Unfassbar! Federer raus, Brown überrascht

Von Tickerer: Cliff Schmit
Für Roger Federer geht mit der Pleite gegen Sergiy Stakhovsky eine unglaubliche Serie zu Ende
© getty

Unfassbarer dritter Tag in Wimbledon. Zunächst setzt Dustin Brown gegen Lleyton Hewitt das erste riesengroße Ausrufezeichen. Dann muss Sharapova gegen eine junge Portugiesin völlig überraschend die Koffer packen. Sieben Spieler müssen aufgeben und am Ende des Tages geht auch noch Federers sensationelle Viertelfinalserie bei Grand Slams zu Ende. Zudem unterliegt Petkovic Stephens nach hartem Kampf, genauso wie Reister gegen Melzer. Am 4 Tag im Fokus: der Djoker, Tommy Haas und Sabine Lisicki.

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Herren - 2. Runde:

Sergiy Stakhovsky (UKR) - Roger Federer (SUI/3) 6:7 (5:7), 7:6 (7:5), 7:5, 7:6 (7:5)

Von einem Klassenunterschied war im Match zwischen dem siebenfachen Wimbledon-Sieger und einem Herausforderer, dessen bestes Ergebnis 2011 das Erreichen der zweiten Runde war, überhaupt nichts zu sehen. Im ersten Satz musste Federer bei 5:5 die Breakbälle abwehren, sicherte sich aber den Tiebreak.

Auch der zweite Durchgang musste so entschieden werden - und jetzt hatte die Nummer 116 der Welt das bessere Ende für sich. Nach 88 gespielten Minuten hatte der Schweizer gerade mal einen Punkt mehr gemacht als sein Gegner. Und als die Zuschauer auf dem Centre Court mit einem dritten Tiebreak rechneten, sahen sie das erste Break: Federer schenkte sein Aufschlagspiel beim Stande von 5:5 her, Stahkovsky ließ sich nicht lange bitten und gewann den Durchgang.

Wimbledon - Tag 3 im Re-Live

Der Schweizer Seriensieger machte gegen den gelöst aufspielenden Russen, der bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit ans Netz vorstieß, in dieser Phase keine gute Figur, bewegte sich nicht gut und schaffte es nicht, Stakhovsky von der Grundlinie zu passieren. Durch einen leichten Volleyfehler gab er auch im vierten Satz sein Aufschlagspiel ab und war dem Aus plötzlich sehr nah. Doch der Fed-Express schlug zurück, schaffte das Re-Break und wehrte zunächst im Tiebreak einen Matchball ab. Den zweiten - bei Service Federer - nutzte Stakhovsky jedoch. "Ich kann nicht besser spielen als heute, das war 100 Prozent", so der Sieger danach.

Dustin Brown (GER) - Lleyton Hewitt (AUS) 6:4, 6:4, 6:7 (3:7), 6:2

Als Brown das Match gleich mit einem Ass begann, war es ein Vorgeschmack auf das, was die Zuschauer erwartete. Der Halbjamaikaner, in Celle geboren, aber in Montego Bay wohnhaft, entnervte Hewitt mit Kanonenaufschlägen und konsequentem Serve-and-Volley, bewies aber immer wieder ein ganz feines Händchen und begeisterte die Zuschauer durch improvisierte Schläge, die in keinem Tennis-Lehrbuch zu finden sind.

Den zweiten Aufschlag von Hewitt, Wimbledon-Sieger von 2002, attackierte er mit brachialen Vorhand-Winnern und sicherte sich das 6:4 im ersten Satz mit einem gehechtetem Volley-Stopp à la Boris Becker, wonach er sich prompt vom Publikum feiern ließ. Auch im zweiten Satz lieferten sich beide Akteure teilweise spektakuläre Ballwechsel, aber Brown konnte ein frühes Break von Hewitt kontern und holte auch diesen Durchgang durch einen knallharten Return-Winner, der ihm das Spiel zum 6:4 sicherte.

