Kein Bellingham und Salah-Abschied? Die kolossalen Folgen von Liverpools Katastrophen-Saison

Von Neil Jones
FC Liverpoo, Jürgen Klopp, Champions League, Jude Bellingham, Mohamaed Salah
© getty

Der FC Liverpool blickt auf eine bislang katastrophale Saison zurück. Verpassen die Reds am Ende die Qualifikation für die Champions League, drohen gleich mehrere Horror-Szenarien. Die Transfers von Wunschspielern wackeln gewaltig, langjährige Leistungsträger könnten den Verein verlassen. Ein Überblick.

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Nachdem Liverpool in der vergangenen Saison noch um alle Titel mitgespielt hatte, wird es in dieser Saison kein Tafelsilber für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp geben. Der Traum von einem Titel hatte sich mit dem Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid endgültig erledigt.

Noch größer ist die Sorge aber, dass die Reds die für das Standing des Vereins so wichtige Teilnahme an der Königsklasse verpassen. Auf den Tabellenvierten Tottenham Hotspur beträgt der Rückstand aktuell sieben Punkte.

Dem FC Liverpool darf jedoch Mut machen, dass er zwei Spiele weniger als die Spurs auf dem Konto hat. Allerdings haben es die kommenden Aufgaben so richtig in sich. Es warten Manchester City, der FC Chelsea und Spitzenreiter FC Arsenal.

Klopp bezeichnete die Spielserie bereits als "entscheidende Woche". Am 9. April herrscht dann Klarheit, ob sein Team überhaupt noch die Chance hat, sich einen einen Platz in der europäischen Elite zu erobern.

Klappt das nicht, drohen kolossale Folgen. SPOX und GOAL werfen einen Blick auf die besorgniserregende Situation, in der sich Liverpool befindet.

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FC Liverpool: Geld regiert die Welt

Es ist unmöglich, irgendwo anders anzufangen. Die Champions League mag der prestigeträchtigste Wettbewerb im Vereinsfußball sein, vor allem ist es aber der lukrativste.

Liverpool verdiente mit dem Einzug ins Finale 2021/22 mehr als 122 Millionen Euro und kassierte dieses Mal über 42 Millionen Euro, obwohl schon im Achtelfinale Schluss war. Ein erneuter Finaleinzug hätte nochmal einen ähnlich hohen Betrag in die Kassen gespült.

Nimmt man noch die "Koeffizientenausschüttung" hinzu, die den Reds aufgrund ihres dritten Platzes auf der Rangliste fast 37 Millionen Euro einbringen wird, und die Übertragungseinnahmen, von denen 50 Prozent an die nationalen Verbände und 50 Prozent im Verhältnis zur Anzahl der Spiele jedes Vereins im Wettbewerb ausgezahlt werden, so liegen die finanziellen Anreize auf der Hand.

"Das (eine Platzierung unter den ersten Vier) ist immer unser Ziel zu Beginn der Saison", sagte Billy Hogan, der Geschäftsführer der Reds, Anfang des Jahres gegenüber der Bild. "Natürlich ist es wichtig, sich zu qualifizieren, weil wir in der Champions League viel Umsatz machen können. Aber die Art und Weise, wie wir den Verein führen, soll sicherstellen, dass wir so nachhaltig wie möglich sind. Man kann sich nicht automatisch auf die Champions-League-Qualifikation verlassen."

Dennoch konnte Liverpool in jeder der letzten sechs Spielzeiten auf Champions-League-Einnahmen zählen - und das hat eine große Rolle zum Wachstum des Vereins beigetragen, wobei die Einnahmen in den zuletzt veröffentlichten Bilanzen 674 Millionen Euro erreichten.

Der Gesamtgewinn des Vereins war jedoch mit nur 8,5 Mio. Euro vor Steuern relativ gering. Und obwohl Eigentümer John W. Henry sagt, er sei zuversichtlich, dass es Entwicklungen in Bezug auf neue Investitionen geben werde, hätte der Verlust einer so lukrativen Einnahmequelle wie der Champions League, selbst für nur eine Saison, große Auswirkungen.

