FC Bayern München, mögliche Zu- und Abgänge im Sommer: Fragezeichen in allen Mannschaftsteilen

Von Philipp Schmidt / Justin Kraft
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Beim FC Bayern wirft der Sommer bereits seine Schatten voraus, der Kader muss für die Zukunft so zusammengestellt werden, dass die ambitionierten Ziele des deutschen Rekordmeisters realisierbar sind. Was könnte sich beim FCB in den verschiedenen Mannschaftsteilen nach der Saison tun?

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Auf zahlreichen Positionen - ob im Tor, der Defensive oder Offensive - gibt es Fragezeichen, was die Planungen über die aktuelle Saison hinaus betrifft. Was wird aus Yann Sommer, verlässt Benjamin Pavard wirklich den Verein - und verlängern die Bosse den Vertrag von Eric Maxim Choupo-Moting zu verbesserten Bezügen?

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TOR: Läuft Yann Sommer der Konkurrenz den Rang ab?

Mit der Verpflichtung von Gladbachs Yann Sommer nach zähen Verhandlungen haben die Bayern die Baustelle im Tor nach dem Ski-Unfall von Manuel Neuer zumindest bis zum Saisonende geschlossen. Dieser kann frühestens in der kommenden Spielzeit wieder eingreifen, Berichten zufolge ist dessen Verletzung schwerer als zunächst gedacht und hätte im Falle einer schlechteren Erstversorgung sogar gravierendere Folgen haben können.

Edelreservist Sven Ulreich traute man die anstehenden Aufgaben in Liga, Pokal und insbesondere der Champions League (Achtelfinale gegen PSG) nicht zu, weshalb Sommer der bestmögliche Ersatz war, auch wenn die Münchner tiefer in die Taschen greifen mussten als eigentlich gewollt. Doch spätestens im Sommer werden sich zahlreiche Fragen stellen: Ist Neuer wieder fit oder benötigt er noch mehr Genesungszeit? Wird der 36-Jährige sich überhaupt nochmal von einer solch schweren Verletzung erholen können und die gewohnten Leistungen abrufen? Und was wird aus Sommer, der bis 2025 gebunden ist?

Die Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic, enger Vertrauter und sogar Trauzeuge von Neuer, hat dessen Stellung im Verein zumindest nicht verbessert, vielmehr dürfte der neue Mann die Aufgabe unvoreingenommen angehen und beiden Keepern die gleichen Chancen einräumen. Sollte Sommer in den verbleibenden Spielen starke Leistungen zeigen, dürfte er sich einen offenen Konkurrenzkampf um die Nummer eins im Bayern-Tor erhoffen - auch wenn Gerüchten zufolge ein Abgang ein Thema werden könnte, sollte Neuer wieder bei 100 Prozent sein und der Klub so die investierte Summe wieder einnehmen kann.

Klar ist: Auch Sommer ist bereits 34 Jahre alt, alternativ könnte sich der FC Bayern mit einer jüngeren Lösung perspektivisch aufstellen oder auch für die Saison 2023/24 erneut auf die Kombination Neuer, Ulreich plus Nachwuchstorhüter vertrauen - und dann womöglich im Jahr darauf eine große Lösung suchen, sollte Neuer nach der EM seine Karriere beenden.

Gehandelt wird unter anderem der Name Gregor Kobel, der laut kicker ein Kandidat auf die Neuer-Nachfolge sein soll. Vorstandsboss Oliver Kahn dementierte entsprechende Spekulationen allerdings: "Ich habe keine Ahnung, woher diese Gerüchte kommen. Ich habe mich nie über die Leistung und den Spieler Gregor Kobel geäußert", sagte der Ex-Keeper der Sport Bild. Italienische Medien brachten zudem Guglielmo Vicario vom FC Empoli ins Spiel.

