Haas marschiert - Kohlschreiber gibt auf

Von Tickerer: Liane Killmann
Tommy Haas ließ in der ersten Runde nichts anbrennen
© getty

Tommy Haas erreichte ebenso glatt die zweite Runde wie Angelique Kerber, Annika Beck und Sabine Lisicki. Philipp Kohlschreiber hat sein Erstrundenmatch hingegenim fünften Satz aufgegeben - wegen fehlender Energie. Nach dem sensationellen Aus von Rafael Nadal gaben sich die weiteren Favoriten keine Blöße: Serena machte kurzen Prozess, Novak Djokovic setzte sich gegen Florian Mayer durch. Am Tag 3 im Fokus: Roger Federer, Andy Murray und Andrea Petkovic.

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Herren - 1. Runde:

Ivan Dodig (CRO) - Philipp Kohlschreiber (GER/16) 4:6, 6:7 (6:8), 7:6 (7:3), 6:3, 2:1 Aufgabe

Auf Court Nummer 18 kam Kohlschreiber gut ins Spiel: Er kassierte gleich das erste Aufschlagspiel von Dodig, spielte ruhiges, überlegtes Tennis, und konnte sich in engen Situationen auf sein Service verlassen: Beim 5:4 wehrte er per Service-Winner einen Breakball ab und hatte kurz darauf den Satz sicher. Aber im zweiten Satz verwandelte sich seine Ruhe in Passivität, er überließ der Nummer 54 der Welt mehr und mehr die Initiative und musste sich regelmäßig durch die eigenen Aufschlagspiele kämpfen.

Wimbledon - Tag 2 im Re-Live

Beim 5:6 aus seiner Sicht musste Kohlschreiber schließlich drei Breakbälle abwehren, rettete sich aber dank guter Aufschläge dann in den Tiebreak. Vier Satzbälle wehrte er ab, dann brachte ihm ein verpatzter Stopp-Versuch von Dodig die 2:0-Satzführung. Im dritten Satz lief es im Tiebreak aber um einiges schlechter. Dodig machte die ersten fünf Punkte und erzwang den vierten Satz.

Dort gelang ihm schließlich bei 4:3 aus seiner Sicht dank leichter Fehler von Kohlschreiber das Break, mit 6:3 holte er sich auch diesen Durchgang. Kohlschreiber haderte immer mehr mit sich, wirkte unkonzentriert und fahrig. Als Dodig sich auch im fünften Satz das Break zum 2:1 holte, gab der Deutsche plötzlich auf. Eine Verletzung war von außen nicht zu erkennen, auf dem Platz klagte er über Müdigkeit.

Kohlschreiber erklärte anschließend: "Ich habe schon die letzten drei Tage im Bett verbracht und mir vor dem Einschlagen gesagt: Wie soll ich solch ein Match überstehen", sagte Kohlschreiber: "Am liebsten würde ich in die Ecke kotzen. So etwas ist saublöd. Aber Krankheiten und Verletzungen kommen immer zum schlechten Zeitpunkt."

Tommy Haas (GER/13) - Dmitry Tursunov (RUS) 6:3, 7:5, 7:5

Bereits nach 27 Minuten hatte Haas den ersten Satz durch einen starken Auftakt für sich entschieden. 15 Winner, acht Asse, nur drei Unforced Errors sicherten dem Weltranglisten-13. das 6:3. Haas ging dabei kaum ans Netz und stellt erst im zweiten Satz die Taktik um, als auch Tursunov öfter zum Serve-and-Volley überging.

Nach zwei Doppelfehlern von Tursunov im zwölften Aufschlagspiel hatte Haas schließlich das einzige Break des zweiten Satzes sicher und ließ beim folgenden Aufschlagspiel nichts anbrennen. Ein Ass und ein Fehler von Tursunov beendeten besorgten das 7:5.

Selbst als das Match kurzzeitig unterbrochen wurde, weil ein Ballmädchen abgeschossen und kurz behandelt wurde, ließ sich Haas nicht beunruhigen. Er spielte wie ein Schweizer Uhrwerk: Wie in den ersten beiden führten auch im finalen Satz exakt 15 Winner zum Sieg. Tursunov gab bei 5:5 wieder per Doppelfehler ab, danach war das Spiel entschieden.

Novak Djokovic (SRB/1) - Florian Mayer (GER) 6:3, 7:5, 6:4

Im letzten Jahr hatte Mayer im Viertelfinale gegen Djokovic glatt in drei Sätzen verloren - und auch dieses Mal lief es zu Beginn nicht gut. Der 29-Jährige fand sich bei seinem ersten Match auf dem Centre Court von Beginn an in der Defensive, musste sein Aufschlagspiel direkt abgeben und lief diesem Rückstand in der Folge hinterher.

