"Mes que un caos" beim FC Barcelona: Die Verjagung von Arthur als Sinnbild von Barcas Selbstentfremdung

Beim FC Barcelona hängt der Haussegen schef.
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"Barcas fußballerische Konzeptlosigkeit wird von Saison zu Saison deutlicher", sagt der spanische Goal-Reporter Ignasi Oliva, der den Klub täglich begleitet. "Messi ist immer noch Messi, aber 33. Er kann nicht alles allein regeln. Vorne fehlt ihm die Unterstüzung."

Eigentlich kurios, wenn man bedenkt, dass im Kader von Barca noch Kaliber wie Luis Suarez (33) und Antonie Griezmann (29) stehen. Doch der im Kombinationsspiel schon immer limitierte Suarez ist körperlich nicht mehr auf dem Level vergangener Spielzeiten und der vor Saisonbeginn für 120 Millionen Euro von Ligarivale Atletico verpflichtete Griezmann auch nach 42 Einsätzen im Barca-Dress ein Mysterium, das zu einem Missverständnis von Coutinho'schen Dimensionen zu verkommen droht.

Barca hat neben Messi nur noch einen Offensivspieler, der sich aufdrängt

Wie in Vigo wurde Griezmann, immerhin Weltmeister mit Frankreich, zuletzt meist eingewechselt. "Defensiv arbeitet Griezmann gut, aber Setien schafft es nicht, ihn ins Offensivspiel einzubinden. Auf dem linken Flügel ist er verschenkt, weil er kein Spieler mehr ist, der oft ins Eins gegen Eins geht", meint Experte Oliva.

Bis auf Messi und den langzeitverletzten Ex-Dortmunder Ousmane Dembele ist Eigengewächs Ansu Fati der einzige Offensivakteur, der die Fähigkeit mitbringt, ein bis zwei Gegenspieler stehen zu lassen und so Überraschungsmomente im letzten Drittel zu generieren.

Fati ist mit seinen 17 Jahren jedoch nicht beständig genug, glaubt jedenfalls Setien, der sich wie Valverde zuletzt häufiger der Kritik ausgesetzt sah, zu wenig auf die aus der Mode gekommene Talentschmiede "La Masia" zu achten. "Wenn ich drei oder vier Jugendspieler einsetze und wir nicht gewinnen, entlassen sie mich", lautete die Antwort von Setien auf die Vorwürfe seiner Kritiker. Das könnte nun ohnehin passieren.

Barcelona entfremdet sich von seinen Werten

Eine Antwort, die viel über das Barca unter dem bei den Mitgliedern schon länger in Ungnade gefallene Präsidenten Josep Bartomeu aussagt. Ein Barca, das sich von seinen eigenen fußballerischen Werten zu entfremden droht. Ein Barca, das sich bereits von seinen eigenen moralischen Werten entfremdet hat, wie nicht erst die Posse um Arthur belegt. Ein Barca ohne klar erkennbaren Plan und ohne einen mutigen, durchsetzungsfähigen Trainer wie Pep Guardiola oder Luis Enrique, sondern mit einem sich fügenden Übungsleiter, der einer Marionette gleichkommt.

"Mes que un caos", mehr als ein Chaos. Auch wenn das Meisterrennen mit dem zwei Zähler entfernten Erzrivalen Real Madrid sechs Spieltage vor Schluss noch längst nicht entschieden ist und in der Champions League die Chance auf den Viertelfinaleinzug besteht, so wünschen sich nicht wenige "Cules" einen zeitnahen Umbruch - auf allen Ebenen.

Sportlich dürften allerdings keine revolutionären Veränderungen zu erwarten sein. Das große Geld für große Spieler, es fehlt nach all den weniger überzeugenden Transfers der vergangenen Jahre. Eine Rückholaktion von Neymar ist ob ihrer Kostspieligkeit vom Tisch.

Barca muss erst verkaufen - ehe es neue Spieler kaufen kann

Und Lautaro Martinez, der 22 Jahre alte Torjäger von Inter Mailand, steht bei Barca zwar im Wort, doch um den bis zu 100 Millionen Euro teuren Argentinier in diesem Sommer zu bekommen, muss der Klub einige Spieler von der Gehaltsliste kriegen. Ivan Rakitic oder Arturo Vidal zum Beispiel, doch die beharren, was auch ihr gutes Recht ist, auf ihre hochdotierten Verträge.

Fix verpflichtet ist bisher nur Pedri, ein 17-jähriger Offensivallrounder von Zweitligist Las Palmas, dem zugetraut wird, eines der spanischen Aushängeschilder der Zukunft zu werden. Auf ihm und anderen jungen Spielern wie Riqui Puig, einem sich aufdrängenden Mittelfeldtalent, dürften in den kommenden Jahren große Hoffnungen ruhen. Die ruhten aber bekanntlich auch auf Arthur, den sie in Barcelona nun für einen sieben Jahre älteren Spieler opfern.

LaLiga: So eng ist der Titelkampf zwischen Barca und Real

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Real Madrid3260:213971
2.FC Barcelona3272:333969
3.Atletico Madrid3241:231858
4.FC Sevilla3245:331254
5.FC Villarreal3251:401151

LaLiga: Die Restprogramme von Barca und Real

SpieltagFC BarcelonaReal Madrid
33Atletico (H)Getafe (H)
34Vilarreal (A)Bilbao (A)
35Espanyol (H)Alaves (H)
36Valladolid (A)Granada (A)
37Osasuna (H)Villarreal (H)
38Alaves (A)Leganes (A)
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