Wie der Schlagzeuger einer Band

Von Aufgezeichnet von Andreas Lehner
Mario Himsl war 2010 Jahrgangsbester der Fußballlehrer-Ausbildung des DFB
© spox

Die Position des Sechsers wurde in den bisherigen Teilen vor allem aus der Sicht des Spielers betrachtet. Jetzt ist es an der Zeit, auch den Trainern und seine taktischen Überlegungen und Methoden ins Spiel zu bringen. Ein Gastbeitrag von Mario Himsl, der 2010 den Lehrgang zum Fußballlehrer als Notenbester abschloss und aktuell als Assistenzcoach von Christian Ziege bei Arminia Bielefeld arbeitet. Die vier Schritte zum Erfolg.

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Schritt 1: Festlegen der Spielidee

Natürlich muss man die Spielidee an das vorhandene Spielermaterial anpassen, aber vor allem auf dem gehobenen Level, wo sich die Trainer meistens eine Mannschaft nach ihren Wünschen zusammenstellen können, ist die Entwicklung einer Spielidee fundamental. Jeder Trainer entwickelt eine klare Vorstellung, wie er Fußball spielen lassen möchte. Dabei gibt es kein Patentrezept und verschiedene Möglichkeiten, um erfolgreich zu sein.

Ein gutes Beispiel war das Champions-League-Finale, in dem zwei Trainer mit unterschiedlichen Spielideen aufeinandertrafen. Auf der einen Seite Louis van Gaal, dessen Spiel auf Ballbesitz beruht und dessen Team sich dadurch viele Freiräume erspielen will. Der FC Bayern versucht, Spieler auf gewissen Positionen, wie Arjen Robben im rechten Mittelfeld, so freizuspielen, dass dieser ins Eins-gegen-eins gehen kann.

Van Gaal setzt darauf, dass die Qualität seiner Spieler so hoch ist, dass sie sich mit langen Ballbesitzzeiten Chancen erspielen können. Dazu braucht es zwei spielstarke Sechser.

Jose Mourinho hat für Inter Mailand dagegen postuliert: Ich brauche keinen Ballbesitz. Ich habe eine Mannschaft, die super verteidigt und die taktisch sehr gut geschult ist. Deshalb hat er auch zwei defensivstarke Sechser aufgeboten. Esteban Cambiasso und Thiago Motta, beziehungsweise Dejan Stankovic mussten keine genialen Fußballer sein.

Für Mourinho war es wichtig, dass diese Spieler stark im Zweikampf sind, Gespür für den Raum, ein klares, einfaches Passspiel sowie ein gutes Umschaltverhalten haben. Denn Mourinhos Ziel war es, bei Ballgewinn schnell nach vorne zu spielen. Das musste gar nicht 25 Mal pro Spiel der Fall sein. Mourinho hat gemerkt, dass seine Mannschaft nach vorne so viel Qualität besitzt und vier, fünf Aktionen ausreichen, um zwei Tore zu erzielen.

Die Spielidee dient also als Grundlage für die Auswahl der bevorzugten Spielertypen. Auf dieser Basis stellt der Trainer seine Mannschaft zusammen. Insgesamt sollte er aber nicht zu sehr an seiner Spielphilosophie kleben. Wenn ich als Trainer unbedingt mit zwei Sechsern spielen will, aber gar nicht die Leute dafür habe, dann ist es schwierig, das den Spielern beizubringen.

Das System sollte immer an die Spieler angepasst werden. Denn auch wenn ich eine Vorstellung von meinem Fußball im Kopf habe, muss ich als Trainer in der Lage sein, zu erkennen, wie viel davon die Mannschaft tatsächlich umsetzen kann.

Hier geht's zu Teil 2: Festlegen der Grundordnung

Hier geht's zu Teil 3: Sichtung des Spielermaterials

Hier geht's zu Teil 4: Trainingsinhalte