Und dann wäre da ja noch der Name Alexander Nübel. Dieser kehrt nach der Saison erst einmal von seiner Leihe von der AS Monaco zurück. Wie es dann weitergeht, scheint völlig offen. Mit den Monegassen konnte jüngst keine Lösung gefunden werden, um den ehemaligen Schalker bereits im Winter zurückzuholen. Zwar schloss er eine Zukunft in München nicht aus (Vertrag bis 2025), mit der Bankrolle wird er aber definitiv nicht vorliebnehmen. "Stand jetzt", sagte er zuletzt im Aktuellen Sportstudio, zählt er ab Sommer zum Bayern-Kader, "weil mein Vertrag noch so läuft". Aber kommt es wirklich so?

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ABWEHR: Benjamin Pavard und der ewige Traum

Benjamin Pavard träumt seit Jahren davon, endlich wieder in der Innenverteidigung auflaufen zu dürfen. Beim FC Bayern München passiert das nur, wenn Not am Mann ist. Deshalb hatte sich der Franzose in den letzten Monaten mehrfach wechselwillig gezeigt. Kurz vor der Weltmeisterschaft in Katar gab er der italienischen Gazzetta dello Sport und der französischen L'Equipe Interviews, in denen er offen mit einem Abschied vom FC Bayern kokettierte. "Ich bin nicht abgeneigt, eine neue Herausforderung anzunehmen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Warum nicht ein neues Land, eine neue Kultur entdecken?", sagte der 26-jährige Franzose.

Für den FC Bayern München wäre der Abgang ein Balanceakt zwischen Chance und Risiko. Einerseits hat man mit Noussair Mazraoui bereits vorgesorgt. Der Marokkaner zeigte zuletzt mehrfach, dass er das Zeug dazu hat, die Position des Rechtsverteidigers langfristig als Stammspieler zu bekleiden. Pavards Wechsel würde den Weg für den talentierten 25-Jährigen frei machen. Andererseits wären die Münchner ohne den flexibel einsetzbaren Verteidiger sehr dünn besetzt. Mazraoui zeigte sich in der Vergangenheit anfällig für Verletzungen und auch in der Innenverteidigung brennt es häufiger, als Nagelsmann lieb sein kann.

Pavard kann drei von vier Positionen im Defensivbereich auf sehr hohem Niveau spielen. Sollte Bayern ihn im kommenden Sommer abgeben, braucht es also Ersatz. Im Idealfall wieder einen Spieler, der sowohl rechts als auch innen aushelfen kann – oder eben zwei neue Spieler. Das könnte kostspielig werden. Zumal Pavards Vertrag 2024 ausläuft und die Ablösesumme in diesem Jahr nicht allzu hoch ausfallen dürfte.

Die günstigste Option wäre Josip Stanisic. Der Kroate hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er auf nahezu allen Defensivpositionen solide aushelfen kann. Aber da liegt auch schon das große "Aber": Reicht dem FC Bayern eine solide Option? Stanisic ist auf einem bestimmten Niveau verlässlich, darüber hinaus jedoch häufig an seine Grenzen gekommen. Beispielsweise beim 2:2 in Dortmund, als er sich mit dem Spieltempo überfordert zeigte.

Deshalb muss der FC Bayern zwangsläufig den Markt im Auge behalten. Als Kandidat gilt Axel Disasi (24), für den die AS Monaco aber angeblich über 50 Millionen Euro verlangt. Auch Inter Mailands Denzel Dumfries (26) und Olympique Lyons Malo Gusto (19) wurden schon gehandelt. Richtig konkret wurde es jedoch noch nicht. Fast schon eine Randnotiz ist bei der ganzen Thematik die Situation von Bouna Sarr, der bald von seiner Verletzung zurückkehren dürfte. Der 30-Jährige hat noch einen Vertrag bis 2024. Finden die Bayern einen Abnehmer, wird er wohl im Sommer gehen.

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MITTELFELD: Konrad Laimer kommt - was wird aus Marcel Sabitzer?

Eine größere Umstrukturierung im zentralen Mittelfeld ist derzeit nicht geplant. Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Marcel Sabitzer und Ryan Gravenberch sind die Münchner dort gut besetzt. Aus gut soll aber sehr gut werden und deshalb wird der Rekordmeister aller Voraussicht nach Konrad Laimer von RB Leipzig verpflichten. Der kicker hatte zuletzt berichtet, dass der Vertrag bereits unterschrieben sei, eine offizielle Verkündung steht aber noch aus.

