tragbar.

Analyse: Basketball-Herz, was willst du mehr? Auch im zweiten Spiel der Eastern Conference Finals lieferten die beiden Teams ein hochintensives, basketballerisches Spektakel ab. Die Pacers siegten am Ende verdient, weil sie über weite Strecken das bessere Team waren. Die Heat dagegen waren an diesem Abend enorm von LeBron James abhängig. Auch wenn dieser wieder ein überragendes Spiel machte, ist diese Abhängigkeit ein schlechtes Zeichen.

Die Pacers liefen von Beginn an in der Offensive heiß (am Ende: 50 Prozent verwandelte Feldwürfe). Während Miami nur dank James und Andersen im Spiel blieb, scorten die Pacers abwechslungsreich, wobei insbesondere Hibbert herausstach. Der Big Man nahm sich in der einen oder anderen Situation anfangs sogar zurück, um nicht in Foulprobleme zu geraten.

Die Heat fokussierten sich anfangs zu sehr auf den im ersten Spiel überragenden West, den sie immer wieder an die Foullinie schickten, weil dieser da in Spiel 1 noch Probleme offenbarte (4/8 FT). Dieses Mal erledigte West seinen Job von der Linie ab perfekt und verwandelte all seine 8 Freiwürfe. Im zweiten Viertel switchte James dauerhaft auf West, als Miller für Allen kam. Die Pacers bauten ihren Vorsprung trotzdem auf 10 Punkte aus.

Als Vogel eine Minute vor Ende der ersten Halbzeit George und Hibbert rausnahm, um diese vor Foulproblemen zu bewahren, starteten die Heat einen schnellen 7:0-Lauf und verkürzten vor der Pause. Ein klares Zeichen, wie elementar die beiden für den Erfolg der Pacers sind.

Während sich die beiden Teams im ersten Durchgang noch immer wieder durch Fouls stoppten und die überforderten Schiedsrichter immer wieder eingriffen, erlebten die Zuschauer gerade im dritten Viertel eine reine Highlight-Show. Angefangen von James Fastbreak-Dunk, über Georges Alley-Oop-Slam bis zu dessem Monster-Dunk über Chris Andersen - man kam kaum zum Verschnaufen. Bis ins letzte Viertel hinein hielten die Pacers immer eine kleine Führung, welche im Schlussviertel durch einen Bosh-Dreier aber Geschichte war.

Anders als im ersten Spiel verloren die Pacers aber nicht die Nerven. Im letzten Durchgang leisteten sie sich nur noch zwei Turnover. Insbesondere die Verteidigung gegen James stimmte. Die zwei Ballverluste kurz vor Schluss sind vor allen Dingen ein Verdienst der starken Pacers-Defensive. Und auch von einigen merkwürdigen (Nicht-)Pfiffen der Referees ließ sich Indiana nicht verunsichern. Gerade Dwyane Wade muss aber eine nachträgliche Sperre befürchten, nachdem er Lance Stephenson ungeahndet im Fastbreak per Ellbogenschlag zu Boden brachte.

Miami steht nun vor dem nächsten Spiel in Indiana schon gehörig unter Druck. Bereits im ersten Spiel stand der Champion am Rande der Niederlage, jetzt warten zwei ganz harte Auswärtsspiele, bei denen eventuell ein Leistungsträger fehlen könnte. Wollen die Heat wieder erfolgreich sein, müssen insbesondere die Schützen wieder zu ihrer Form finden.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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