Das spiegelte sich auch in der jüngeren Vergangenheit beim FC Arsenal und Manchester United wider, nachdem sie aus der Erfolgsspur herausgefallen waren. Auch Liverpool droht beim Verpassen der Königsklasse, wieder ins Abseits zu geraten.

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FC Liverpool: Bleiben die Wunschtransfers auf der Strecke?

Ohne die Champions League ist der FC Liverpool auch automatisch ein deutlich weniger attraktives Ziel für die besten Spieler der Welt - und in diesem Regal wollen sich die Reds bekanntlich bedienen.

Einige hochkarätige Profis wurden in den vergangenen Wochen und Monaten bei den Reds gehandelt. Ganz oben auf der Liste prangt schon ewig ein Name: Jude Bellingham.

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Jude Bellingham: Transfer rückt in weite Ferne

Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund war bereits im vergangenen Sommer ein Transferziel der Reds, nach dieser Saison genießt die Verpflichtung des 19-Jährigen oberste Priorität. Doch die Konkurrenz ist gewaltig.

Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass Liverpool bei Bellingham eine Enttäuschung erleben könnte. Wie The Athletic berichtet, haben Real Madrid und Manchester City im Tauziehen um den BVB-Star aktuell die Nase vorn.

Die Finanzen spielen natürlich eine Rolle. Bellingham würde wohl weit über 100 Millionen Euro Ablöse kosten, sollte sich der BVB mit ihm nicht doch noch überraschend auf eine Vertragsverlängerung einigen können. Die Tatsache, dass die Reds derzeit nicht in der Lage sind, mit der Champions League zu locken, verschlechtert die Chancen auf eine Verpflichtung von einem der besten Talente der Welt ungemein. Zumal alle anderen Spitzenklubs damit dienen können.

Durch die nicht vorhandene Planungssicherheit geht Liverpool mit einer viel schlechteren Verhandlungsposition in die Gespräche mit der Bellingham-Seite als Real oder ManCity. Selbst in Dortmund wäre es gegeben, dass er die legendäre CL-Hymne auch in der kommenden Saison live miterlebt.

Auch Klopp kündigte bereits an, dass die Suche nach neuen Spielern auch dann erfolgen muss, wenn noch keine Klarheit herrscht, an welchem europäischen Wettbewerb man überhaupt teilnimmt.

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FC Liverpool: Umbruch im Sommer ausweglos

Abgesehen von Bellingham ist klar, dass Liverpool im Sommer allein im Mittelfeld mehr als eine Verpflichtung braucht. Die Verträge von James Milner, Alex Oxlade-Chamberlain und Naby Keita laufen allesamt aus.

Die Zukunft von Jordan Henderson (2025), Fabinho (2026), Thiago (24), Curtis Jones (2027), Harvey Elliott (2027) und Fabio Carvalho (2027) ist aus unterschiedlichen Gründen (Leistung, Fitness, Angebote von anderen Klubs) zudem nicht hundertprozentig sicher.

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FC Liverpool: Lange Kandidatenliste

Liverpool hat dem Vernehmen nach deshalb eine lange Liste potenzieller Kandidaten, aber wie viele davon wären von der Qualifikation für die Champions League abhängig? Wären Declan Rice, Moises Caicedo, Mason Mount oder Nicolo Barella zum Beispiel bereit, eine Saison in der Europa League oder der Europa Conference League zu spielen? Schlagen Matheus Nunes oder Alexis Mac Allister Angebote von Champions-League-Vereinen für Liverpool aus?

Einen genauen Überblick zu den Gerüchten bekommt Ihr hier.

Manchester United hat mit Casemiro unter Beweis gestellt, dass es möglich ist, hochkarätige Spieler ohne eine CL-Teilnahme zu verpflichten. Auch die horrenden Ausgaben des FC Chelsea, derzeit auf Platz zehn, sprechen dafür, dass die Teilnahme an der Champions League nicht unbedingt notwendig ist.