Es war erst sein vierzehntes Match auf Gras überhaupt, aber Brown ließ sich auch vom verlorenen dritten Satz, den er trotz 3:1-Führung im Tiebreak noch abgab, nicht verunsichern. Er holte sich das Break zum 2:1 und machte den Sack nach 2:25 Stunden mit einem Service-Winner zu. "Ich werde eine Weile brauchen, um das zu realisieren", sagte er danach, sichtlich überwältigt. 21 Asse, 74 Winner - es war eine ganz starke Vorstellung von Dustin Brown.

Die deutsche Nummer 189 der Welt hatte in Wimbledon zuvor noch nie die zweite Runde erreicht. In diesem Jahr verlor er in der Qualifikation und in den ersten zwei Runden erst einen einzigen Satz. Nun wartet der Franzose Adrian Mannarino, der in die dritte Runde einzog, weil John Isner verletzt aufgeben musste.

Jürgen Melzer (AUT) - Julian Reister (GER) 3:6, 7:6 (7:2), 7:6 (7:5), 6:2

In einem über weite Strecken vollkommen ausgeglichenen Match fehlte Reister im Vergleich zu seinem 32-jährigen Gegner am Ende wohl auch die Erfahrung. Dabei erwischte der Qualifikant den besseren Start, nutzte seine einzige Breakchance im ersten Satz und ging mit einem Service-Winner in Front.

In Satz zwei und drei dominierten die Aufschläger, es gab keinen einzigen Breakball. Melzer war in den entscheidenden Phasen einen Tick besser, holte den zweiten Satz und ließ sich auch im dritten Durchgang von einem 1:3-Rückstand im Tiebreak nicht entmutigen. Als er im vierten Satz das Break zum 3:1 erzwingen konnte, war das Match entschieden. Ein Blick auf die Statistik zeigt, wie eng es war: Nach 2 Stunden und 46 Minuten hatte Melzer ganze fünf Punkte mehr gemacht.

Ernests Gulbis (LAT) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA/6) 3:6, 6:3, 6:3 Aufgabe

Das Favoritensterben in London geht weiter. Die Zuschauer auf dem Centre Court freuten sich auf ein spannendes Match zwischen zwei Spielern, die in ihren besten Momenten absolutes Weltklassetennis bieten - aber genauso schnell den Faden wieder verlieren können. Zu Beginn war es der favorisierte Tsonga, der sich durch ein frühes Break den ersten Satz schnappte, weil er viel besser servierte und weniger Fehler machte.

Aber der Lette, durch seine oft kontroversen Interviews das Enfant Terrible auf der ATP-Tour, schaffte es, den Franzosen auf sein Niveau herunterzuziehen: Tsonga verlor den Faden, während Gulbis wieder zu seinem Spiel fand, viel besser aufschlug und die Winner schlug (16:4 im zweiten Satz). Tsonga machte im dritten Durchgang dann mehr und mehr eine Knieverletzung zu schaffen, auch eine Behandlungspause half nicht. Er musste den dritten Durchgang ebenfalls abgeben, humpelte nur noch über den Platz und gab kurz darauf auf.

Andy Murray (GBR/2) - Yen-Hsun Lu (TPE) 6:3, 6:3, 7:5

Mit dem Publikum im Rücken ist Murray auch durch die zweite Runde in Wimbledon spaziert. Auf dem No. 1 Court hatte Lu, die Nummer 70 der Welt, nur im ersten Satz drei Breakchancen, die er aber nicht nutzte. Danach marschierte der Olympiasieger von London.

Murray war in allen Belangen überlegen: Er schlug mehr Asse (11:1), mehr Winner (41:29), machte weniger Fehler (14:27), und zeigte sich vor allem gegen den zweiten Aufschlag von Lu bärenstark. Nach 2:01 Stunden nutzte er einen Rückhandfehler seines Kontrahenten, der 2010 immerhin im Wimbledon-Viertelfinale stand, zum Sieg und trifft nun auf den Spanier Tommy Robredo.

Kenny De Schepper (FRA) - Marin Cilic (CRO/10) Walkover de Schepper

Lukasz Kubot (POL) - Steve Darcis (BEL) Walkover Kubot

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