6:3 hieß es nach 29 Minuten für den Djoker, der 83 Prozent aller Punkte bei eigenem Aufschlag machte und schon 13 Winner auf dem Konto hatte. Auch im zweiten blieb er am Drücker, konnte aber mehrere Breakchancen beim Stande von 1:1 nicht nutzen. Bis zum 5:5 blieb alles pari, dann packte die Nummer eins der Welt einen Rückhand-Passierschlag zum Breakball aus und sicherte sich nach einem packenden Ballwechsel durch eine Rückhand auf die Linie das Break. Danach kam bei "Nole" die Faust, während Mayer seinen Schläger wütend ins Gras hämmerte.

Djokovic war jetzt auf der Siegerstraße: Er holte sich im dritten Satz direkt das Break, ging mit 2:0 in Front und war von der Grundlinie mehrere Klassen besser als der Deutsche. Mayer ließ nun den Kopf hängen, bei 3:4 ließ er noch einmal zwei Breakchancen liegen und war nach nicht ganz zwei Stunden und einer krachenden Vorhand vom Djoker ausgeschieden. Je ein Break pro Satz reichte dem Topfavoriten zum Sieg, mit 40 Winnern und nur 20 Fehlern konnte er zufrieden sein.

Daniel Brands (GER) - Daniel Gimeno-Traver (ESP) 7:6 (7:5), 6:7 (4:7), 6:7 (5:7), 6:1, 6:4

In einer ausgeglichenen Partie waren beide Kontrahenten in den ersten drei Sätzen souverän bei eigenem Aufschlag und ließen keine Breaks zu, sodass alle Sätze in den Tie-Break mussten. Während Gimeno-Traver im ersten Satz mit insgesamt 15 Unforced Errors noch Unsicherheiten zeigte und am Ende knapp verlor, entschied der Spanier die beiden folgenden Sätze auch durch seine 41 Winner und 12 Asse für sich.

Im vierten Satz übernahm Brands jedoch die Kontrolle über das Match, als er zwei Breakchancen nutzte und den Satz in nur 22 Minuten mit 6:1 souverän für sich entschied. Gimeno-Traver erholte sich davon nicht mehr und musste auch im entscheidenden fünften Satz ein frühes Break hinnehmen, das Brands am Ende durch sein starkes Aufschlagspiel über die Zeit brachte.

Jan-Lennard Struff (GER) - Blaz Kavcic (SLO) 6:4, 6:1, 6:3

Struff startete bei seiner ersten Teilnahme im Wimbledon-Hauptfeld ohne jede Spur von Nervosität und durchbrach in der Anfangsphase gleich den Aufschlag seines Kontrahenten. Das Break zog die deutsche Nummer 117 der Welt dann durch, schlug im ersten Satz neun Asse und insgesamt 19 Winner. Nach 34 Minuten stand es 6:4, Kavcic konnte sich über fünf vergebene Breakchancen ärgern.

Auch in der Folge war Struff gegen den 26-Jährigen aus Ljubljana klar überlegen und zog im zweiten Satz schnell auf 4:0 davon. Nach einer halben Stunde war auch dieser Satz klar mit 6:1 gewonnen. Wieder hatte Struff die Statistiken (5:3 Asse, 19:6 Winner) auf seiner Seite und nahm Kavcic gleich dreimal das Service ab.

Die Nummer 124 der Welt war an diesem Tag um Klassen schlechter als Struff. Im dritten Satz reichte diesem ein Break, um nach 1:36 Stunden als Sieger festzustehen. Während Kavcic nach seiner vierten Wimbledon-Teilnahme immer noch auf seinen ersten Sieg wartet, hat Struff, der durch die Qualifikation musste, diese Hürde dank 19 Assen bereits genommen.

David Ferrer (ESP) [4] - Martin Alund (ARG) 6.1, 4:6, 7:5, 6:2

Zu Beginn sah alles nach einem schnellen Sieg der Nummer vier der Welt aus: Ferrer zog direkt auf 3:0 davon und sicherte sich Satz eins komfortabel mit 6:1. Aber schon da zeigte er über den zweiten Aufschlag Schwächen (null von sieben möglichen Punkten).

Danach hatte sich Alund - Wimbledon-Debütant mit 27 Jahren, erst sechs gewonnene Matches auf der ATP-Tour - freigespielt und lieferte sich mit Ferrer einen packenden Schlagabtausch. Bei 4:5 schenkte Ferrer das eigene Aufschlagspiel durch leichte Fehler her, die Nummer 101 der Welt dagegen machte im ganzen Satz nur einen einzigen Unforced Error.

