WM

Mit oder ohne Miro?

Von Für SPOX in Helsinki: Stefan Rommel
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© Getty

Wer läuft im WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Finnland (19.20 Uhr im SPOX-TICKER) auf, wer bleibt draußen? Bundestrainer Joachim Löw machte auf der Pressekonferenz am Dienstag wenige Angaben und gab sich nachdenklich.

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Jogi Löw machte einen leicht angespannten Eindruck.

Die Diskussionen um den Zwist zwischen Teammanager Oliver Bierhoff und Kapitän Michael Ballack sowie das öffentliche Rätselraten um Miroslav Kloses Formtief ließen den Bundestrainer auf der letzten Pressekonferenz vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland energischer und offener als gewohnt auftreten.

Vor einigen Tagen waren seine Aussagen im Hinblick auf einen Platz Kloses in der ersten Elf gegen die Finnen noch als Stammplatzgarantie interpretiert worden, im Congress Center von Helsinki aber ließ sich Löw nicht (mehr) zu einem eindeutigen Bekenntnis für Klose hinreißen.

"Werde mit ihm sprechen"

"Ich werde mit ihm noch mal sprechen. Grundsätzlich ist das Vertrauen in Miroslav groß, wir stehen da hinter ihm. Aber dass er momentan nicht die Form hat, ist uns allen auch bewusst. Über Veränderungen denke ich nach, auch noch in den nächsten Stunden", sagte Löw.

"Wir haben uns das Liechtenstein-Spiel noch mal sehr genau angeschaut. Man hat schon gemerkt, dass nicht alle Spieler in hervorragender Form sind im Moment. Die Entscheidung wird nicht einfach", so Löw.

Gemeint könnte damit neben Klose auch Clemens Fritz sein, der im Spiel gegen Liechtenstein "nicht in der Verfassung war, wie man sie von ihm kennt. Er war nicht so präsent. Er lebt von seiner Technik und seiner Dynamik, die hat ihm da gefehlt. Aber vielleicht bekommen wir das bis morgen noch hin."

Keine Zeit für Konflikte

Im Fall Klose sieht der Bundestrainer allerdings schon erhebliche Fortschritte. "Im Training hat er die Dynamik und Schnelligkeit, die er braucht. Da ist alles zu sehen, auch eine Leistungssteigerung. Vielleicht braucht er nur ein Spiel, dann hat er wieder seine gewohnte Form."

Bezüglich der Aufstellung gegen den "gefährlichen, weil ungemein kampfstarken und leidenschaftlichen Gegner Finnland" hält sich Löw also noch bedeckt - im Streit zwischen Teammanager Bierhoff und Kapitän Ballack aber fand der 48-Jährige deutliche Worte.

"Für mich ist das kein Thema mehr. Wir legen unsere absolute Konzentration nur auf das Spiel gegen Finnland, das steht über allem", sagte Löw und fügte energisch an: "Sie können da sicher sein, dass ich ganz genau hinschaue und beobachte und auch ganz genau hinhöre, was innerhalb der Mannschaft passiert. Aber im Moment zählt nur Finnland und dafür haben wir den Tunnelblick. Zwei Tage vor so einem wichtigen Spiel beschäftige ich mich mit damit überhaupt nicht."

Das Thema nervt Löw und ganz offensichtlich ist er stark daran interessiert, es in der Mannschaft so klein wie möglich zu halten.

Unangenehme Finnen

Vielmehr gilt alle Konzentration voll dem Spiel gegen Finnland. "Sie sind sehr gut organisiert und verfügen über einige Spieler mit großer Klasse. In der EM-Qualifikation sind sie mit 24 Punkten nur knapp an Polen und Portugal gescheitert. Hätten sie ihren Ausrutscher gegen Aserbaidschan damals nicht gehabt (0:1, Anm. d. Red.), dann wären sie zur EM gefahren."

Besonders die kompakte finnische Spielweise bereitet Löw Kopfzerbrechen. "Alle Mannschaften haben gegen Finnland große Probleme. Sie sind sehr unangenehm zu spielen und besitzen diesen 'fighting spirit', der sie nie aufgeben lässt."

Am Gegner orientieren will sich der Bundestrainer, der zusammen mit Chef-Scout Urs Siegenthaler etliche Spiele der Gastgeber auf DVD gesichtet hat, aber nicht.

Vielmehr erwartet er von seiner Mannschaft, dass sie unabhängig davon versuchen soll, "ihr Spiel nach vorne zu machen. Unsere Spieler wollen immer nach vorne spielen und das sollen sie am Mittwoch auch zeigen".

Metze steht hinten an

Bis auf die beiden vakanten Stellen rechts in der Viererkette und im Sturm wird Löw der Elf vertrauen, die auch in Liechtenstein zumindest phasenweise überzeugen konnte. So wird Heiko Westermann neben Serdar Tasci wieder die Innenverteidigung bilden.

"Der Bundestrainer hat mir die Chance gegeben, auf meiner Lieblingsposition zu spielen. Dafür bin ich dankbar, den dort liegen meine Stärken", sagte Westermann, der zuletzt in seinem Verein Schalke 04 auf den Außenbahnen und sogar im Mittelfeld aushelfen musste.

Christoph Metzelder sieht Löw im Moment eher in der zweiten Reihe: "Er ist jetzt zweite Wahl und steht hinten dran. Aber trotzdem steht ihm die Führungsrolle innerhalb der Mannschaft weiter zu. Wir müssen ihn in den nächsten Monaten wieder stark machen, weil ich überzeugt bin, dass er in den nächsten Jahren weiterhin sehr wichtig für uns sein wird."

Sonderlob für Lahm

Besonderes Lob fand Löw für Philipp Lahm, der in Helsinki zum 50. Mal im DFB-Trikot auflaufen wird. "Er hält seit Jahren schon permanent ein wahnsinnig hohes Niveau und legt eine Konstanz an den Tag, die kein anderer Spieler hat. Für mich ist Philipp ein Weltklassespieler."

Nach der Frage eine finnischen Journalisten, ob er sich wie im EM-Viertelfinale gegen Portugal - als er nach seiner Sperre die Partie auf der Tribüne verfolgen musste - wieder einen Zigarette anstecken würde, kam zum Abschluss dann wieder der kecke Jogi im Bundestrainer zum Vorschein.

"Vielleicht würde ich das gerne. Aber ich werde morgen das Spiel unten auf der Bank beenden. Das kann ich jetzt schon versprechen."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Finnland: Jääskeläinen - Pasanen, Kuivasto, Hyypiä, Kallio - Eremenko, Heikkinen - Johansson, Väyrynen, Kolkka - Forssell.

Deutschland: Enke - Fritz (Hinkel), Tasci, Westermann, Lahm - Schweinsteiger, Rolfes, Hitzlsperger, Trochowski - Klose (Gomez), Podolski.

Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)

Impressionen aus Helsinki

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