"Rekdal ist die ärmste Sau da draußen"

Von Interview: Florian Bogner
florian fromlowitz
© Getty

München - Manchmal ist man als Torwart einfach der Depp. Man kann das Spiel seines Lebens machen, zig Bälle parieren und am Ende steht man doch mit leeren Händen da.

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Jede Woche aufs Neue ein Negativ-Erlebnis - das gehört momentan zum Leben des Florian Fromlowitz. Der Keeper des 1. FC Kaiserslautern ist seit sage und schreibe 30 Ligaeinsätzen ohne Sieg.

Vor zwei Jahren gewann der FCK am 31. Spieltag der Bundesliga mit 2:1 gegen Hannover. Damals konnte Fromlowitz letztmals jubeln. In der vergangenen Saison kam er nur im Regionalliga-Team der Lauterer zum Einsatz. Und die Zweite des FCK brachte das Kunststück fertig, keinen einizgen Sieg einzufahren.

Seit Saisonbeginn ist der 21-Jährige nun wieder erster Keeper, er verdrängte Jürgen Macho in der Vorbereitung. Sieben Spiele - und schon wieder kein Sieg.

Höchste Zeit, dass sich was ändert. Oder, Herr Fromlowitz?

SPOX: Wissen Sie eigentlich noch, wann sie zum letzten Mal als Sieger vom Platz gegangen sind?

Florian Fromlowitz: Wann ich das letzte Mal gewonnen habe? Gute Frage... Mal überlegen - das wird dann wohl vorletzte Saison in der Bundesliga gewesen sein. Gegen Gladbach vielleicht?

SPOX: Das war gegen Hannover, im April 2006. Seitdem haben sie 30 Spiele gespielt und nicht mehr gewonnen - wie geht man mit so einer Negativserie um?

Fromlowitz: Als Torwart ist man ja auch irgendwie Einzelkämpfer. Man muss dafür sorgen, dass man solange wie möglich im Spiel bleibt oder dass zumindest die Null steht. Wenn ich eine gute Leistung bringe, weiß ich ja, dass ich meinen Teil dazu beitrage, dass man irgendwann vielleicht mal wieder gewinnt. Wenn aber der Erfolg ausbleibt, ist das nur ein schwacher Trost.

SPOX: Wie läuft es denn für Sie persönlich?

Fromlowitz: Am Anfang hatte ich Anlaufschwierigkeiten, weil ich ein Jahr nur auf der Bank saß. Jetzt läuft es von Spiel zu Spiel besser und ich bekomme immer mehr Selbstvertrauen. Ich denke, ich habe die Entscheidung gerechtfertigt, dass mich der Trainer zur Nummer eins gemacht hat.

SPOX: Wie geht die Mannschaft mit der Negativserie um? Herrscht da Grabesstille in der Kabine, macht man sich gegenseitig Vorwürfe?

Fromlowitz: Bei uns ist das nicht so. Wir müssen jetzt einfach mit der Situation umgehen und dürfen uns nicht gegenseitig zerfleischen. Wir haben am Freitag auch einen Mannschaftsabend zusammen gemacht und ich hoffe, dass uns das den letzten Schub gibt, dass wir gegen Offenbach auch endlich das umsetzen, was wir im Training zeigen.

SPOX: Wie darf man sich so einen Mannschaftsabend vorstellen?

Fromlowitz: Wir haben Bowling gespielt, ein Bierchen zusammen getrunken und einfach mal Klartext geredet. Ich hoffe, dass wir damit die Köpfe ein wenig frei bekommen haben.

SPOX: War der Trainer dabei?

Fromlowitz: Nein, der Trainer war nicht dabei. Das haben wir unter uns geregelt. Wir wollen gegen Offenbach jetzt aber auch für den Trainer spielen, weil wir alle sehr von ihm überzeugt sind. Er ist momentan wirklich die ärmste Sau da draußen. Er probiert wirklich alles und wir enttäuschen ihn jedes Mal aufs Neue.

SPOX: Was ist dieser Kjetil Andre Rekdal für ein Typ Trainer? Ein harter Hund oder doch eher ein Kumpeltyp?

Fromlowitz: Man meint vielleicht, dass er ein harter Hund ist, aber wenn man ihn näher kennenlernt, dann merkt man, dass er immer ein offenes Ohr für jeden Spieler hat. So einen Trainer wünscht man sich als Profi-Fußballer und wir hoffen alle, dass er im Amt bleibt.

SPOX: Gegen Wehen sind Sie zuletzt nach dem Spiel in die Kurve gegangen, haben den Dialog mit den Fans gesucht. Was sagen Sie den FCK-Fans nach so einer Leistung?

Fromlowitz: Ich wollte die Meinung der Fans hören. Obwohl wir momentan wirklich sehr, sehr schwache Leistungen zeigen, stehen sie immer noch hinter uns. Ich muss in weinende Gesichter von älteren Personen sehen und dann merkt man sich schon, was für eine Bedeutung das alles hat. Ich bin in Kaiserslautern aufgewachsen und bin selber in der Kurve gestanden. Wenn ich so ein Spiel mit ansehen müsste, wäre ich auch enttäuscht und sauer. Das habe ich den Fans gesagt.

SPOX: Ruhen sich manche vielleicht auf dem Namen FCK aus, frei nach dem Motto: Ich spiele bei Kaiserslautern, da können wir gar nicht in die Regionalliga absteigen?

Fromlowitz: Nein, das denke ich nicht. Für jeden ist es eine tolle Sache für den FCK zu spielen. Klar, der FCK ist nicht mehr das, was er mal war - das wissen auch die anderen Mannschaften, wenn sie zu uns hoch fahren.

SPOX: Denken Sie, dass alle im Team kapiert haben, um was es hier geht?

Fromlowitz: Ich hoffe es. Wenn nicht, dann wären manche Spieler fehl am Platz und dann hätten wir es auch nicht verdient, drin zu bleiben. Ich denke aber, dass jedem klar ist, dass wir nicht über die oberen Tabellenregionen nachdenken brauchen. Wir müssen jetzt erstmal schauen, dass wir da unten rauskommen.

SPOX: Ihre Mannschaft ist sehr jung, man könnte auch sagen unerfahren. Kann das Team mit diesem Druck umgehen?

Fromlowitz: Klar ist das auch Kopfsache. Man fragt sich natürlich schon: Können wir es wirklich so gut, wie wir es in der Vorbereitung gezeigt haben? Das zieht einen runter. Aber jetzt muss sich einfach jeder auf sein Herz und seine Leidenschaft verlassen und dann können wir mit Kampf und Leidenschaft vielleicht auch mal ein Spiel rumdrehen.

SPOX: Wie zuversichtlich sind Sie, dass sich die Mannschaft gegen den OFC steigert und es endlich mit dem ersten Sieg klappt?

Fromlowitz: Mir ist es eigentlich egal, wie wir spielen - Hauptsache wir holen die drei Punkte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

SPOX: Welche drei Dinge braucht es, um da unten raus zu kommen?

Fromlowitz: Ganz einfach: Selbstvertrauen, Herz und Punkte.

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