Bis zum 5:5 im dritten Satz blieb alles offen, dann nutzte der Favorit einen zu langen Stopp von Alund zum Break. Ferrer holte sich den Satz und schaffte mit einem Vorhand-Winner das nächste Break zum 2:1 in Durchgang vier. Einen Schreckensmoment musste er noch überstehen, als er an der Grundlinie wegrutschte und kurz das Gesicht verzog. Aber das Match war entschieden: 6:2 ging der vierte Satz an den Spanier, Alund war zu diesem Zeitpunkt auch konditionell am Ende.

Juan Martin Del Potro (ARG/8) - Albert Ramos (ESP) 6:2, 7:5, 6:1

Zu Beginn sah alles nach einem ungefährdeten Sieg für den Favoriten aus. Sieben Punkte ließ del Potro seinem Gegner bei eigenem Aufschlag, servierte fünf Asse und nutze seine beiden Breakchancen: Nach nur 31 Minuten hatte er den ersten Satz für sich entschieden.

Im zweiten zog er dank eines frühen Breaks auf 5:2 davon, schwächelte dann aber. Ein leichter Fehler mit der Vorhand brachte dem 25-jährigen Spanier, der in Wimbledon noch nie die erste Runde überstanden hatte, das 4:5. Er wehrte danach Satzbälle ab, konnte sich aber nicht in den Tiebreak retten: Mit 7:5 holte sich der US-Open-Sieger von 2009 den zweiten Satz.

Damit war der Widerstand von Ramos gebrochen: Del Potro zog schnell auf 5:0 davon und stand nach 108 Minuten in der zweiten Runde. Am Ende waren es 32 Winner bei nur zehn Fehlern, dazu neun von zehn Punkten am Netz - es war eine souveräne Vorstellung des 1,98-Meter-Hünen aus Tandil.

Tomas Berdych (CZE/7) - Martin Klizan (SVK) 6:3, 6:4, 6:4

Es war Dienst nach Vorschrift für den tschechischen Favoriten, der 2010 ins Finale von Wimbledon vorgestoßen war. Gegen Martin Klizan, dessen bestes Ergebnis die zweite Runde im letzten Jahr war, reichte ihm in den ersten beiden Sätzen jeweils ein Break, um mit 6:3 und 6:4 in Front zu gehen.

Dabei machte er über 90 Prozent aller Punkte über seinen ersten Aufschlag und hielt auch die Anzahl seiner Fehler in Grenzen. Auch im dritten Satz holte er das entscheidende Break zum 3:2 und servierte das Match nach Hause. Dabei musste er bei 4:3 zwei Breakbälle abwehren, aber wieder rettete ihn sein Aufschlag aus der Bredouille. Er gab im gesamten Match kein einziges Mal sein Service ab, nur 14 Fehler in drei Sätzen sprechen für eine gute Form beim Tschechen.

Richard Gasquet (FRA/9) - Marcel Granollers (ESP) 6:7 (2:7), 6:4, 7:5, 6:4

Zu Beginn hatte Gasquet viel Mühe mit dem 27-Jährigen aus Barcelona, der konsequent über das eigene Service ans Netz vorrückte und sechs von sieben Breakchancen abwehrte. Ein Break gegen den Franzosen brachte ihn in den Tiebreak, den er überraschend klar mit 7:2 für sich entschied.

Danach schraubte der Franzose die Zahl seiner Unforced Errors aber nach unten und punktete stärker gegen den zweiten Aufschlag von Granollers, der in Satz zwei und drei damit nur noch sechs von 19 möglichen Punkten machte.

Bei 5:5 im Dritten schaffte Gasquet dann das Break und die Vorentscheidung. Er holte den Satz und kurz darauf auch das vorentscheidende Break im vierten Satz. Granollers kämpfte, schlug aber das gesamte Match über etwas weniger Winner (48:60) und war zu schwach beim zweiten Aufschlag. Für Gasquet war es ein hartes Stück Arbeit, in der kommenden Runde trifft er nun auf den Japaner Go Soeda.

Michal Przysiezny (POL) - Philipp Petzschner (GER) 6:3, 7:6 (8:6), 6:0

Petzschner kassierte bereits früh das erste Break, das der Pole anschließend sicher durch den Satz brachte. Bereits nach 29 Minuten nutzte Przysiezny seinen Satzball zum 6:3. Zwar kamen nur durchschnittliche 68 Prozent der ersten Aufschläge von Przysiezny überhaupt ins Feld, diese nutzte er aber zu 90 Prozent auch zum Punktgewinn.

Petzschner stellte danach seine extremen Probleme beim ersten Aufschlag ab. Mit je einem Break gingen die beiden Kontrahenten in den Tie-Break, den Przysiezny letztlich mit 8:6 für sich entschied. Danach geriet Petzschner völlig außer Tritt. Im gesamten dritten Satz verzeichnete er nur noch fünf Punktgewinne, drei davon bei eigenem Aufschlag. Zwei Winnern standen zehn Unforced Errors gegenüber.

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