Laimer kommt demnach ablösefrei und soll für den FC Bayern sogar Barça abgesagt haben. Der Österreicher könnte eine wichtige Baustelle schließen. Goretzka, Sabitzer und Gravenberch sind allesamt eher offensiv ausgerichtete Spieler. Auch Kimmich hat den Drang, sich gelegentlich weiter vorn zu zeigen. Das führte hin und wieder zu Defensivproblemen im Sechserraum. Genau dort soll Laimer mit seiner Zweikampfstärke helfen.

Die große Frage ist aber, was aus Sabitzer wird. Der ging 2021 ebenfalls den Weg von Leipzig nach München, konnte sich seitdem aber nie richtig durchsetzen. Aktuell scheint er auch gegenüber Talent Gravenberch den Kürzeren zu ziehen. Wenn Laimer da ist, dürfte kein Platz mehr für den 28-Jährigen sein. Noch ist die Zukunft von Sabitzer aber vollkommen offen.

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STURM: Eric Maxim Choupo-Moting oder eine große Lösung?

Mit überragenden Leistungen in der Hinrunde hat Eric Maxim Choupo-Moting den Abgang von Robert Lewandowski vergessen gemacht. Der Vertrag des Kameruners läuft zum Saisonende aus. Die Verantwortlichen des FC Bayern hatten mehrfach Gespräche angekündigt. Berichtet wurde, dass der Stürmer neben einer Gehaltserhöhung eine für den FCB unübliche Vertragslaufzeit fordert - nämlich länger als nur für die kommende Saison.

Zwar deutete die Sport Bild an, dass die Münchner für Choupo-Moting eine Ausnahme machen könnten, laut Sky ist dies aber gar nicht nötig. Demnach sei der Stürmer im Falle von über zehn Millionen Euro Jahresgehalt bereit, auch nur für ein weiteres Jahr zu unterschreiben. Der FC Bayern steht unter Druck, schließlich soll der 33-Jährige auch Interessenten aus dem Ausland haben. Gerade die kommenden Spiele könnten entscheidend werden. Hält Choupo-Moting sein Niveau, ist eine Verlängerung wahrscheinlich. Kann er es allerdings nicht halten, sehen sich die Bayern womöglich zu einer größeren Lösung gezwungen.

Gerüchte gab es in den vergangenen Monaten vor allem rund um Harry Kane. Schon nach dem Lewandowski-Wechsel galt der Engländer als der große Favorit auf die Nachfolge. "Harry Kane ist ein grandioser Stürmer", sagte Uli Hoeneß zuletzt im Doppelpass bei Sport1, schränkte dann jedoch ein: "Aber das ist eine Größenordnung - ich glaube, City ist vergangenes Jahr bei 140 Millionen ausgestiegen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der FC Bayern diese Summen zahlen will oder zahlen kann." Der Vertrag des Stürmers läuft 2024 aus und Tottenham gilt als harter Verhandlungspartner. Kaum vorstellbar, dass Kane für einen Schnäppchenpreis zu haben wäre.

Zumal den FC Bayern Konkurrenz im Wettstreit um den 29-Jährigen erwarten müsste. Verschiedenen Medienberichten zufolge ist Manchester United interessiert. Kane selbst hatte Gespräche über eine Vertragsverlängerung bei Tottenham lange hinausgezögert. Auch in diese Richtung könnte sich nun aber etwas tun.

Nach Informationen von The Athletic ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft nun doch offen für eine Vertragsverlängerung. Demnach soll es im Januar und Februar Gespräche geben. Vielleicht ist ein Transfer zum FC Bayern dann endgültig vom Tisch. Der könnte alternativ auch Mathys Tel als mittelfristige Lösung aufbauen. Der Franzose ist aber ein anderer Spielertyp. Nagelsmann betonte zuletzt, dass er den Offensivmann zunächst als Außenspieler sehe.

Eine ganz große Lösung ist derzeit nicht in Sicht. Insofern wird wohl einiges darauf hinauslaufen, dass der Vertrag mit Choupo-Moting verlängert wird und die Münchner den Markt gleichzeitig im Auge behalten.

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