Allerdings griff Liverpool in der Vergangenheit nur derart tief in die Tasche, wenn auch entsprechende Einnahmen (Preisgelder, Spielerverkäufe) generiert wurden. Ohne die Sicherheit der Champions-League-Gelder kann also nicht richtig geplant werden. Ein Transfer aus der Wunschliste zeichnet sich deshalb auch noch nicht ab.

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FC Liverpool: Was wird die Einnahmequelle?

Wie kommt das Klopp-Team also an Geld? In den vergangenen Jahren hatte der FC Liverpool besonders von seiner Leihpolitik profitiert, bei der die Spieler ihren Wert anderswo behalten oder steigern, bevor sie schließlich verkauft werden.

Spieler wie Neco Williams, Rhian Brewster, Harry Wilson, Marko Grujic, Ryan Kent und Taiwo Awoniyi haben den Reds viel Geld eingebracht, obwohl sie nie eine wirkliche Rolle in den Planungen gespielt haben. Im aktuellen Kader stehen die Zeichen auf einen teuren Verkauf eines Talents allerdings eher schlecht.

Die derzeit ausgeliehenen Sepp van den Berg, Leighton Clarkson oder Tyler Morton würden bei einem Verkauf allesamt keine nennenswerte Ablösesumme einbringen, für Nat Philipps gab es schon in den vergangenen drei Transferperioden kein Kaufangebot.

Neben den vielen ablösefreien Abgängen würden auch Spieler wie Fabinho, Matip, Henderson oder Thiago, die auf der falschen Seite der 30-Jahres-Marke stehen, nicht für einen Geldregen sorgen. Klopp müsste also dazu bereit sein, auf vielversprechende Spieler wie Gomez, Carvalho oder Jones zu verzichten, um das große Summen einzufahren. Oder wird sogar einer der Leistungsträger geopfert?

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Mohamed Salah: Abschied des Superstars?

Mo Salah hat im vergangenen Sommer mit Sicherheit keinen neuen Vertrag unterschrieben, um in der Europa League oder Conference League zu spielen. Dementsprechend gab es auch vereinzelte Gerüchte über einen möglichen Abschied.

Diese wurden zwar vorerst vom Agenten des 30-Jährigen dementiert, wenn aber in ein paar Wochen Gewissheit über die nahe Zukunft des Vereins herrscht, könnten die Karten neu gemischt sein.

Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass Liverpool den Ägypter im Sommer ziehen lässt. Die Reds würden eher auf neue Spieler verzichten als Salah abzugeben.

Das gilt wohl auch für Diogo Jota, nachdem es zuletzt Spekulationen gegeben hatte, dass der Portugiese einem Abschied nicht abgeneigt gegenüberstehen würde.

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FC Liverpool: Die Auswirkungen auf das Prestige

Abschließend ist noch der Image-Faktor, der stark unter dem Verpassen der CL leiden würde, zu nennen.

Als Klopp den Verein vor über sieben Jahren übernahm, war der Klub weit davon entfernt, Titel zu gewinnen. Sie spielten in der Europa League und waren die Art von Verein, der seine Spieler für die Gruppenspiele der Champions League (Real Madrid, 2014) schonte, weil er nicht glaubte, dass er sie gewinnen könne.

In seiner ersten vollen Saison schaffte Klopp die Rückkehr in die Königsklasse, seither bestritten die Reds drei von fünf Endspielen und gewannen eines. Dieses Prestige erstmal zu verlieren, wäre nur schwer zu verkraften. Zumal Arsenal, Manchester United und Chelsea eine neue Ära einläuten, Newcastle sich rasant verbessert und sich Manchester City fest an der Spitze der Premier League etabliert hat.

Womöglich dauert es Jahre, bis Liverpool wieder den Sprung in die Top vier schafft.

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