Auswärtsspiel – die SPOX-Kolumne: Adama Traores Rückkehr zu Barca - MSN war mal, jetzt kommt FAT

Von Fatih Demireli
adama
© getty

Adama Traore war beim FC Barcelona eigentlich schon gescheitert. Dass die Katalanen den Flügelstürmer zurückholen, ist ein Verdienst des Spaniers und der katastrophalen Personalpolitik vergangener Jahre. Traore ist ein Gesicht der Erneuerung, aber auch eine Erinnerung an früher.

Cookie-Einstellungen

Jose Manuel Pinto spielt kein Fußball mehr. 2018 beendete er seine Karriere und hat sich seither der Musik gewidmet. Er nennt sich Wahin, hat ein eigenes Label und gibt zusätzlich Zumba-Unterricht. Alex Song spielt inzwischen in Dschibuti beim Klub AS Arta/Solar 7. Über Gehalt, Vertragslänge und Co. gibt es keine gesicherten Informationen.

Auffällig ist der Kameruner zuletzt nur durch Interviews geworden. Adriano kickte zuletzt in Eupen in der belgischen Liga, ist aber seit Sommer vertragslos. Gehört hat man über ihn, dass die spanischen Finanzbehörden noch auf Geld warten. Bei allen anderen weiß man mehr oder weniger Bescheid, wie es ihnen geht oder was sie gerade machen.

Da sind Gerard Pique oder Sergio Busquets, die immer noch beim FC Barcelona spielen. Neymar, der bei Paris Saint-Germain seinen Lebensunterhalt verdient. Alexis Sanchez wurde zuletzt mit Inter Meister. Xavi ist inzwischen Trainer, Andres Iniesta in Japan. Cesc grüßt aus Monaco.

Adama Traore: Nur viermal für Barcelona

Es hat sich viel getan seit dem Debüt von Adama Traore beim FC Barcelona im November 2013. Ein in der Historie unbedeutendes 4:0 gegen Granada an der Seite von Pinto, Cesc, Iniesta und Co. Dreimal durfte Traore danach noch für die Profimannschaft der Katalanen spielen. Den Rest verbrachte er bei der zweiten Mannschaft und startete dann ab 2015 eine England-Reise mit Stationen wie Aston Villa, Middlesbrough und Wolverhampton.

Kein Karriereverlauf, der grundsätzlich großen Glauben entwickeln ließ, dass der Spanier mit malischen Wurzeln eines Tages den Weg zurück zum FC Barcelona findet. Bei anderen Talenten aus La Masia wie Gerard Deulofeu sicherte man sich damals zumindest eine Rückkaufoption, die Barca 2018 sogar zog und den Flügelstürmer aus Everton zurückholte.

Aber Traore wurde ohne jegliche Optionen für die Zukunft hergegeben. Warum auch? Wenn Barca einen Offensivspieler benötigte, lag das Geld locker. Ousmane Dembele, Coutinho, eben jener Deulofeu, Malcom, Antoine Griezmann, Martin Braithwaite, Francisco Trincao. Die Liste ist lang - und teuer.

Der Running Back aus La Masia

Aber mit jedem gescheiterten Transfer wuchsen die Schulden an und irgendwann wurde Barcelona quasi handlungsunfähig. Der Gipfel war der Weggang von Lionel Messi zu Saisonbeginn, als man den vielleicht weltbesten Spieler nicht mehr halten konnte. Wenige Monate später war auch klar, dass der eingeschlagene Weg unter Ronald Koeman mit einem Sparflammen-Barcelona nicht funktionieren kann und der Klub drohte, so in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Hinzu kam das historische schlechte Abschneiden in der Champions League. Der FC Barcelona ist erstmals seit 21 Jahren in der Gruppenphase ausgeschieden: mit nur zwei geschossenen Toren in sechs Spielen. Ein Ergebnis nicht nach sechs Spielen in einer Gruppe mit dem FC Bayern, sondern ein Gesamtresultat vieler Jahre katastrophaler Politik.

In der Zeit des langsamen Niedergangs des FC Barcelona entwickelte sich Traore in England zu einem hervorragenden Spieler. Auffällig waren nicht nur seine Muskeln, die Traore wie einen Running Back aus der NFL aussehen lassen. Auch die Spielqualität des Angreifers entwickelte sich zunehmend mit jeder Station.

Pep Guardiola: "Traore ist wie ein Motorrad"

Ein Muskelprotz, der eine überragende Ballführung hat und vom Ball auch auf engstem Raum nicht zu trennen ist. Eine brutale Kombination. Irgendwann schmierte sich Traore Öl auf die Haut, weil die Gegenspieler nur noch durch Ziehen und Zerren Hilfe fanden. Traore gehörte zu den drei am häufigsten gefoulten Spielern in der Premier League in den letzten fünf Jahren.

"Er ist wie ein Motorrad", sagte mal Pep Guardiola: "Er ist einfach nicht aufzuhalten." Auch Pep hatte Traore für Manchester City ein paar Mal im Visier. Klar: Wenn nicht ein Schüler aus Barcelona, wer sonst?

So gesehen passt Traore auch hervorragend zum neuen FC Barcelona. Er ist nicht nur ein Gesicht der Erneuerung, sondern auch eine Erinnerung an bessere Zeiten. Als Barcelona Tiki-taka spielte, aber auch die Angriffe für den Gegner zermürbend schnell vollzogen wurden. Xavi macht zwar das Spiel lieber breiter als damals, aber Traore kann als klassischer sowie als inverser Flügelspieler fungieren und ist vielseitig einsetzbar. Links, im Zentrum, aber am liebsten rechts.

Gewiss ist Traore keine Statistik-Maschine. In der Premier League kommt er auf acht Tore und 16 Assists in 160 Spielen. So muss man auch seine Statistik von einem Tor in 20 Liga-Spielen in der laufenden Saison lesen. Ein Quantensprung wird es wohl auch in Barcelona nicht geben, aber dafür sind ja auch andere da.

Ergreift er seine Chance, ist es wohl nur Formsache, dass der FC Barcelona die Option im Sommer zieht und Traore für 35 Millionen Euro fest verplichtet.

Die Ankunft von Pierre-Emerick Aubameyang und Ferran Torres macht Hoffnung darauf, dass Barca die Offensive deutlich temporeicher und explosiver macht als zuvor. Es ist zwar längst kein MSN-Format (Messi-Suarez-Neymar), aber mit FAT (Ferran-Aubameyang-Traore) lässt sich auch Schlagzeilen machen.

Artikel und Videos zum Thema