Der noch größere Arsch

SID
Selbst Joey Barton war von Real Madrids Pepe erstaunt
© getty
Cookie-Einstellungen

Primera Division

Von Frank Oschwald

Clasico des Spieltags: Vaya Partido, hörte man am Sonntagabend zahlreiche Spanier stöhnen. Was ein Spiel! Sieben Hütten, eine Rote Karte, ein Hattrick und drei Elfmeter. Ein Fußballspektakel, das es so zuletzt in La Liga nicht zu sehen gab. Blickt man allerdings nüchtern auf die blanken Fakten, hätte man einen derartigen Spielverlauf problemlos erahnen können. Dass es bei den teilweise wilden Defensiv-Auftritten der beiden Teams gleich sieben Mal klingelt, lag auf der Hand.

Um zu wissen, dass Messi ein solches Match entscheiden kann, muss man ebenfalls nicht bei "Sky90" in der Expertenrunde sitzen. Und die Rote Karte von Ramos hätte auch der Agrarwissenschaftler von nebenan, der von Fußball keinen Schimmer hat, vorhersagen können. Es ist ja schließlich Ramos. Und es ist der Clasico. Überraschend war allerdings der Auftritt von Pepe. Der sonst so friedliche Portugiese ließ sich von seinen Emotionen leiten und ging nach einer sachlich geführten Kopf-an-Kopf-Diskussion mit Barca-Rüpel Cesc Fabregas zu Boden.

Ausgerechnet Pepe. Schließlich ist dieser nicht als Spieler bekannt, der sich ohne Grund in die Wiese legt. Behandelt werden musste der Verteidiger nicht und zwei Minuten nach der wüsten Attacke ging's auch wieder überraschend gut beim Portugiesen. Joey Barton nahm ihm die Aktion komischerweise nicht ab. "Pepe ist auf dem Platz ein noch größerer Arsch als ich. Und das mag was heißen", twitterte der Brite, seines Zeichens Vorzeige-Arsch des englischen Fußballs, während der Partie.

Noch bissiger fasste die englische Presse den Abend zusammen: "Der Clasico ist ein äußerst ärgerlicher Mix zwischen wirklich großartigem Fußball und einem fürchterlichen Gezicke aller Beteiligten." Was bleibt vom 259. Clasico also übrig? Ein vogelwildes Spiel, eine wieder spannende Meisterschaft, zahlreiche schlaflose Nächte bei Schiri Undiano und der Fakt, dass die Ständig-auf-Ballhöhe-Kamera großer Käse ist.

Fehlschuss des Spieltags: Vergesst Frank Mill. Vergesst Jakub Blaszczykowski. Alles Kindergarten gegen den Fehlschuss des Wochenendes. Denn Jairo bewarb sich in Osasuna mehr als inbrünstig für jeden Saisonrückblick. Nach einer wunderbaren Kombination stand der kleine Spanier komplett blank vor dem leeren Tor, der Keeper lag bereits sonstwo.

Von rechts kam der Ball in den Strafraum, auf Höhe des Fünfers hätte Jairo den Ball nur noch über die Linie drücken, nein, hauchen müssen. Hätte, hätte, Fahrradkette - der Schuss ging an die Latte. Die Szene lief jedoch weiter und rundete das Kuriosum ab. Osasuna-Verteidiger Abella sprang der Ball Sekunden später an die Hand - Elfmeter Sevilla. Jairo durfte nicht schießen.

Und sonst? Was für den Spanier der Clasico, ist für den Sevillaner das Derby zwischen Betis und dem Stadtrivalen FC. In der Europa League gab's unter der Woche das "Derbi Sevillano" erstmals auf europäischer Bühne. Und für das als Arbeiterverein bekannte Betis hätte es nicht bitterer laufen können. Im Hinspiel entführte man aus dem gegnerischen Stadion einen 2:0-Sieg, um im Rückspiel nach einem 0:2 in der regulären Spielzeit im Elfmeterschießen zu verlieren.

Das ist ungefähr so, als würde man einem Dreijährigen das einzige Spielzeug entreißen und es vor den Augen zertrampeln. Denn Betis ist in der Liga dermaßen Letzter, das Almeria als Vorletzter bei einem Spiel weniger bereits sieben Punkte Vorsprung hat. Jetzt ist das Spielzeug EL allerdings auch hinüber.

Umso höher ist den Betis-Fans die Geste am Wochenende anzurechnen. Im Heimspiel gegen Atletico gab's bei der Auswechslung in der 27. Minute unüblicherweise stehende Ovationen und tosenden Applaus für den eingewechselten Momo. Dieser verschoss in der EL gegen den Stadtrivalen den entscheidenden Elfmeter.

Seite 1: Die Avellino-Sause und Mazzarris Gesellschaftskritik

Seite 2: Little bitch und die Klatschpappen-Problematik

Seite 3: Der noch größere Arsch und Frank Mill reloaded